Möblierte Vermietung entlastet Wohnungsmärkte, stärkt Standorte und reagiert auf die Realität moderner, mobiler Lebensentwürfe. Von Norbert Verbücheln
In vielen Städten, insbesondere in wirtschaftlich starken Ballungsräumen wie München, wird Wohnraum zunehmend zum Engpass. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die temporär wohnen: für ein Projekt, während einer beruflichen Neuorientierung, bei einem Standortwechsel oder in Übergangsphasen des Lebens. Für sie ist das klassische Mietmodell mit langer Vertragsbindung, unmöblierter Ausstattung und großem Organisationsaufwand nicht passend. Möbliertes Wohnen füllt genau diese Lücke – und sollte als fester Bestandteil des urbanen Wohnraums verstanden werden, nicht als Nischenlösung.
Flexibilität ist kein Luxus, sondern notwendig
Wer heute für sechs bis zwölf Monate in eine Stadt zieht, braucht mehr als ein Hotel – aber weniger als einen vollständigen Hausstand. Die Realität zeigt: Temporäre Mobilität ist Alltag geworden. Projektmitarbeiter, Expats, Pendler, Berufseinsteiger, Rückkehrer oder Menschen in persönlichen Umbruchsituationen benötigen kurzfristig verfügbaren, funktionalen Wohnraum. Möblierte Wohnungen ermöglichen genau das – ohne Umzugsstress, Möbelkauf oder langwierige Vertragsverhandlungen.

Ein häufiger Vorwurf lautet, möblierte Wohnungen würden dem regulären Mietmarkt Wohnraum entziehen. Diese Sichtweise greift zu kurz. Tatsächlich sprechen möblierte Angebote eine ganz andere Zielgruppe an: Menschen mit zeitlich befristetem Bedarf. Ohne diese Angebote müssten sie auf dem klassischen Mietmarkt konkurrieren – mit jenen, die langfristig suchen. Das würde die ohnehin angespannte Lage weiter verschärfen.
Darüber hinaus stellen viele Eigentümer nur deshalb Wohnraum zur Verfügung, weil sie ihn möbliert und zeitlich begrenzt vermieten können – etwa während eines eigenen Auslandsaufenthalts. Diese Wohnungen wären ansonsten gar nicht auf dem Markt. Möbliertes Wohnen schafft also zusätzlichen Wohnraum, statt ihn zu entziehen.
Wirtschaftsfaktor für moderne Städte
Nicht nur für Einzelpersonen, auch für Unternehmen ist das möblierte Wohnen ein zentraler Standortfaktor. Firmen, die international agieren, benötigen flexible Wohnlösungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem In- und Ausland. Ohne diese Möglichkeit wird es schwerer, Talente an Standorte wie München zu holen und dort zu halten. Das schwächt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, sondern gefährdet auch den wirtschaftlichen Erfolg ganzer Regionen.
Gesellschaftliche Leistung verdient Anerkennung Eigentümer, die in Ausstattung und Möblierung investieren, ermöglichen sofort beziehbaren Wohnraum – oft in sehr guter Qualität. Sie leisten damit einen Beitrag zur Stadtgesellschaft, der bislang zu wenig gewürdigt wird. Dabei geht es nicht um Subventionen oder Bevorzugung. Es geht um ein realistisches Bild dieser Wohnform und ihre Anerkennung als legitimer Teil des Mietwohnungsmarktes.
Ein Blick auf das Szenario ohne möbliertes Wohnen zeigt, wie wichtig dieses Segment ist: Menschen mit temporärem Wohnbedarf würden gezwungen, reguläre Mietverträge abzuschließen, Wohnungen einzurichten und nach wenigen Monaten wieder aufzugeben. Nicht nur für die Mieter ist dies oftmals unmöglich. Auch viele Vermieter sind hierfür nicht bereit. Das bedeutet Kosten, Aufwand – und unnötigen Druck auf den langfristigen Mietmarkt. Gleichzeitig würde es vielen Unternehmen schwerfallen, qualifiziertes Personal kurzfristig unterzubringen.
Möbliertes Wohnen ist ein legitimes und notwendiges Wohnkonzept in einer mobilen Gesellschaft. Es ergänzt den Mietwohnungsmarkt um eine flexible, qualitätsvolle Option und ermöglicht es Menschen, schnell und unkompliziert in einer neuen Stadt anzukommen. Für Städte, die wirtschaftlich stark bleiben und soziale Dynamik ermöglichen wollen, ist diese Wohnform unverzichtbar. Sie steht für eine zeitgemäße Antwort auf moderne Lebensentwürfe – und trägt dazu bei, dass urbane Räume offen, beweglich und zukunftsfähig bleiben.
Ein Meinungsbeitrag von Norbert Verbücheln, Geschäftsführer bei Mr. Lodge.