RICS-Monitor Q2/2025: Europa stabilisiert sich, Deutschland mit positiver Prognose – Infrastruktur bleibt weltweit stärkstes Segment.
Die internationale Bautätigkeit hat sich im zweiten Quartal 2025 insgesamt abgeschwächt. Das zeigt der aktuelle Global Construction Monitor der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS). Der weltweite Construction Sentiment Index (CSI) fiel auf +5 – der niedrigste Wert seit 2022. Besonders in der Region Asien-Pazifik (APAC) trübte sich die Stimmung deutlich ein. Europa hingegen verzeichnet einen Aufwärtstrend: Der regionale Index stieg auf +15 und damit auf den höchsten Stand der vergangenen 13 Quartale.
Auch in Deutschland zeigt sich ein differenziertes Bild. Zwar sank der Baustimmungsindex leicht von +38 auf +33, bleibt aber klar im positiven Bereich. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind weiterhin optimistisch:
- Privater Wohnungsbau: Anstieg des Ausblicks von +55 % auf +60 %
- Gewerbebau: Erwartung steigt von +50 % auf +75 %
- Infrastruktur: Deutschland liegt mit einem Optimismuswert von +86 % an der europäischen Spitze
Im Vergleich zum Vorquartal ist die tatsächliche Bautätigkeit bei Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland allerdings auf einen Nettosaldo von 0 % gefallen (von +10 % bzw. +7 %).
Infrastruktur bleibt globaler Wachstumstreiber
Im internationalen Vergleich bleibt die Infrastruktur das wachstumsstärkste Segment. Energie-, Transport- sowie IT- und Kommunikationsprojekte sorgen für Impulse. Auch in Europa liegt Infrastruktur mit einem Nettosaldo von +30 % deutlich vor Wohnungsbau (+8 %) und Gewerbeimmobilienbau (+2 %).
Wachstumsimpulse kamen laut Umfrage aus Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Spanien, Saudi-Arabien und Indien – dort berichten die Befragten von breiter Bautätigkeit über alle Sektoren hinweg. Dagegen setzt sich in China und Hongkong der Negativtrend fort. In Europa zeigen neben Deutschland auch Italien und Frankreich eine moderate Erholung. Letzteres weist mit +2 nach einem Tiefstand von –35 im Vorquartal die stärkste Verbesserung auf.
Materialkosten und Finanzierung bleiben Bremsfaktoren
Trotz der teils positiven Aussichten sehen die Marktteilnehmer weiterhin erhebliche Herausforderungen. Zwei Drittel nennen finanzielle Einschränkungen – insbesondere schlechte Kreditkonditionen – als zentrales Hemmnis für die Bautätigkeit.
- 62 % berichten von steigenden Materialkosten
- 56 % beklagen Fachkräftemangel, besonders bei Handwerkern
- 43 % sehen Engpässe bei Projektmanagern
Die Beschäftigung in der Bauwirtschaft ging weltweit um 14 Prozent zurück. Für das kommende Jahr wird allerdings eine moderate Erholung erwartet – insbesondere in Indien, Saudi-Arabien und den VAE.
Fazit: Europa stabilisiert sich, Deutschland optimistisch
Der europäische Markt zeigt sich im Vergleich zu anderen Regionen robust. Die Erwartungen für Infrastruktur, Wohnungs- und Gewerbebau sind insgesamt positiv. Besonders Deutschland nimmt beim Ausblick eine führende Rolle ein. Dennoch bleiben wirtschaftliche Unsicherheiten, Materialengpässe und Personalprobleme strukturelle Herausforderungen.
„Der globale Construction Index schwächt sich etwas ab. Dagegen erholt sich Europa weiter und überzeugt mit dem zweiten Anstieg des Construction Sentiment Index in Folge. (…) Besonders Energie, Transport sowie Informations- und Kommunikationstechnologie zeigen kräftige Zuwächse in den letzten Quartalen“, so Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board.