Unternehmen benötigen Hilfestellungen, um ihren Mitarbeitenden Wohnraum bieten zu können. Von David Rouven Möcker
Der demografische Wandel und die unzureichende Anzahl von bezahlbaren Wohnungen gefährden schon heute den Wirtschaftsstandort Deutschland. Der Kampf um Fachkräfte hat sich längst zu einem Kampf um Mitarbeitende insgesamt entwickelt. Nur die Unternehmen, welche die Belange und Interessen der Beschäftigten kennen und in ihren Arbeitsplatzangebot berücksichtigen, werden sich langfristig im Wettbewerb um Arbeitskräfte durchsetzen können.
Zur Steigerung dieser Arbeitgeberattraktivität gewinnt bezahlbarer Wohnraum wieder stark an Bedeutung. Das zeigen unter anderem Umfragen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC Deutschland. Rund zwei Drittel der befragten Berufstätigen zeigen sich mit den Kosten und der Verfügbarkeit von Wohnungen (sehr) unzufrieden. Fast alle Befragten sind der Meinung, dass es eine reine Glückssache geworden ist, in Großstädten eine bezahlbare Wohnung zu finden und dass sich nur Top-Verdiener eine Stadtwohnung leisten können.
Mehr als jeder Zweite ist bereit, für eine bezahlbare Wohnung in eine andere Stadt zu ziehen, und ebenfalls über die Hälfte der Befragten sagt, dass sie bei einer kräftigen Mieterhöhung über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken würden. Nach konkreten Maßnahmen gefragt, welche die Unternehmen aus Sicht der Mitarbeitenden umsetzen sollten, wurden in erster Linie Mietzuschüsse und das Angebot an Betriebswohnungen genannt.
Betriebswohnungen = Wettbewerbsvorteil
Demgegenüber steht ein in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpftes Angebot an Betriebs- beziehungsweise Werkswohnungen. Aktuelle Hochrechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) gehen davon aus, dass es in Deutschland gegenwärtig rund 675.000 Wohnungen für Mitarbeitende gibt. Verglichen mit insgesamt 43 Millionen Wohnungen in Deutschland haben Betriebswohnungen damit einen sehr geringen Gesamtanteil von nur 1,6 Prozent.
Einige Unternehmen sind diesem Abbautrend nicht gefolgt und behielten ihre Werkswohnungen im eigenen Bestand. Ein Beispiel dafür sind die Stadtwerke Köln, die mit einer eigenen Wohnungsgesellschaft über ein entsprechendes Angebot an bezahlbarem Wohnraum und damit über einen klaren Wettbewerbsvorteil im „War for Talents“ verfügen.
Was ist jetzt zu tun? Es gibt diverse Maßnahmen, mit denen Unternehmen das Angebot an Wohnraum für ihre Mitarbeitenden fördern können. Dazu gehören Mietzuschüsse, die Übernahme zusätzlicher Serviceleistungen wie beispielsweise Maklerdienste, Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft in Bezug auf bevorzugte Angebote oder Belegungsrechte sowie die Vermietung von selbst angemieteten oder schließlich eigenen Wohnungsbeständen.
Privatwirtschaft braucht Unterstützung
Eine Entspannung der Gesamtsituation kann allerdings nur durch Schaffung von zusätzlichem Wohnraum gelingen, was für die Arbeitgeber den höchsten Grad der Eigenverantwortung darstellt. Gerade für Unternehmen, die mit dem Bau und Betrieb von Immobilien bisher keine oder nur wenig Erfahrung haben, mag das abschreckend sein. Es ist daher wichtig, die Privatwirtschaft bestmöglich dabei zu unterstützen, damit sie ihren Anteil an der Bereitstellung von Wohnraum leistet.
Dies kann durch Partnerschaften und Kooperationen der wesentlichen Projektbeteiligten erfolgen, in denen Informationen zu den finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen ausgetauscht und Best Practices aus erfolgreich durchgeführten Projekten diskutiert werden. Denkbar ist ebenfalls die Einrichtung einer Beratungsstelle direkt bei den öffentlichen Einrichtungen des Bundes, der Länder oder der Kommunen, durch die Unternehmen von der Projektidee bis zur baulichen Umsetzung und dem Abschluss der Mietverträge mit ihren Mitarbeitenden kompetent unterstützt werden. Dadurch können sie direkt von den von der Politik eingerichteten Fördermöglichkeiten profitieren. Ziel muss es sein, die Anzahl der Werkswohnungen in den nächsten fünf Jahren auf eine Million zu erhöhen.
Ein Beitrag von David Rouven Möcker, Partner und Leiter Real Estate Consulting & Transformation, Pricewaterhouse Coopers. Erschienen in der Printausgabe 2-2025 von immobilienmanager.
