Nachhaltige Lieferketten, integrative Mobilitätskonzepte, alternative Energien: So sieht die Zukunft von Logistikimmobilien aus. Von Martin Zunken, Robert C. Spies
Die Bedeutung funktionierender Lieferketten ist heute höher denn je. Bei den Logistikern zählt jede Minute – und jeder Cent. Die meisten modernen Logistikliegenschaften sind daher vor allem auf Effizienz getrimmt, um die Wirtschaft in diesen so herausfordernden Zeiten am Laufen zu halten. Eine Entwicklung, die auch die Zukunft der Logistikimmobilie weiter bestimmen wird. Aber nicht ausschließlich, denn gesellschaftsrelevante Wandlungsprozesse gibt es viele.
Bestandsaufnahme: Vor allem der E-Commerce und die Handelslogistik kannten in den vergangenen Jahren maßgeblich nur eine Richtung: Expansion. Neben der Corona-Pandemie haben Parameter wie stabile Baukosten und ein sehr niedriges Zinsniveau dazu beigetragen. Seit Beginn des Jahres zeigt sich der Markt jedoch eher verunsichert und abwartend. Ein Ende der Expansionsfreude bedeutet das zwar noch nicht, sie wird sich allerdings deutlich bedachter und zurückhaltender als in den vergangenen Jahren gestalten.
Brownfields werden größere Rolle spielen
Hinzu kommt, dass geeignete, mobilitätsfreundliche Flächen rar gesät sind. Während in den großen logistisch geprägten Ballungszentren die Nachverdichtung größtenteils abgeschlossen ist, stieg der Anteil der sogenannten Brownfields in den vergangenen Jahren spürbar. Sie werden zukünftig eine immer bedeutendere Rolle spielen, denn aus logistischer Sicht sind derartige Grundstücke oftmals die einzige Möglichkeit, um sowohl innenstadtnah zu denken als auch – im Spiegel der Logistikmobilität – ressourcenverträglich zu agieren.
Hybride Konzepte wären eine Lösung; sie werden aber noch zu selten von der Gesellschaft akzeptiert. Die Paketzustellung soll zwar bestenfalls binnen weniger Stunden erfolgen, der Logistiker jedoch trotzdem nicht in direkter Nachbarschaft angesiedelt sein. Ein Zwiespalt, den es zu lösen gilt.
Mobilitätsknotenpunkte der Wirtschaft
Auch das Thema Nachhaltigkeit genießt große Aufmerksamkeit. Einerseits aufgrund gesetzlicher Fokussierung; andererseits, weil große Flächen ebenso großes Potenzial für nachhaltiges Wirtschaften aufweisen. So wird derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung von effizienteren Photovoltaik-Speichermedien gearbeitet, um Energie selbst in sonnenärmeren Zeiten nutzen zu können.
Windenergie und Geothermie sind ebenfalls längst Bestandteil der Agenda – genau wie E-Fuels und Wasserstoff zum Betreiben von Fahrzeugen sowie als Energiequelle für die Wärmeerzeugung. Stimmen, die den Verzicht auf fossile Brennstoffe im Immobilienkontext fordern, werden schließlich immer lauter. Der Mobilitäts- und der Logistiksektor zeigen hier deutliche Parallelen.
In ihrer Bedeutung als Mobilitätsknotenpunkte der Wirtschaft sind beide Welten hinsichtlich der Immobilie per se ohnehin untrennbar miteinander verbunden, da Ladepunkte, Verkehrswege & Co. vor dem Hintergrund der Effizienz neu gedacht werden müssen. Meist stehen hier jedoch konkrete Eingriffe in die technische Gebäudeausstattung im Vordergrund: Stromspitzen, alternative Energien oder auch die Nutzung von KI werden das Bild von Logistikliegenschaften als wichtige Zentren der Wirtschaftsmobilität zukünftig prägen.
Allerdings sind Bestandsliegenschaften oftmals entsprechende Grenzen gesetzt, beispielsweise wenn die Gebäudeinfrastruktur Anpassungen nicht zulässt beziehungsweise diese wirtschaftlich gesehen wenig aussichtsreich erscheinen. Fakt ist: Die Themen sind bekannt und alternative, innovative Ansätze durchaus vorhanden, aber für Unternehmen oftmals einfach nicht wirtschaftlich darstellbar. Dieser Weg muss also noch gegangen werden. Und genau das wird zukünftig passieren. Für nachhaltige Lieferketten. Für integrative Mobilitätskonzepte. Für die Logistikimmobilie der Zukunft.