3D-Modell von Frankfurt mit hervorgehobenen Hochhäusern
Für die „Highrise-Study Frankfurt“ hat C&W 52 Hochhäuser berücksichtigt – außerdem fünf Projekte die bis 2028 fertiggestellt werden sollen. (Quelle: Cushman & Wakefield)

Standorte & Märkte 2024-05-24T06:58:00.441Z Frankfurt: Banken und Anwälte wollen hoch hinaus

Mietflächen, Leerstand, Entwicklungsplan: Mit der „Highrise-Study Frankfurt“ beleuchtet C&W die Hochhäuser der Mainmetropole.

Zum Ende des ersten Quartals 2024 waren in Frankfurt am Main 52 Hochhäuser mit einer Höhe über 45 Metern in Betrieb. Ihre Büroflächen von zusammen 1,77 Millionen Quadratmetern entsprechen 15 Prozent des Büroflächenbestandes des Frankfurter Marktes, so eines der Ergebnisse der Analyse „Highrise-Study Frankfurt“ von Cushman & Wakefield (C&W). Für die Studie wurden mehr als 500 von C&W erfasste Mietverträge ausgewertet.

Neben den bestehenden Bürohochhäusern dieser Größenordnung in innerstädtischen Lagen flossen weitere fünf Objekte dieser Kategorie, die sich bereits im Bau befinden, bis 2028 fertigstellt und dann rund 182.000 Quadratmeter umfassen sollen, in die Untersuchung ein.

19 Prozent des Gesamtumsatzes

„Traditionell spielen Hochhäuser eine wichtige Rolle für den Frankfurter Büromarkt. Sie symbolisieren nicht nur Frankfurts Funktion als Finanzzentrum, sie sind auch bei zahlreichen Nutzern als repräsentative Büros begehrt“, sagt Tina Reuter, Head of Germany von C&W. „In den Hochhäusern werden die Höchstmieten des Marktes von monatlich über 50 Euro pro Quadratmeter erzielt und in den vergangenen Jahren wurde die Skyline durch zahlreiche Projekte verdichtet.“

Porträtfoto von Tina Reuter
Tina Reuter (Quelle: Cushman & Wakefield)

So betrug der durchschnittliche Flächenumsatz in Hochhäusern von 2019 bis 2023 pro Jahr rund 78.000 Quadratmeter, entsprechend 19 Prozent des Gesamtumsatzes am Frankfurter Büroflächenmarkt. „Damit vereinen Hochhäuser bezogen auf ihren Anteil am Flächenbestand des Gesamtmarktes einen leicht überdurchschnittlichen Umsatz. Sie bilden einen eigenen Mikrokosmos, der einen maßgeblichen Unterschied zu den anderen großen Büromärkten in Deutschland darstellt, deren Dynamik sich aus einer deutlich größeren Anzahl an Bürogebäuden ergibt“, so Reuter weiter.

Ein Großteil des Flächenumsatzes wird dabei durch Umzüge generiert, Expansionen und Neuansiedlungen sind in Frankfurt eine Ausnahme. Der Anteil von Büroflächen mit möglichem kurzfristigem Bezug innerhalb von drei Monaten liegt in den Hochhäusern mit 7,4 Prozent 2,2 Prozentpunkte unter der Leerstandsquote des Gesamtmarktes. Die höchste Dichte an Hochhäusern befindet sich im Frankfurter Bankenviertel beziehungsweise im Central Business District (CBD).

Banken und Finanzdienstleister nutzen 51 Prozent der Büros in Hochhäusern

Rund 51 Prozent beziehungsweise 875.000 Quadratmeter – und damit mehr als die Hälfte der Bürofläche in Hochhäusern – wird durch Banken und Finanzdienstleister genutzt. Mit dem Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Stadt ihre Stellung als Finanz- und Bankenzentrum weiter gestärkt. Größte Nutzer aus dieser Branche sind die Europäische Zentralbank (EZB), die DZ Bank, die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Bank. Mit großem Abstand folgen auf Platz 2 Anwälte und Notare mit einem Anteil am Hochhausflächenbestand von zwölf Prozent beziehungsweise rund 212.000 Quadratmetern.

Die Anzahl der Mieter in Hochhäusern summiert sich auf insgesamt rund 500. Die fünf größten davon sind Banken. Insgesamt besteht am Hochhausmarkt in Frankfurt eine erhebliche Konzentration auf wenige Großnutzer. So belegen die größten zehn Nutzer insgesamt 44 Prozent der Bürofläche, die 20 größten Nutzer 55 Prozent.

„Je niedriger die Etage, desto diversifizierter ist die Branchenverteilung“

Betrachtet man die Branchenverteilung innerhalb der Hochhäuser nach Etagen, wird deutlich, dass ab der 45. Etage ausschließlich Banken und Finanzdienstleister, Anwälte sowie Beratungsgesellschaften angemietet haben. Bei Betrachtung aller Etagen sind Banken und Finanzdienstleister immer die dominierende Branche. Nur durch die Deutsche Bahn im „Silberturm“ ist auch der Transport, Verkehr und Logistiksektor bis in die 39. Etage vertreten. „Generell gilt: Je niedriger die Etage, desto diversifizierter ist die Branchenverteilung“, stellt Tina Reuter fest.

Grafik: Branchen nach Geschoss
Branchen nach Geschoss (Quelle: Cushman & Wakefield)

Der Hochhausmarkt ist sehr dynamisch und durch viele Umzüge geprägt. Ein wichtiges Thema für Büronutzer ist derzeit „Flight-to-Quality“. Reuter: „Büromieter suchen gezielt nach Top-Flächen in besten Lagen und sind dazu bereit, für diese Flächen entsprechende Höchstmieten zu bezahlen.“

Als prominentes Beispiel führt Reuter die Projektentwicklung 'Four' im Bankenviertel auf, in der zahlreiche Verträge mit namhaften Mietern abgeschlossen wurden: „Nutzer wie die Dekabank oder die Kanzleien Freshfields und Allen & Overy haben sich dort Flächen gesichert und werden im Gegenzug ihre bisherigen Hochhausflächen verlassen.“ Dabei sei auffällig, dass die Nutzer in der Regel höhere monatliche Quadratmetermieten akzeptieren, während sie ihre angemietete Fläche deutlich reduzieren.

Eine Auswertung nach Anmietungen und Auszügen nach Gebäudealter belegt diesen Trend. So lag der Anteil des Büroflächenumsatzes in Hochhausflächen mit einem Baujahr ab 2021 für die zwischen 2024 und 2028 registrierten Umzüge bei 64 Prozent.

Helge Zahrnt, Head of Research & Insight Germany von C&W., erläutert: „Im Gegenzug finden im gleichen Zeitraum 88 Prozent der Auszüge in Gebäuden statt, die vor 2011 erbaut wurden. Diese älteren, leergezogenen Immobilien bieten dann Potenzial für nachhaltige Bestandssanierungen. Geschieht das nicht, droht Leerstand.“

Die Stadt Frankfurt hat im März 2024 einen neuen Hochhausentwicklungsplan veröffentlicht. Er umfasst zwei räumliche Cluster, das Bankenviertel und das Ostend rund um die EZB, mit insgesamt 14 Standorten. Von diesen Standorten sind 13 für eine Büronutzung zulässig, sodass sich hier ein erhebliches langfristiges Flächenpotenzial von mehr als 500.000 Quadratmetern für den Frankfurter Büromarkt ergibt. Zusammen mit weiteren Baufeldern mit bestehendem Baurecht resultiert daraus ein Gesamtflächenpotenzial in Hochhäusern von über 800.000 Quadratmetern.

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zuletzt editiert am 24. Mai 2024