Ein Mann in einem blauen Anzug steht in einem Büro und lächelt in die Kamera.
Michael Voss ist Verleger und Veranstalter des Deutschen Baupreises. (Quelle: Bauverlag)

Digitalisierung 2025-12-17T11:05:17.578Z KI am Bau: Warum der digitale Umbruch kommt

Künstliche Intelligenz verändert Bauplanung, Projektsteuerung und Gebäudebetrieb – und könnte zur Schlüsseltechnologie für schnelleren Wohnbau werden. Von Michael Voss

Eine Welle des Wandels rollt auf die deutsche Baubranche zu. Mit dem neuen Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) in Höhe von über 500 Milliarden Euro will die Bundesregierung Investitionen in Bahnstrecken, Gebäudesanierungen, Digitalisierung und klimagerechten Umbau massiv vorantreiben. Seit Oktober 2025 ist das SVIK gesetzlich verankert – eine historische Chance für die Bauwirtschaft, um bei der Umsetzung der Klimaziele eine zentrale Rolle zu spielen. Doch ohne den Einsatz modernster Technologien sind diese Ziele kaum zu erreichen.

Künstliche Intelligenz (KI) erweist sich hierbei schon jetzt als ein Schlüssel, um Prozesse effizienter zu gestalten, Kosten zu senken und die Ökobilanz von Bauprojekten nachhaltig zu verbessern. Als Veranstalter des Deutschen Baupreises beobachte ich hautnah, wie immer mehr innovative Unternehmen bereits heute KI nutzen, um die Baubranche zu transformieren.

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass der Einsatz in der Bau- und Immobilienbranche noch am Anfang ist und sich erst noch herauskristallisieren muss, welche Einsatzbereiche am gewinnbringendsten sind. Hinzu kommt, dass durch PropTech viele Bereiche schon durchaus digitalisiert sind, so dass das Ausgangsniveau höher ist, als mancher denken mag.

Vielfältige Anwendungen – mit Luft nach oben

Eine internationale Studie zeigt, dass bereits rund drei Viertel der Bauunternehmen weltweit KI in mindestens einer Projektphase einsetzen, vor allem im Bereich Planung und Entwurf. In Deutschland ist man davon zwar noch etwas weiter entfernt, das liegt aber unter anderem an den hohen Anforderungen an Datensicherheit, einer komplexen Regulierung und an einem vergleichsweise fragmentierten Markt.

Diese Hürden bremsen die flächendeckende Einführung von KI-Technologien, aber es gibt hier ermutigende Entwicklungen. So setzen die großen Bauunternehmen KI-gestützte Tools bereits erfolgreich ein, während kleinere Betriebe noch zögern – häufig aufgrund begrenzter Ressourcen oder fehlendem Know-how.

Doch die Akzeptanz wächst: Viele der uns bekannten Unternehmen planen, hier in den nächsten Jahren massiv zu investieren. Und die Möglichkeiten sind jetzt schon umfassend.

Von der Planung bis zur Baustelle

So durchdringt KI für alle, die es anwenden, nahezu alle Phasen des Bauprozesses, von der ersten Planung bis zur langfristigen Gebäudewartung, und ihre Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

In der Planungsphase revolutionieren Tools die Art und Weise, wie Baupläne erstellt werden. Die Programme nutzen generatives Design, um in kürzester Zeit Tausende Designvarianten zu analysieren und die effizienteste Lösung vorzuschlagen. Solche KI-gestützten Planungstools prüfen Baupläne in Echtzeit auf Normenkonformität, reduzieren Planungsfehler und verhindern teure Nachbesserungen.

Im Projektmanagement sorgen Softwarelösungen für eine präzisere Zeit- und Ressourcenplanung. Diese Programme analysieren Baustellendaten, prognostizieren potenzielle Engpässe und schlagen Optimierungen vor, die Projekte effizienter und kostengünstiger machen.

Und auf Baustellen selbst wird KI zunehmend zur Überwachung und Qualitätskontrolle eingesetzt. Drohnen mit KI-Analyse überwachen Baustellen in Echtzeit, erkennen Sicherheitsverstöße oder Materialmängel und dokumentieren den Baufortschritt. KI-basierte Bilderkennung kann Qualitätsprobleme oder Feuchtigkeitszonen auf Baustellenfotos identifizieren.

Beitrag zu Sicherheit und Nachhaltigkeit

Sicherheit ist ein weiterer zentraler Bereich: KI-gestützte Dashcams und Sensoren erkennen unsicheres Verhalten auf Baustellen und helfen, Unfälle zu verhindern – ein entscheidender Vorteil angesichts der vergleichsweise hohen Unfallzahlen in der Baubranche.

Auch im Bereich Nachhaltigkeit leistet KI einen wichtigen Beitrag. Neuartige Tools bewerten die Ökobilanz von Baumaterialien, optimieren den Energieverbrauch und fördern die Kreislaufwirtschaft durch intelligentes Abfallmanagement. So analysiert KI beispielsweise Materialien hinsichtlich ihres CO₂-Ausstoßes, Wasserverbrauchs und ihrer Wiederverwertbarkeit, um klimaneutrale Bauprojekte zu unterstützen und um die Gebäudeeffizienz zu erhöhen.

Mittels digitaler Zwillinge können detaillierte Prognosen über das Verwalten von Immobilien bei Änderung verschiedener Parameter gemacht werden. Und nicht zuletzt unterstützen autonome Baumaschinen schon heute die Arbeitskräfte, indem sie monotone Aufgaben wie Bohren oder Staubabsaugung übernehmen.

Hürden bleiben – aber die Richtung stimmt

Die Ziele des KI-Einsatzes in der Baubranche sind somit klar: Effizienzsteigerung, Kostensenkung, Qualitätsverbesserung, Sicherheit und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund. Durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben wie Dokumentation, Planungsprüfungen oder Mängelanalysen können Bauzeiten erheblich verkürzt werden.

Im Bereich Nachhaltigkeit wird KI unverzichtbar, um klimaneutrale Gebäude zu planen, indem sie Materialien mit geringem CO₂-Fußabdruck empfiehlt und den Energieverbrauch optimiert – ein entscheidender Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele. Gleichzeitig erhöht KI die Sicherheit auf Baustellen, indem sie Risiken frühzeitig erkennt, und entlastet durch Automatisierung und Robotik die knappen Fachkräfte.

Was noch fehlt

Doch KI birgt natürlich auch eine Reihe an Hürden und ist heute immer noch eine Abwägungsfrage für viele Unternehmen. Ein zentrales Hindernis ist die Qualität und Struktur der Daten. KI-Systeme benötigen strukturierte, hochwertige Daten, doch viele Unternehmen arbeiten mit fragmentierten Systemen, die den KI-Einsatz erschweren.

Hinzu kommt ein Mangel an IT-Experten, die KI-Systeme implementieren und warten können – ein Problem, das durch den allgemeinen Fachkräftemangel verschärft wird.

Die hohen Anforderungen an Datenschutz und -sicherheit in Deutschland verzögern ebenfalls die Einführung von KI-Technologien. Vielen KMUs fehlen zudem die digitale Infrastruktur, wie APIs, Cloudzugang oder mobile Endgeräte, um KI effizient zu nutzen.

Auch die Bauämter hinken hinterher: Die mangelnde Digitalisierung der Genehmigungsprozesse bremst den Einsatz KI-gestützter Prüftools, die Verfahren erheblich beschleunigen könnten. Doch auch wenn die Transformation noch schleppend verläuft – immer findet KI als Basistechnologie schon breite Anwendung und ist in der Start-up-Landschaft quasi Common Sense. 55 Prozent der im Rahmen der Proptech Germany Studie 2025 nutzen sie.

Brauchen wir KI, um die anstehende Bauwelle erfolgreich zu bewältigen? 100 Prozent ja. Und sind die deutschen Unternehmen innovationsbereit und wendig genug, um von KI zu profitieren? Definitiv.

Trotzdem müssen die Rahmenbedingungen weiter optimiert werden. Forschungseinrichtungen wie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) treiben die Entwicklung voran, etwa durch KI-gestütztes Daten-Matching für Materialeigenschaften.

Dennoch bleibt die Anbieterlandschaft fragmentiert, und viele KMUs haben Schwierigkeiten, Zugang zu diesen Technologien zu erhalten, da sie oft kostspielig sind und spezielles Know-how erfordern. Förderprogramme, Subventionen für digitale Tools und Schulungsinitiativen sind dringend nötig, um diese Lücke zu schließen.

Die Politik könnte hier durch Innovationsfonds aus dem Sondervermögen einen wichtigen Beitrag leisten, um Start-ups und KMUs zu unterstützen und die flächendeckende Einführung von KI zu fördern.

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zuletzt editiert am 17. Dezember 2025