Mehr aktive Proptechs, weniger Neugründungen und sinkende Investitionen – Blackprint veröffentlicht den neuen Proptech Report.
Der Proptech-Markt in Deutschland erreicht mit 1.318 aktiven Start-ups ein neues Allzeithoch. Doch das Wachstum verlangsamt sich: Im ersten Halbjahr 2025 kamen lediglich 54 neue Unternehmen hinzu – ein Zuwachs von vier Prozent. Damit setzt sich der Trend einer abnehmenden Gründungsdynamik fort. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank die Zahl der Neugründungen um fast 30 Prozent. Dies geht aus dem aktuellen „PropTech Report H1/2025“ von Blackprint hervor.
Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung im Segment Energieeffizienz: Der Anteil an Neugründungen in diesem Bereich sank von 27 auf 17 Prozent. Zuwächse verzeichneten hingegen anwendungsnahe Felder wie Sanierung im Bestand, Projektentwicklung und smarte Stadtentwicklung – Bereiche mit hohem operativen Handlungsdruck.
Marktaustritte und Finanzierungsrückgang prägen das Bild
Die Konsolidierung des Marktes hält an: 22 wirtschaftliche Schieflagen und 14 endgültige Marktaustritte wurden im ersten Halbjahr erfasst. Besonders betroffen sind die Segmente Sanieren & Bauen im Bestand sowie Energieeffizienz. Auffällig ist die kurze Lebensdauer mancher Geschäftsmodelle: Proptechs im Bereich Energieeffizienz scheitern im Schnitt bereits nach gut zwei Jahren.
Auch auf der Finanzierungsseite zeigt sich Zurückhaltung. Das Gesamtvolumen der Investitionen in Proptechs sank im ersten Halbjahr auf 471 Millionen Euro – ein Rückgang um 18 Prozen t im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Es ist das niedrigste Halbjahresergebnis seit 2022. Zwar blieb die Zahl der Finanzierungsrunden mit 56 stabil, jedoch verschiebt sich der Fokus: Frühphasen-Investitionen nehmen ab, spätere Finanzierungsrunden gewinnen an Bedeutung.
Segmentverschiebungen bei Kapitalflüssen
Trotz rückläufiger Dynamik bleibt der Bereich Energieeffizienz führend beim eingeworbenen Kapital – mit einem Anteil von 56 Prozent. Gleichzeitig rücken neue Schwerpunkte in den Fokus: Smart City, Sanierung und Projektentwicklung erreichen bereits zur Jahresmitte das Niveau des Vorjahres. Ohne nennenswerte Investitionen blieb hingegen das Segment „Finanzieren, Bewerten & Investieren“.
Mehr Investoren, neue Schwerpunkte
Ein gegenläufiger Trend zeigt sich bei der Zahl der Investoren: Mit einem Anstieg um 65 Prozent auf insgesamt 227 Kapitalgeber verzeichnet der Markt hier ein deutliches Plus. Besonders stark wuchs das Engagement von Venture-Capital-Fonds und Business Angels. Die Kapitalvergabe verteilt sich somit breiter, während große Finanzierungsrunden selektiver vergeben werden.
Die aktivsten Investoren im ersten Halbjahr 2025 sind das gemeinsame Konstrukt aus Bitstone, Momeni und Realyze Ventures, gefolgt von Vireo Ventures und dem High-Tech Gründerfonds (HTGF).
„In der Konsolidierung liegt der Hebel für den Erfolg“
Malte Westphal, Head of Scouting & Markets bei Blackprint, ordnet die Entwicklungen ein: „Als potenziell gefährlicher Messpunkt fällt das deutlich sinkende Wagniskapitalvolumen ins Auge. Doch ohne Investitionen können Lösungen nicht entwickelt und Proptech-Unternehmen diese nicht in den Markt bringen. Die Auswertungen der harten Zahlen und Fakten sowie die Stimmen der Wagniskapitalgeber zur Lage des Proptech-Sektors im ersten Halbjahr zeigen klar, dass der Innovationssektor der Bau- und Immobilienwirtschaft sich in einer Konsolidierungsphase mit großen Chancen für Relevanzstifter befindet.“

Sarah Schlesinger, Managing Partner bei Blackprint, sieht in der Konsolidierung auch Chancen: „Die Zeit von oberflächlicher Digitalisierung ist vorbei. Dafür gibt es weder Mittel noch ausreichend Nachfrage. Gefragt sind skalierbare, robuste Lösungen mit klarem Return on Investment. Besonders deutlich wird das in der Kapitalallokation: Energieeffizienz, smarte Sanierung, KI-gestützte Gebäudetechnik und dezentrale Energiesysteme entwickeln sich zu harten Erfolgsfaktoren für Innovation. Während Wagniskapitalgeber klare Forderungen und Trends formulieren, fehlen strukturelle Innovationsverankerungen in Bau- und Immobilienunternehmen und das konsequente Zurverfügungstellen von Wagniskapital durch die Branche. Dies ist ein gefährlicher Rückstand, der sich in der Underperformance zentraler Segmente sowie fehlenden Wagniskapitalflüssen niederschlägt. Ja, die Zeiten sind hart und schwierig, doch in der Konsolidierung liegt der Hebel für den Erfolg. Innovationen sind und bleiben entscheidend für den nachhaltigen Erfolg im Bau- und Immobiliensektor.“