Digitalisierungsstudie von ZIA und EY Real Estate offenbart Stärken und Schwächen des Digitalisierungsfortschritts in der Branche.
In wirtschaftlichen schwierigen Zeiten sind Kostensenkung und Effizienzsteigerung beliebte Mittel, um das eigene Unternehmen wieder in ruhigere Fahrwasser zu manövrieren. Unternehmerische Experimente werden eingestellt und das Kerngeschäft rückt da gern wieder in den Fokus. Welchen Einfluss hat die Krise auf die Fortschritte bei der Digitalisierung der Branche? Das analysierte der ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) gemeinsam mit EY Real Estate.

„Digitalisierung ist in der Immobilienwirtschaft gekommen, um zu bleiben“, fast Dr. Alexander Hellmuth, Partner bei EY Real Estate die Situation zusammen. Nur knapp jeder vierte Umfrageteilnehmer attestiert der Branche eine abnehmende Relevanz von Digitalisierung, so die Studie. Unbeeindruckt von den wirtschaftlichen Verwerfungen, wollen 91 Prozent der an der Studie teilgenommenen Unternehmen ihre Investitionen in Digitalisierung steigern. 77 Prozent erkennen keinen Relevanzverlust der Digitalisierung im vergangenen Krisenjahr und 91 Prozent halten den Einsatz für digitalen Lösungen im Bereich Klimaschutz für erfolgversprechend. Es ist also keine Frage mehr, ob Digitalisierung notwendig ist, sondern eher die Frage, was Digitalisierung verhindert. Das belegen auch die Zahlen. Rund die Hälfte der Befragten geben an, dass aktuelle Entwicklungen des Immobilienmarktes kaum eine Rolle bei der Ausschöpfung der Digitalisierungspotenzialen spielen.
Bei der Frage, für welche Prozesse Digitalisierung zum Einsatz kommt, herrscht Uneinigkeit in der Branche. 21 Prozent sehen bei der Schaffung von Transparenz und Reportinganforderungen den Haupteinsatz digitaler Tools. 20 Prozent sehen bei besserer Zusammenarbeit, 18 Prozent bei Kostensenkung und 17 Prozent bei Energieeffizienz und Verbauchsoptimierung des Haupteinsatzzweck von Digitalisierung.
Hauptschwierigkeiten sieht die Branche vor allem in zwei Punkten, so Aygül Özkan, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des ZIA: Mangelnde Datenqualität sowie fehlende personelle Ressourcen in den Unternehmen. Das werde auch zukünftig Hauptproblem sein und sich eventuell sogar durch den demografischen Wandel noch verschärfen, ergänzt Hellmuth. 69 Prozent sehen daher bei intransparenter Datenstruktur und mangelnder Datenqualität die größten Probleme. Dabei ist für digitale Lösungsanbieter noch viel Luft nach oben. Immerhin 36 Prozent der Befragten geben an, dass das fehlende Angebot technologischer Lösungen ein Problem darstellt (VJ: 31 Prozent).
Auch in Krisenzeiten, hat ein Großteil der Unternehmen die Investitionen in digitale Lösungen nicht zurückgefahren – im Gegenteil. 37 Prozent der 300 Befragten Unternehmen investieren mehr als 5 Prozent des Jahresumsatzes in Digitalisierung. Im vergangenen Jahr waren das noch 35 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die zwischen 6 und 10 Prozent des Jahresumsatzes investieren steigt von 16 auf 20 Prozent. Der Großteil allerdings (44 Prozent) investiert zwischen 1 und 5 Prozent. 19 Prozent investieren sogar nur unter 1 Prozent in digitale Tools.
Plattformen sind gefragt
Bei der Auswahl der Tools und der jeweiligen Zeitpunkte der Wirkungsentfaltung, beurteilen 69 Prozent der Befragte, dass Plattformen und digitale Ökosysteme kurzfristig Wirkung erzielen werden. Kurz- oder mittelfristig werden BIM und im loT Technologien zum Einsatz kommen. Für KI, Maschine Learning und Blockchain sehen rund 40 Prozent der Befragten ein mittelfristiges Trendpotenzial. Langfristig werden Robotik, Transporttechnologien wie Drohnen und 3D-Druck bei rund einem Drittel zum Trend werden.
Die derzeitige Marktphase werde dazu führen, dass der Markt der digitalen Lösungsanbieter sich konsolidieren werde, davon geht Dr. Alexander Hellmuth klar aus. Vor allem das Zinsniveau setzt Unternehmen zu, die auf Venture Capital angewiesen sind. Özkan appelliert dabei an die jungen Unternehmen der Branche, vor allem die Nutzerakzeptanz in den Vordergrund ihrer digitalen Tools zu stellen. Darüber hinaus brauche die Branche keine Insellösungen, sondern Plattformen, über die sich diverse Prozesse abbilden lassen.