Interview mit Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp, über die Integration in die LBBW und die Rolle des AIDA-Modells. Von André Eberhard
Herr Klaus, die Berlin Hyp wurde kürzlich in die LBBW integriert. Wie positioniert sich die Bank nach dieser Übernahme im Wettbewerb – gerade im europäischen Kontext?
Sascha Klaus: Mit einem Immobilien-Exposure von knapp 63 Milliarden Euro sind wir heute der größte gewerbliche Immobilienfinanzierer in Deutschland und zugleich einer der größten Anbieter in Europa. Zugleich sind wir nun das „Commercial Real Estate Center of Competence“ innerhalb der LBBW geworden – und damit Teil der wohl besten mittelständischen Universalbank in Deutschland.
Digitalisierung und Automatisierung sind zentrale Zukunftsthemen. Welche Rolle spielen sie künftig für die Berlin Hyp?
Sascha Klaus: Digitalisierung war bereits ein Kernthema der bisherigen Berlin Hyp. Wir werden diesen Schwerpunkt auch in die neue Struktur hineintragen. Besonders im Bereich der Genehmigungsprozesse für gewerbliche Immobilienfinanzierungen setzen wir auf digitale Lösungen, um Abläufe effizienter und transparenter zu gestalten.
Durch die Integration in die LBBW erhalten Sie Zugriff auf ein breiteres Produktportfolio. Welche neuen Chancen eröffnen sich daraus?
Sascha Klaus: Wir sind durch die Integration ein One-Stop-Shop geworden. Das heißt: Wir bleiben ein Spezialfinanzierer für die Immobilienwirtschaft, können unseren Kunden aber zusätzlich das gesamte Leistungsspektrum einer Universalbank anbieten – von Kapitalmarktprodukten über Corporate Finance bis hin zu Infrastrukturlösungen. Letzteres ist für mich persönlich besonders spannend, da wir unsere Kunden nun auch bei Projekten wie etwa Rechenzentren begleiten können – etwas, das in der alten Berlin Hyp nicht möglich war.
Die Berlin Hyp ist jetzt als sogenannte „Anstalt in der Anstalt“ (AIDA) Teil der LBBW. Welche Vorteile bringt dieses Modell?
Sascha Klaus: Mit der AIDA-Lösung verbinden wir die Stärken eines spezialisierten Immobilienfinanzierers mit den Vorteilen einer großen Universalbank. Wir behalten unseren klaren Fokus und die gewachsene Expertise, profitieren aber gleichzeitig von der Bilanzstärke der LBBW, ihrem breiten Syndizierungsnetzwerk und ihrer Einbindung in die Sparkassen-Finanzgruppe. Für unsere Kunden bedeutet das Zugang zu größeren Finanzierungsvolumina und einem erweiterten Produktportfolio. Für uns selbst entstehen darüber hinaus erhebliche Ertrags- und Kostensynergien, weil wir Prozesse bündeln und Ressourcen effizienter einsetzen können.
Welche Unterschiede spüren Sie im Arbeitsalltag zwischen einer eigenständigen Bank und der jetzigen AIDA-Struktur?
Sascha Klaus: Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass wir nun Teil eines großen Konzerns sind und uns in dessen Gesamtsteuerung wiederfinden. Wir arbeiten entlang der Konzernstrategien, etwa in den Bereichen Nachhaltigkeit oder IT. Gleichzeitig bleiben wir ein eigenständiger Spezialfinanzierer, der sein Kerngeschäft weiterhin individuell steuern und entwickeln kann. Diese Synthese ermöglicht uns beides: Spezialisierung und Konzernstärke.
Sie betonen oft die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit und einer vernetzten Unternehmenskultur. Wie verankern Sie diese Haltung im hybriden Arbeitsalltag?
Sascha Klaus: Wir haben den Zusammenschluss lange und intensiv vorbereitet – nicht nur technisch, sondern auch kulturell. Schon Monate vor dem offiziellen „Legal Day One“ am 1. August haben wir zahlreiche interne Veranstaltungen durchgeführt, von kleineren Teamformaten bis hin zu einem großen Kick-off in Berlin mit allen Mitarbeitenden.
Ziel war es, uns gemeinsam auf die neue Bank einzuschwören, unser Geschäftsmodell zu erklären und die zukünftige Zusammenarbeit sowohl innerhalb der Berlin Hyp als auch im Konzern zu stärken. Dieses Miteinander ist entscheidend, um die Integration langfristig erfolgreich zu gestalten.
Die Expo Real steht unmittelbar bevor. Welche Erwartungen haben Sie an die Messe?
Sascha Klaus: Die Expo Real ist für uns jedes Jahr ein wichtiger Gradmesser. Sie zeigt, wo die Branche aktuell steht und welche Dynamiken uns im kommenden Geschäftsjahr erwarten. Für 2026 erwarte ich eine spannende Diskussion über Herausforderungen, aber vor allem über Chancen für die Immobilienwirtschaft. Ich freue mich auf viele vertrauensvolle Gespräche mit Marktteilnehmern und den Austausch über neue Ideen und Lösungen.
Das Interview führte André Eberhard.