Logistikprojekte stoßen in Kommunen oft auf Widerstand. Warum Dialogfähigkeit und klare Konzepte entscheidend für die Genehmigung sind, erläutert Reinhard Hahn, Geschäftsführer der Fox Group.
Kaum eine Immobiliennutzung polarisiert Kommunen so stark wie Big-Box-Logistikobjekte. Während auf der einen Seite der Wachstumsdruck durch Industrie, Handel und E-Commerce stetig steigt und sich somit neue Chancen für Gewerbeansiedlungen ergeben, sehen einige Gemeinden vor allem die entsprechenden Belastungen: Flächenverbrauch, Verkehr, Lärm. Für Projektentwickler ist das keine neue Situation. Dennoch hat die starke Entwicklertätigkeit in den 2010er- und frühen 2020er-Jahren dafür gesorgt, dass immer weniger Grundstücke zur Verfügung stehen. Zudem ist der Austausch zwischen Entwicklern und Kommunen differenzierter geworden. Heute geht es in aller Regel nicht um pauschale Ablehnung, sondern um sehr konkrete Zielkonflikte, die man nur durch professionelles Projektmanagement, persönliche Dialogfähigkeit und transparente Kommunikation entschärfen kann.
Arbeitsplätze und Wertschöpfung: Logistik als Chance erklären
Die Grundlage für jede Genehmigung ist der politische Wille einer Kommune, sich mit der Entwicklung von Logistikflächen auseinanderzusetzen. Dabei zeigt sich, dass die Entscheidungsprozesse je nach kommunaler Struktur und Dynamik unterschiedlich verlaufen können. In einigen Kommunen gelingt es durch eine klare politische Ausrichtung, Projekte zügig voranzubringen. In anderen Fällen führen vielfältige Perspektiven innerhalb der Ratsgremien zu intensiveren Abstimmungen, die mehr Zeit in Anspruch nehmen. Gerade in solchen Situationen kann ein frühzeitiger, offener Dialog zwischen Verwaltung, Politik und Projektträgern dazu beitragen, gemeinsame Lösungen zu finden und Vorhaben konstruktiv weiterzuentwickeln. Kommt Bewegung in die Debatte, lautet eine der Kernfragen: „Was bringt das Projekt unserer Gemeinde?“

Einige Entscheider assoziieren Logistikimmobilien noch immer mit reiner Lagerhaltung und eher geringer Wertschöpfung. Dieses Bild ist längst überholt. Moderne Logistikzentren vereinen komplexe Prozesse, Qualitätssicherung, Veredelung und IT-basierte Steuerung. Dadurch entstehen vielfältige Arbeitsplätze – von klassischen Kommissionierarbeiten bis hin zu hochqualifizierten Steuerungs-, Qualitätssicherungs- und Verwaltungsfunktionen. Gleichzeitig sind Logistikzentren heute ein relevanter Faktor für die Gewerbesteuereinnahmen, ziehen häufig Folgeunternehmen aus Handel, Handwerk und Dienstleistungen an und stärken die lokale Beschäftigungsstruktur. Diese positiven Impulse für die Entwicklung der kommunalen Wertschöpfung sollten Projektentwickler nicht nur früh in die Konzeptentwicklung integrieren, sondern auch in einem dialogischen Diskurs gemeinsam mit der Kommune weiterentwickeln.
Verkehrsbelastung und Emissionen: Kritische Punkte anpacken
Einer der größten Streitpunkte bleibt die Verkehrsbelastung. Kein Projekt ohne die Frage: Wie viele Lkw fahren täglich über unsere Straßen? Welche Anwohner sind betroffen? Wer baut die Infrastruktur aus? Gerade hier zeigt sich, wie wichtig es ist, als Projektentwickler von Beginn an klare Lösungen aufzuzeigen und Zusagen zu machen – etwa zum Bau von Kreisverkehren, zusätzlichen Abbiegespuren oder Lärmschutzanlagen. Nur so gelingt es, Vertrauen aufzubauen und Ängste zu adressieren.
Hinzu kommt die Transformation der Mobilität. Immer mehr Kommunen erwarten heute belastbare Konzepte für E-Mobilität, alternative Antriebe und eine CO₂-reduzierte Logistik. Das ist ein Trend, der für Entwickler große Chancen bereithält. Moderne Logistikimmobilien bieten inzwischen große Potenziale für Photovoltaik, Stromspeicher und Ladeinfrastruktur. Projekte, die diese Themen vorausschauend einplanen, treffen in der Regel auf mehr Akzeptanz. Sie passen zu den strategischen Zielen der Kommunen – etwa bei Klimaschutz und Netzausbau – und schaffen somit bei zentralen Problempunkten wichtige Lösungsansätze.
Wirtschaftsförderung als Partner begreifen
Was in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt: Kommunale Wirtschaftsförderungsgesellschaften spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer Logistikflächen. Viele Gemeinden möchten Gewerbegebiete aktiv begleiten oder selbst erschließen, um ihre Ansiedlungsstrategie langfristig zu steuern. Für Projektentwickler bedeutet das nicht zwangsläufig Konkurrenz – vielmehr entsteht hier die Chance, die Expertise der Wirtschaftsförderung konstruktiv einzubinden und gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten.
Entscheidend ist, frühzeitig auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten: über abgestimmte Entwicklungskonzepte, offene Kommunikation und gegebenenfalls gemeinsame Vermarktungsansätze. So kann aus einem anfänglichen Nebeneinander ein Miteinander werden – mit klar definierten Rollen, von denen alle Beteiligten profitieren. Diese Partnerschaft auf Zeit ist heute oft der Schlüssel, um komplexe Projekte erfolgreich auf den Weg zu bringen.
Faktor Mensch: Warum persönliche Erreichbarkeit entscheidend ist
Neben Konzepten, Zahlen und Plänen entscheidet am Ende oft der zwischenmenschliche Faktor. Wenn über Monate oder Jahre hinweg Dutzende Fragen, Wünsche und Anmerkungen aus Verwaltung, Politik und Bürgerschaft eingehen, ist die Kontinuität und persönliche Verfügbarkeit der Projektleitung ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Kommunen haben nachvollziehbar wenig Geduld für ständig wechselnde Ansprechpartner. Wer sich immer wieder neu erklären muss oder Zusagen nicht sauber dokumentiert, riskiert Zeitverlust und Vertrauensverluste.
Deshalb sollten Entwickler bewusst auf klare Verantwortlichkeiten setzen. Ein dedizierter Ansprechpartner begleitet jede Kommune von der ersten Idee bis zum Abschluss der Vermarktung. Diese Kontinuität ist mehr als ein organisatorischer Vorteil – sie ist die Basis für konstruktive Zusammenarbeit. In vielen Fällen zeigt sich: Wenn der persönliche Draht stimmt, lassen sich selbst harte Konfliktthemen wie Verkehrsbelastung oder Flächenversiegelung deutlich leichter verhandeln.
Auch gute Projekte verkaufen sich nicht von selbst
Bei allen Herausforderungen dürfen Entwickler nicht unterschätzen, wie stark sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Wo vor zehn Jahren noch allein die Lage entscheidend war, geht es heute um Glaubwürdigkeit, ökologische Mehrwerte und den langfristigen Beitrag für die Region. Eine moderne Logistikimmobilie kann nicht nur Lagerraum bieten, sondern auch Strom erzeugen, Wasser bewirtschaften und E-Mobilität unterstützen. Sie kann alte Flächen revitalisieren, Biodiversität fördern und neue Arbeitsplätze schaffen. Diese Mehrwerte müssen nicht nur konzipiert, sondern auch vermittelt werden – ansonsten bleibt das enorme Potenzial womöglich ungenutzt.
Ein Beitrag von Reinhard Hahn, Geschäftsführer der Fox Group.