Als einer der großen Energieverbraucher spielen Gebäude auf dem Weg zur Klimaneutralität eine zentrale Rolle. Auch angesichts steigender Energiepreise lohnt es sich mehr denn je, entsprechende Einsparpotenziale auszuschöpfen. Und nicht nur das: Die Taxonomie-Verordnung der EU verpflichtet Finanzmarktteilnehmer, ihre nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten offenzulegen. ESG-Kriterien entscheiden heute mit über den Wert einer Immobilie. Mit aktuellen IoT-Technologien lassen sich auch Bestandsgebäude bilanzneutral zukunftsfähig machen: Die Energiekosten sinken, der Gebäudewert wird nachhaltig gesteigert.
Gebäude verursachen in Deutschland 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und 30 Prozent der CO2-Emissionen. Das Einsparpotenzial ist hoch, zumal ein erheblicher Anteil der verbrauchten Energie mit ineffizienten Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsanlagen zusammenhängt. Trotzdem verfehlt der Gebäudesektor deutlich die von der Bundesregierung gesteckten Klimaziele 2030 deutlich. Neben dem Umweltfaktor fällt vor allem auch der Kostenfaktor ins Gewicht: Die Energiekosten machen die Hälfte der Gebäude-Betriebskosten aus und liegen damit noch vor den Instandhaltungskosten. Ohne Effizienzmaßnahmen erhöht sich der Betriebskosten-Anteil weiter, nicht nur, weil die Energiepreise steigen, sondern weil auch der Preis für die Emission von CO2 von Jahr zu Jahr zunimmt. Oft besteht bei Gebäuden zudem ein hoher Modernisierungsbedarf; TÜV-Mängel bei Brandschutz und Hygiene sind nicht selten.
Der Schlüssel zu Energiewende und Klimaneutralität liegt in der Datenerfassung und Dezentralisierung der Energieversorgung: Nur wenn bekannt ist, wann und wo wieviel Energie in Gebäuden verbraucht wird, lässt sich der Verbrauch optimieren. Und nur wenn Gebäude beispielsweise mittels Photovoltaik-Anlagen oder lokaler Speicher selbst zum Teil des Stromnetzes werden, können Bestandsimmobilien, die 90 Prozent des Gebäudesektors ausmachen, auf Dauer klimaneutral werden.
Modernisierung mit „Dekarbonisierung als Service“
Doch Gebäudeeigentümer verfügen oft nur über ein geringes Modernisierungsbudget, zudem wollen sie ihre Kreditlinie bei der Hausbank nicht weiter belasten. Bei Bestandsgebäuden braucht es indes nicht zwangsläufig aufwendige und teure Renovierungen. IoT-basierte Sensoren und Datenpunkte sorgen für die nötige Transparenz, die dabei hilft, eine höhere Energieeffizienz und geringere CO2- Emissionen zu erreichen. Mit „Dekarbonisierung als Service“ lassen sich CO2-Einsparungen einfach buchen.
Zertifizierte Industriepartner wie Siemens sorgen dabei zunächst für eine automatisierte Erfassung, Speicherung sowie eine sichere, OSI-konforme Übertragung der Energie- und Gebäudedaten. Eine cloudbasierte Energie- und Datenmanagement-Plattform erfasst die aktuellen Betriebs- und Verbrauchsdaten – etwa die Stromaufnahme der Lüftung und Beleuchtung, Wärme- und Durchflussmengen von Wasser, Öl und Gas.
In einem zweiten Schritt werden diese Daten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz im „Internet of Things“ (IoT) automatisiert und fortlaufend analysiert. Das cloudbasierte System erkennt dabei Anomalien, Unregelmäßigkeiten und Störungen, selbst wenn diese versteckt auftreten. Auch ein ineffizienter oder fehlerhafter Gebäudebetrieb, verursacht etwa durch undichte Ventile und ineffiziente Regelungen, der sonst für lange Zeit unentdeckt bleiben und den Energieverbrauch nach oben treiben würde, wird sofort identifiziert.
Die Analyseergebnisse werden kontinuierlich in einem Dashboard visualisiert. Bei kritischen Fehlern ergeht sofort eine Benachrichtigung, während eine Ampelfunktion Ineffizienzen aufzeigt. Auf Basis der Datenanalyse erstellt die Energie- und Datenmanagement-Plattform einen Maßnahmenkatalog mit Vorschlägen, welche Maßnahmen sich jeweils zur Betriebs- und Energieoptimierung eignen. Dazu zählt etwa die Einrichtung einer Closed-Loop-Regelung und eine etwaige Anbindung externer Systeme.
Durch solche konkreten Maßnahmen zur Betriebs- und Energieoptimierung sinken der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen um bis zu 35 Prozent. Zusätzlich lassen sich die Energieverbrauchs-Daten im Rahmen der ESG-Berichterstattung nutzen, was für Transparenz sorgt.
Für Gebäudeeigentümer und -betreiber – die sich für flexible Umsetzungsmodelle der IoT-Modernisierung entscheiden können – entsteht neben der Reduzierung der Energie- und CO2-Kosten weiterer Mehrwert: Sie haben keine CAPEX-Kosten, benötigen dank des OPEX-Modells mit kontinuierlichen Serviceraten (abhängig von der erzielten CO2-Reduzierung) kein Budget – und verfügen am Ende der Laufzeit über freien Cashflow.
IoT-Technologien sind kompatibel mit bestehenden Gebäuden
Der Einsatz digitaler Services kann dabei unter Nutzung herkömmlicher Gebäudeautomationssysteme erfolgen. Bestandsgebäude müssen somit nicht umfangreich und teuer saniert werden, denn die IoT-Technologien von Siemens Smart Infrastructure setzen herstellerunabhängig und problemlos kompatibel auf Gebäudeautomationssysteme und HLK-Anlagen auf.
Über signifikante Energieeinsparungen hinaus sorgen digitale Services zudem für eine hohe und zuverlässige Energie- und Gebäudeperformance, was für den laufenden Betrieb von zentraler Bedeutung ist. Außerdem haben digitale Technologien den Vorteil, dass sie die Techniker und das Betreiberpersonal vor Ort erheblich entlasten. In Zeiten von Fachkräftemangel und immer komplexeren Anlagensystemen ist das ein großer Wettbewerbsvorteil. Die Betriebsunterstützung – skalierbar je nach Kundenanforderung – lässt sich von einer 24/7-Serviceleitstelle bis zur kompletten Betriebsführung buchen. Außerdem hilft Siemens bei der Einbindung staatlicher Fördermittel.
Blick in die Zukunft
Immobilienbesitzer und -betreiber legen mit intelligenter Datenanalytik eine sehr gute Basis für weitere Optimierungen. Zukünftig wird eine vorausschauende, selbstlernende Anlagenregelung zusätzliche Effizienzpotenziale erschließen.
Zugleich trägt die Investition in IoT-Technologien dazu bei, den Gebäudewert zu steigern. Denn dieser bemisst sich immer stärker nach gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben sowie nach ESG-Nachhaltigkeits-Kriterien (Environment, Social, Governance). Diese spielen bei den Kapitalanlagen fast aller Kapitalverwaltungsgesellschaften und der großen Mehrheit der Versicherungen eine entscheidende Rolle – nur noch wirklich „grüne“ Immobilien sind am Markt interessant.