Ein Umbruch bei Nutzungsanforderungen und in der Unternehmenslandschaft erfordert neue Jobprofile im Management von Gewerbeimmobilien. Von Margarethe Danisch
Die Gewerbeimmobilienbranche steht an einem Wendepunkt. Während sie mit rund 2,5 Billionen Euro zwar „nur“ ein Viertel des deutschen Immobilienvermögens ausmacht, prägt sie Wirtschaft, Stadtbild und Arbeitswelt deutlich. Doch der Schein von „Glitzer und Glamour“, der Bürohäuser, Logistikzentren oder Hotels anhaftet, trügt: Die Branche ist im Umbruch – und mit ihr die Anforderungen an die Menschen, die sie gestalten.
Neue Nutzungsanforderungen und der rasche Wandel der Unternehmenslandschaften verändern die Spielregeln. Laut Creditreform liegt die durchschnittliche Lebensdauer eines Unternehmens in Deutschland bei nur 16 Jahren. Für das Gewerbeimmobilienmanagement bedeutet das: ständige Anpassung. Nutzungswechsel, Umbauten und Investitionen werden zur Regel. Eigentümer müssen flexibler, kreativer und vorausschauender agieren.
Parallel dazu rückt die Personalfrage ins Zentrum: Die aktuelle EBZ-Studie zu Strategien, Betriebsmodellen und Belegschaften (siehe Kasten) zeigt: Die Herausforderungen reichen vom demografischen Wandel über ESG-Regulatorik bis zur Digitalisierung. Die Antwort: interdisziplinär aufgestellte, zukunftsfähige Belegschaften. Qualifizierung und Weiterbildung werden zum strategischen Erfolgsfaktor.
Der Wandel zeigt sich im Aufbau neuer Rollen: ESG-Managerinnen, ERP-Spezialisten, Transformationsverantwortliche und Business-Development-Professionals bündeln strategisches, technisches und nachhaltigkeitsbezogenes Know-how. Sie stehen für einen Strukturwandel, der Property Management ebenso verändert wie Asset- und Portfoliomanagement. Letzteres liegt meist bei Eigentümern wie Fonds oder institutionellen Investoren und fokussiert auf Strategie, Allokation und Rendite.
Warum der Mensch im Mittelpunkt bleibt
Doch auch hier steigt der Bedarf an neuen Kompetenzen: Data Literacy, Beratungskompetenz und digitale Tools werden unerlässlich. Künstliche Intelligenz beginnt zwar, Prozesse wie die Bewertung oder das Mietermanagement zu unterstützen, ersetzt aber nicht den Menschen. Gefragt sind Mitarbeitende, die digitale Systeme nicht nur bedienen, sondern strategisch nutzen können. Immobilienunternehmen, die diese Transformation erfolgreich meistern wollen, müssen mehr tun, als nur in Technik zu investieren – sie müssen vor allem in ihre Mitarbeitenden investieren.
Gleichzeitig verlangt das Spannungsfeld zwischen Eigenleistung und Outsourcing nach einer durchdachten Organisationskultur. Während viele Eigentümer die Verantwortung für das operative Immobilienmanagement an externe Dienstleister übertragen, bleibt die Herausforderung, ein motiviertes und kompetentes Zusammenspiel zwischen allen Beteiligten sicherzustellen. Hier sind Führungskräfte gefragt, die mit klarer Linie und inspirierender Haltung agieren – eine Balance aus Disziplin und Eigenverantwortung.
Ein Blick auf Industrieimmobilien zeigt: Auch vermeintlich „leise“ Objekte wie Montagehallen oder Betriebshöfe, oft im Eigenbestand von Unternehmen, werden zunehmend professionalisiert. Immer mehr Unternehmen erkennen ihre Flächen als wirtschaftlich relevanten Produktionsfaktor. Sie wechseln von der Eigentümer- in die Mieterrolle, um flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren – mit neuen Anforderungen an Immobilienmanagement und Fachkräfte mit Branchenkenntnis.
Die Zukunftsfähigkeit der Gewerbeimmobilienwirtschaft hängt weniger von der Immobilie ab als von den Menschen, die sie managen. Wer bestehen will, muss Kompetenzen aufbauen, Silos aufbrechen und eine Kultur des lebenslangen Lernens fördern. Das EBZ unterstützt Unternehmen dabei als starker Partner – mit Bildungsangeboten, die Transformation nicht nur begleiten, sondern aktiv mitgestalten.
Die Studie "Strategien, Betriebsmodelle und Belegschaften von Unternehmen der Gewerbeimmobilienwirtschaft im Wandel“ können Sie kostenfrei downloaden.
