Isabella Chacón Troidl, BNPPREIM, und Dr.-Ing. Johannes Fütterer, Aedifion, über Partnerschaft, KI-Einsatz und den Weg zu einem resilienten Immobilienbetrieb.
Frau Chacón Troidl, wie sieht die Digitalstrategie bei BNP Paribas Real Estate Investment Management konkret aus?
Isabella Chacón Troidl: Unsere Digitalstrategie ist kein Selbstzweck, sondern Teil einer umfassenden Transformation. Wir verstehen digitale Technologien als Hebel, um Immobilien entlang ihres Lebenszyklus intelligenter, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Dabei setzen wir auf Datentransparenz, smarte Automatisierung und Echtzeit-Auswertungen. Gemeinsam mit aedifion schaffen wir die technologische Grundlage, um Zusammenhänge sichtbar zu machen und datenbasiert zu optimieren – das ist für uns gelebte Digitalisierung.
Warum tun sich andere Unternehmen damit so schwer? Viele formulieren ambitionierte Ziele, scheitern aber in der Umsetzung. Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Stolpersteine?
Chacón Troidl: Transformation bedeutet Veränderung – und das ist nie einfach. Viele Unternehmen agieren in traditionellen Strukturen, mit langen Entscheidungswegen und wenig Innovationsdruck. Heute haben sich die Rahmenbedingungen aber verändert. Der regulatorische und gesellschaftliche Druck steigt, und moderne Lösungen sind verfügbar. Wer weiterhin zögert, riskiert den Anschluss. Es fehlt oft nicht an Strategiepapieren, sondern an Umsetzungskraft und dem Mut zur echten Veränderung.
Wie vermeiden Sie diese Probleme in Ihrer Kooperation? Was unterscheidet Ihre Zusammenarbeit von anderen Initiativen, die oft im Sande verlaufen?

Johannes Fütterer: Wir setzen auf echte Partnerschaft statt lose Projektarbeit. Erfolgreiche Digitalisierung erfordert ein gemeinsames Verständnis und eine geteilte Verantwortung für Ziele und Ergebnisse. Mit BNP Paribas REIM arbeiten wir nicht nur auf Projektebene zusammen, sondern strategisch. Das bedeutet: Wir kombinieren technologische Expertise mit einem klaren Umsetzungsfokus und passen Lösungen exakt an den Bedarf des Portfolios an.
Wo sehen Sie den konkreten Mehrwert Ihrer Software für das Portfolio von BNP Paribas REIM?
Fütterer: Unsere Plattform schafft Transparenz über Energieverbräuche, CO₂-Emissionen und Anlagenverhalten in Echtzeit. Das erlaubt gezielte Optimierung und Automatisierung von Betriebsprozessen. Die Ergebnisse: deutliche Energieeinsparungen, reduzierter CO₂-Fußabdruck und ein resilienteres Portfolio. Digitalisierung wird so zum aktiven Werttreiber – nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich.
imAward 2026: Idee – Mut – Umsetzung
Mit dem immobilienmanager-Award zeichnen wir digitale Lösungen, Services oder Technologien aus, die die Bau- und Immobilienwirtschaft nachhaltig verändern. Bewerben Sie sich bis zum 7. Dezember 2025 mit Ihrem Projekt in der Kategorie Digitale Lösung & Technologische Innovation.
Die Immobilienbranche ist in der allgemeinen Wahrnehmung wenig innovativ, die Investitionszyklen lang – wie lässt sich in einem solchen Umfeld echter digitaler Wandel beschleunigen?
Chacón Troidl: Veränderung beginnt mit Haltung. Es reicht nicht, digitale Tools einzukaufen – man muss sie in die DNA des Unternehmens integrieren. Wir bei BNP Paribas REIM schaffen intern die Voraussetzungen: durch Qualifizierung, neue Prozesse und eine klare Vision. Digitalisierung ist kein Technikthema, sondern eine Führungsaufgabe.
Welche konkreten Technologien oder Anwendungen sind heute in Ihrem gemeinsamen Projekt bereits im Einsatz? Was sind die messbaren Effekte?
Fütterer: Wir arbeiten mit einer cloudbasierten Plattform, die Gebäudedaten transparent verfügbar macht, in Echtzeit analysiert und mit KI-gestützten Empfehlungen anreichert. Unsere KI übernimmt dann autonom und selbstlernend die Betriebsoptimierung auf Basis von Analysen, Prognosen und so weiter.
In den Pilotobjekten sehen wir bereits zweistellige Einsparpotenziale bei Energie und CO₂. Zudem erhalten Asset- und Property Manager ein intuitives Dashboard für operative Entscheidungen. So wird aus Daten echte Steuerungsfähigkeit.
Wie schaffen Sie intern und im Markt die nötige Akzeptanz für diese neuen Wege? Gibt es Widerstände und wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Chacón Troidl: Natürlich gibt es anfangs Vorbehalte. Digitalisierung verändert Rollen und Prozesse. Uns ist wichtig, frühzeitig zu kommunizieren, Schulungen anzubieten und Erfolge transparent zu machen. Wenn Mitarbeitende erleben, dass Technologie ihre Arbeit erleichtert und ihnen neue Möglichkeiten eröffnet, steigt die Akzeptanz ganz automatisch.
Wie wichtig ist für Sie die Vernetzung über Branchengremien wie ZIA oder ICG, um digitale Transformation voranzutreiben?
Chacón Troidl: Sehr wichtig. Transformation kann nicht im Alleingang gelingen. Netzwerke wie ZIA oder ICG bieten Plattformen für Austausch, Standardisierung und politische Positionierung. Unser Engagement dort ist ein wichtiger Baustein, um Innovationen auf breiterer Ebene in die Branche zu tragen.
Gibt es einen Konflikt zwischen technologischem Fortschritt und wirtschaftlicher Rentabilität?
Fütterer: Im Gegenteil – die größten wirtschaftlichen Potenziale liegen aktuell im Bestand – und genau hier wirkt Technologie. Wer Prozesse automatisiert, Energie spart und ESG-Vorgaben einhält, steigert die Performance. Digitalisierung ist kein Kostenfaktor, sondern Investition in Zukunftsfähigkeit.
Ein Blick in die Zukunft: Wie sieht für Sie der ideale Immobilienbetrieb in fünf Jahren aus – und was müssen wir heute tun, um dort anzukommen?
Chacón Troidl: Der ideale Betrieb ist datengestützt, dekarbonisiert, flexibel und wertorientiert. Gebäude kommunizieren mit ihren Nutzern, reagieren intelligent auf Anforderungen und sind integraler Bestandteil nachhaltiger Stadtentwicklung. Um dorthin zu kommen, braucht es heute Mut zur Umsetzung, Partner mit technologischer Exzellenz – und die Bereitschaft, die eigene Rolle neu zu denken.