Visualisierung des Projekts Seestadt in Mönchengladbach mit Wasserlauf im Vordergrund
Visualisierung des Projekts Seestadt in Mönchengladbach. (Quelle: Catella)

Projekte 2023-10-18T14:15:42.480Z Kostbare Wasserlage

Wasser macht nicht nur nass: Immobilien in der Nähe von Flüssen, Seen oder am Meer haben meist einen höheren Wert als anderswo. Von Bianca Diehl

Wasser übt eine Faszination auf uns Menschen aus. Ein Grund ist sicherlich, dass Wasser ein kostbares Gut ist. Dies zeigen der weltweite Klimawandel und mehrere aufeinanderfolgende Jahre mit Hitze und Trockenheit sehr eindringlich. Diese Entwicklungen wirken sich zum Beispiel auf die Trinkwasserversorgung in Deutschland aus. Erste Einschränkungen verdeutlichen dies. Trockenheit und Hitzeperioden haben in den vergangenen Jahren bereits zu Engpässen bei den Verfügbarkeiten der Wasserressourcen geführt. Im Jahr 2022 betraf dies 19 Prozent der in einer Umfrage des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) befragten 360 Versorger.

Luftbild Medienhafen Düsseldorf, Projektfläche Kesselstraße
Luftbild des Medienhafens in Düsseldorf, Projektfläche Kesselstraße. (Quelle: euroluftbild.de/Hans Blossey)

Allerdings stellt auch zu viel Wasser eine Gefahr dar. Durch die steigenden Temperaturen nimmt das Risiko für Starkregen und Hochwasser zu. Wenn es um Hochwasser geht, ist der Keller die größte Schwachstelle des Hauses. Vor allem Fenster und Abwasserrohre sind oft nicht ausreichend gesichert. Versiegelte Flächen wie Asphaltstraßen oder Betonflächen verhindern, dass Regenwasser im Boden versickert, und führen zu Oberflächenabfluss und Überflutungen. Entsiegelung verringert nicht nur das Hochwasserrisiko, sondern fördert auch die ökologische Vielfalt und verbessert das Mikroklima. Bei Neubauten sollte daher der Hochwasserschutz von Anfang an mitgedacht werden.

Bei Bestandsgebäuden drohen möglicherweise Abschläge bei der Immobilienbewertung wegen der Bedrohung durch Wasserschäden bei Starkregen. Rund eine Million Wohnimmobilien im Wert von mehr als 638 Milliarden Euro sind laut einer Studie von On-Geo und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hiervon betroffen. „Vor dem Hintergrund der bereits eintretenden Folgen des Klimawandels wird die Widerstandsfähigkeit des Gebäudes gegenüber standortspezifischen Extremwetterereignissen sowie sonstigen Veränderungen der Umwelt zu einem risikorelevanten und wertbeeinflussenden Merkmal“, stellt Professor Dr. Thomas Lützkendorf, Leiter des Fachgebietes Immobilienwirtschaft, Karlsruher Institut für Technologie, fest.

Wertinsel im städtischen Wohnraum

Trotz dieser Gefahren träumen viele vom Blick auf Wasser aus dem Fenster der eigenen Immobilie. Die Plattform Uswitch.com/mortgages hat europäische Städte mit Wasserlagen nach Sonnenschein-Stunden pro Monat, Luft- und Wassertemperatur sowie Grünflächen gerankt. Demnach wohnen Immobilienbesitzer im italienischen Bolsena im schönsten Wasserlagen-Standort. In Deutschland kommt Friedrichshafen auf Rang eins, und Lindau und Konstanz teilen sich Platz zwei. Damit ist der größte See in Deutschland, der Bodensee, wohl nicht zu toppen.

Doch wenn Städte ehemalige industriell genutzte Areale wie Hafenanlagen für neue Nutzungen frei machen, können solche Wohnwünsche sogar in Innenstadtlagen wahr werden. Catella Research hat vor einiger Zeit herausgefunden, dass die Wertsteigerung von Immobilien an Wasserlagen größer ist als durchschnittlich im sonstigen Stadtgebiet. Vor allem die direkte Wasserlage profitiert von diesem Effekt. Allerdings gewinnt auch das Umfeld durch die Realisierung von Immobilienprojekten am Wasser an Wert. Damit stelle Wohnen am Wasser eine, wenn auch noch nicht eindeutig definierte, Wertinsel im städtischen Wohnraum dar, so die Experten von Catella.

Bilderstrecke: Projekte am Wasser

Visualisierung von drei Strandvillen
Strandsuiten auf Sylt. (Quelle: Matrix Immobilien GmbH)

Deutschlands teuerste Wohnimmobilie bezogen auf den Quadratmeterpreis findet sich in einer Lage, die umgeben ist von Wasser: auf der Nordsee-Insel Sylt. Bei einem Kaufpreis von 4,85 Millionen Euro und einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern wurde im August ein Ferienhaus in Kampen mit vier Zimmern und Garten für 40.417 Euro pro Quadratmeter angeboten. Die Strandsuiten der Projektentwicklung „Lornsen am Strand“ in Westerland auf Sylt (siehe Foto) mit ihren 63 bis 153 Quadratmetern sind für 1,12 bis 2,2 Millionen Euro zu haben.

Visualisierung Behrens-Ufer Berlin
Visualisierung des Behrens-Ufers (BE-U). (Quelle: DIEfabrik GmbH/Peter Ruessmann)

Auf dem rund zehn Hektar großen ehemaligen Industrieareal des Behrens-Ufers (BE-U) entstehen in historischen und neuen Gebäuden insgesamt 235.000 Quadratmeter Mietfläche für Gewerbetreibende. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Anfang 2023 startete die DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG mit den Abrissarbeiten auf dem Areal des ehemaligen Werks für Fernsehelektronik im südöstlichen Berliner Stadtteil Oberschöneweide.

Visualisierung einer Mehrfamilienhaussiedlung am Ufer
Das Projekt „6-Seen-Wedau“ im Duisburger Süden. (Quelle: Gebag)

Auf insgesamt 60 Hektar brachliegender Bahnfläche entsteht im Duisburger Süden mit „6-Seen-Wedau“ eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Nordrhein-Westfalen. Auf dem südlichen Areal des ehemaligen Ausbesserungswerks der Bahn ist ein Wohngebiet mit rund 3.000 Wohneinheiten vorgesehen. Ein breites Spektrum an Wohnformen und -typen mit infrastrukturellen Angeboten, Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in direkter Wasserlage sollen den neu entstehenden Stadtteil prägen. Im Rahmen der Entwicklung plant die Gebag auch die Neugestaltung und Attraktivierung der Uferkante des Masurensees.

Visualisierung einer Siedlung im Grünen am Wasser mit Holzgebäuden auf Stelzen
Wohnsiedlung an der Dahme. (Quelle: Soltkahn AG)

Etwa 30 Kilometer südöstlich von Berlin liegt die amtsfreie Gemeinde Heidesee im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg. Am Fluss Dahme in der des Naturschutzgebiets Dolgensee entsteht auf einem 13.000 Quadratmeter großen Grundstück eine neue Wohnsiedlung. „Der überwiegende Teil der Grünfläche und der gesamte vielfältige Baumbestand bleiben erhalten. Für das neue Wohngebiet werden nur etwa 2.000 Quadratmeter bebaut“, erklärt Tassilo Soltkahn, Architekt und Vorstand der Soltkahn AG. Die Häuser werden auf Stelzen errichtet, um die notwendige Versiegelung so gering wie möglich zu halten.

Abendaufnahme des Düsseldorfer Medienhafens mit Plange Mühle im Vordergrund und Fernsehturm im Hintergrund
Der Medienhafen in Düsseldorf. (Quelle: Hans-Georg Esch)

Der Düsseldorfer Medienhafen ist schon lange eine beliebte Lage und auch ein touristischer Anziehungspunkt. Auch internationale Unternehmen siedeln sich hier gerne an. Jüngster Großdeal: die Ansiedlung des US-Fahrradkomponentenherstellers SRAM auf 2.050 Quadratmetern Bürofläche in dem Denkmal-Ensemble Plange Mühle. „Der exponierte Standort im Medienhafen und das prägnante Gebäude mit seinem tollen Blick auf die Düsseldorfer Rheinfront fördern die Kreativität und Motivation unserer Mitarbeiter und damit technische Innovationen“, kommentiert Markus Schneider, Geschäftsführer von SRAM Deutschland, die Anmietung. Auf der Halbinsel Kesselstraße soll die Erfolgsgeschichte des Medienhafens weitergeschrieben werden. Hier plant UBM Development ein Bürogebäude in Holz-Hybrid-Bauweise mit etwa 10.000 Quadratmetern Geschossfläche.

Visualisierung des Wohnprojekts von Moringa in der Hamburger Hafencity
Visualisierung des Wohnprojekts von Moringa in der Hamburger Hafencity. (Quelle: Moringa GmbH)

Mit der Hafencity in Hamburg entsteht eines der größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Der Stadtteil ist vollständig von Fluss- und Kanalläufen umgeben und hat eine Gesamtfläche von rund 2,2 Quadratkilometern. 2001 erfolgte der erste Spatenstich für das rund 157 Hektar große Gebiet auf dem ehemals zum Freihafen gehörenden Areal. Bis voraussichtlich zum Beginn der 2030er-Jahre entstehen in der Hafencity Wohnungen für bis zu 14.000 Personen, Hotels und Arbeitsplätze für bis zu 45.000 Menschen, vornehmlich im Büro- und Dienstleistungssektor. Darüber hinaus wird mit bis zu 10.000 Schülern und Studierenden sowie rund 50.000 Kunden und Touristen pro Tag gerechnet.

Aktuell entsteht unter anderem am Amerigo-Vespucci-Platz im Quartier Elbbrücken das Edge Hafencity mit rund 22.500 Quadratmetern Bürofläche. Das Projekt wird geprägt durch einen freitragenden Turm und Arkaden, die das Gebäude zum Platz hin öffnen.  Ebenfalls im Elbbrücken-Quartier wächst ein begrünte Wohnhochhaus in Holzhybridbauweise heran. Es entsteht nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Bis Frühjahr 2025 will Entwickler Moringa fertig sein. Auch ein weiteres Wohnprojekt ist in Planung: The Lyte. Im Überseequartier entsteht bis Mitte 2024 nach einem Entwurf von KBNK Architekten 7.800 Quadratmeter Wohnfläche. Diese teilen sich auf in 86 Appartements auf 13 Geschossen. Vom gemeinschaftlichen Dachgarten mit Outdoorküche werden die Bewohner den Hafen überblicken können.

Visualisierung von mehrstöckigen Wohnhäusern an einem Wasserlauf
Timber View im Mainzer Zollhafen. (Quelle: Patricia Bagienski)

Mit dem Wohnquartier Timber View errichtet die UBM Development AG nach dem Bürogebäude Timber Peak bereits das zweite Holz-Hybrid-Projekt im Mainzer Zollhafen. Der Entwurf gliedert das neue Wohnquartier in sieben Gebäude mit insgesamt 184 Wohnungen, die zusammen über rund 13.570 Quadratmeter Wohnfläche in bester Wasserlage verfügen. An den Durchwegungen vom Innenhof zum südlich angrenzenden Hafenbecken werden adaptierte Schiffscontainer platziert, die von den Bewohnern gemeinschaftlich als Hafenlogen genutzt werden können und eine Reminiszenz an die Geschichte des Hafens darstellen.

Quartiersentwicklung in Berlin-Köpenick
Hotelprojekt an der Dahme. (Quelle: Project Immobilien)

Auf dem Grundstück des ehemaligen Funkwerks Köpenick in Berlin, in Wasserlage direkt an der Dahme, ist die Entwicklung eines in vier Bauabschnitte unterteilten Quartiers geplant, das aus Eigentumswohnungen, Mietwohnungsbau, öffentlich gefördertem Wohnraum sowie Gewerbeeinheiten besteht. Insgesamt entstehen rund 20.000 Quadratmeter unterschiedlichster Wohnformen und knapp 10.000 Quadratmeter Gewerbefläche. Unter anderem soll bis 2025 hier ein Hotel mit 157 Zimmern entstehen, das bereits eine Tochtergesellschaft der Premier Inn Holding dem Entwickler Project Immobilien abgekauft hat.

Visualisierung des Projekts Seestadt in Mönchengladbach
Die Seestadt in Mönchengladbach. (Quelle: Catella)

Die Seestadt sorge für einen Impuls bei der Neuausrichtung der Stadtentwicklung in Mönchengladbach, betont Klaus Franken, CEO von Catella. Catella Projekt Managements ist Investor des Projekts Seestadt. Neben 2.000 Wohnungen entstehen Büroflächen, Gastronomie- und Serviceeinrichtungen, die insgesamt Platz für etwa 2.000 neue Arbeitsplätze schaffen sollen. Kernstück des neuen Stadtteils ist ein neu angelegter rund 20.000 Quadratmeter großer See, der zur Verbesserung des Mikroklimas beiträgt, als Retentionsbecken dient, einen Beitrag zum Artenschutz leistet und den Bürgerinnen und Bürgern mit seinen naturnahen Uferzonen und Promenaden einen Anziehungspunkt mit hoher Aufenthaltsqualität in Innenstadtnähe bietet. Die Seestadt ist Teil des „Reallabors der Energiewende” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und wurde durch das Wirtschaftsministerium des Landes NRW sowie der Energieagentur.NRW als größte Klimaschutzsiedlung des Landes zertifiziert.

Visualisierung des Büroprojekts für die Ärzteversorgung im Stadthafen Münster
Visualisierung des neuen Verwaltungsgebäudes im Stadthafen Münster. (Quelle: Bloomimages)

Der Stadthafen Münster hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant entwickelt – vom einstigen Güterumschlagplatz zu einem Quartier mit urbanem Flair. Bis Ende des ersten Quartals 2024 entsteht hier der Neubau eines Verwaltungsgebäudes für die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe. Die Außenfassade, bestehend aus rotbraunen Klinkern, greift die Anmutung der hafentypischen Speicherhäuser auf. „Durch die Staffelung des sechsgeschossigen Baukörpers an den Längsseiten schaffen wir Raum für große Dachterrassen mit Blick über den Hafen“, beschreibt Ulrich Gremmelspacher, Architekt und Leiter des Braunschweiger Architekturbüros von KSP Engel.

Visualisierung einer Wohnanlage aus vier weißen Gebäuden an einem Yachthafen
Mehrfamilienhäuser am Großen Zernsee in Werder an der Havel. (Quelle: Quarterback Immobilien AG)

Am Großen Zernsee in Werder an der Havel baut Quarterback Immobilien vier Mehrfamilienhäuser mit 125 Mietwohnungen und circa 2.000 Quadratmetern Gewerbefläche. Das Projekt mit einer exklusiven Lage direkt am Wasser läuft unter dem Namen „Carré am Yachthafen“. Die Umsetzung des Vorhabens erfolgt für die HIH Invest und soll 2024 abgeschlossen sein. „Die neue Wohnanlage inmitten einer wunderschönen blau-grünen Infrastruktur bietet die Möglichkeit, naturnah und mit hohem Freizeitwert zu wohnen“, beschreibt Anne-Katrin Köhler von Quarterback.

Visualisierung des Projekts Baltique in Travemünde mit Yachthafen im Vordergrund
Visualisierung des Projekts Baltique in Travemünde. (Quelle: Grossmann & Berger)

Im Projekt Baltique in Travemünde am alten Fischereihafen entstehen 251 Wohneinheiten: 107 Ferien- und 144 Eigentumswohnungen. Die deutsche Ostseeküste zwischen Flensburg und Usedom steht bei Urlaubern hoch im Kurs und damit das Interesse an Ferienimmobilien – am liebsten direkt am Wasser. „Schnäppchen an der Ostsee bleiben die Ausnahme“, weiß Zoran Vujović, Bereichsleiter Ferienimmobilien und Kapitalanlagen bei Grossmann & Berger.

zuletzt editiert am 24. Oktober 2023