Das Bild zeigt das Bundeskanzleramt in Berlin während der Abenddämmerung, beleuchtet und umgeben von Bäumen.
Das Bundeskanzleramt in Berlin am Abend: Die Immobilienwirtschaft kritisiert fehlende Reformen und mangelnden politischen Gestaltungswillen – laut ZIA-IW-Stimmungsindex ist die Branche wieder deutlich pessimistischer. (Quelle: Pixabay)

Standorte & Märkte 2025-09-19T08:25:52.284Z Stimmung in der Immobilienbranche kippt erneut

Der ZIA-IW-Stimmungsindex fällt auf 23,4 Punkte – Projektentwickler und Büromarkt sind besonders belastet. Der ZIA fordert Reformen und klare politische Impulse.

Die Stimmung in der Immobilienwirtschaft hat sich nach einem kurzen Zwischenhoch im Sommer wieder eingetrübt. Der ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) liegt aktuell bei 23,4 Punkten – nach 25,2 Punkten im Vorquartal. Während sich die aktuelle Geschäftslage mit 21,9 Punkten leicht verbessert hat (+0,3), sind die Erwartungen deutlich gesunken: um 4,1 Punkte auf 24,8 Punkte.

„Hat im letzten Stimmungsindex noch der leicht optimistische Blick in die Zukunft überwogen, sehen wir heute: Die Hoffnungen haben sich bisher nicht erfüllt, die – insgesamt unbefriedigende – politische und gesamtwirtschaftliche Lage drückt auf die Stimmung", sagt Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA).

Projektentwicklungen verlieren an Dynamik

Am stärksten betroffen ist erneut der Bereich Projektentwicklung. Die Geschäftslage fällt mit -7,6 Punkten wieder in den negativen Bereich, ein Rückgang um 24,5 Punkte. Die Erwartungen sinken um 11,2 Punkte auf 30,2 Punkte, das Immobilienklima auf 10,5 Punkte (–18,4). Die Branche sieht laut Befragung schlechtere Perspektiven bei Vorverkäufen und Vorvermietungen.

Auch der Bürosektor leidet: Die Geschäftslage stürzt auf 11,9 Punkte (–21,4), das Immobilienklima fällt auf 19,5 Punkte (–9,8). Als Ursache gilt unter anderem die schwächere Arbeitsnachfrage, die sich zunehmend auf den Dienstleistungssektor auswirkt.

Im Bereich Wohnimmobilien verzeichnet der Index ebenfalls Rückgänge: Die Geschäftslage sinkt auf 31,4 Punkte (–2,6), die Erwartungen auf 17,4 Punkte (–9,2). Das Immobilienklima liegt bei 24,3 Punkten (–6,0). Trotz stabiler Erwartungen bei Mieten und Preisen ist die Stimmung angesichts fehlender Reformen und bürokratischer Hürden weiterhin verhalten.

Politische Unzufriedenheit dominiert Sonderfrage

In einer Sonderauswertung zur Zufriedenheit mit der Bundesregierung zeigen sich nur etwa ein Drittel der Unternehmen zufrieden – zehn Prozent sind sogar sehr unzufrieden. Nur rund fünf Prozent der Befragten erwarten, dass der sogenannte Wohnungsbau-Turbo in seiner jetzigen Form spürbare Entlastung bringt.

Porträtfoto von Iris Schöberl
Iris Schöberl (Quelle: ZIA/Laurence Chaperon)

ZIA-Präsidentin Schöberl kritisiert: „Die Bundesregierung packt die Probleme nicht entschlossen genug an. Es braucht einen echten Turbo und strukturelle Reformen – kein Klein-Klein.“ Weiter sagt sie: „Dieser Regierung wurde Wirtschaftskompetenz zugetraut. Es ist kaum vermittelbar, warum das Konjunkturmomentum der Bau- und Immobilienwirtschaft nicht entfesselt wird. Denn die Wohnfrage ist längst ebenso soziale wie auch konjunkturelle Schlüsselfrage für die gesamte Wirtschaft.“

Auch strukturelle Reformprojekte lassen aus Sicht der Branche weiter auf sich warten: „Der rechtssichere Gebäudetyp E lässt weiter auf sich warten. Auch die Überarbeitung der Technischen Anleitung ‚Lärm‘ ist noch immer nicht gekommen, die Förderbedingungen sind unsicher. Eine weitere Hängepartie ist Gift für die Wirtschaft. Wir brauchen jetzt entschlossenes und schnelles Handeln. Wohnungsbau muss in dieser Regierung oberste Priorität haben“, mahnt Schöberl.

Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter für Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), ordnet ein: „Die Ernüchterung in der Branche ist spürbar. Nach den ersten optimistischen Signalen im Sommer zeigt sich: Ohne konkrete politische Taten bleiben Stimmungsaufhellungen kurzlebig. Die Immobilienwirtschaft braucht jetzt verlässliche Rahmenbedingungen und weniger Ankündigungspolitik.“

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zuletzt editiert am 19. September 2025