Die Berlin Hyp hat ihre Zahlen für das 1. Halbjahr 2023 vorgelegt. In schwierigen Zeiten hält die Bank sich auf Kurs.
„Beim Neugeschäft sind wir für 2023 bereits vorsichtig in die Planung gegangen“, kommentiert Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp im persönlichen Gespräch das vorgelegte Zahlenwerk. Gemeint hat er damit vor allem den erwartbaren Rückgang beim Neugeschäft. Finanzierungen über 2,4 Milliarden Euro inkl. Prolongationen wurden in den ersten 6 Monaten abgeschlossen. Im Rumpfgeschäftsjahr 2022, geprägt durch die Übernahme durch die LBBW, lag dieser noch bei 3,1 Milliarden Euro. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen geht Klaus von rund 3 Milliarden Euro Neugeschäft und eine weitere Milliarde langfristiger Prolongationen für das Gesamtjahr aus. Zum Vergleich: In 2022 wurden am Ende insgesamt 5,7 Milliarden Euro Finanzierungen inkl. Prolongationen vergeben. 2021 waren es sogar 7,1 Milliarden Euro.

52 Prozent des vergebenen Kapitals wurde Investoren zur Verfügung gestellt. 40 Prozent ging an Wohnungsbauunternehmen und 8 Prozent an Developer. Bei den Assetklassen dominiert Wohnen mit 61 Prozent gefolgt von Büro mit 24 Prozent, Logistik mit 12 Prozent und Einzelhandel mit 2 Prozent.
„Es wird noch etwas dauern, bis sich ein neues Gleichgewicht einstellt, auf dessen Boden sich Transaktionsmärkte und auch der Neubau wieder beleben können“, kommentiert Sascha Klaus die Zahlen und Erwartungen für das laufende und auch kommende Jahr, denn „eine Trendwende am Immobilienmarkt werden wir 2023 nicht sehen; eher 2024.“
Besseres Ergebnis – weniger Überschuss
Die Bank selbst zeigt sich zufrieden mit den erreichten Zahlen. Ein Vorsteuerergebnis von 59,4 Millionen Euro bedeuten gleichsam eine Steigerung von 98 Prozent gegenüber Vorjahr. Allerdings wurden 25 Millionen Euro weniger in den Fonds für allgemeine Bankenrisiken eingestellt (25 Millionen Euro). Am Ende notiert aber auch das Betriebsergebnis nach Risikovorsorge mit 84,4 Millionen Euro 4,3 Millionen Euro über dem Zahlenwerk von 2022.
Erwartungsgemäß blieb der Zins- und Provisionsüberschuss mit 227,3 Millionen Euro hinter den Zahlen des Vorjahres (270 Millionen Euro). Allerdings war dieser im Vorjahr auch geprägt durch eine zusätzliche Zinsermäßigung im Zuge von TLTRO-III-Geschäften, die nun nicht mehr anfiel. Bei TLTRO-III handelt es sich um Langfrist-Kreditgeschäfte der EZB, die im Zuge der Corona-Krise günstig vergeben wurden.
Erwartungsgemäß blieb auch das Geschäft im Sparkassen-Verbund hinter den Erwartungen. Mit mittlerweile 172 Instituten arbeiten die Berliner zusammen. Mit dem neuen Produkt ImmoBar können sich Institute mittlerweile im Gleichrang an Finanzierungen der Berlin Hyp beteiligen. Das zurzeit an Sparkassen ausplatzierte Gesamtvolumen beträgt rund 4 Milliarden Euro.
Höhere Risikovorsorge
Vor dem Hintergrund der allgemeinen Marktlage hat die Berlin Hyp die Kreditrisikovorsorge durch Nettozuführung in Höhe von 52,8 Millionen Euro (1. HJ 2022: 6,7 Millionen Euro) gesteigert, heißt es in der Pressemitteilung. Der Fonds für allgemeine Bankenrisiken wuchs auf 775 Millionen Euro an. Die Bank spricht von bisher vereinzelten Einzelwertberichtigungen. Mit einer gesunkenen Cost Income Ratio von 42,2 Prozent zeigt die Bank ein robustes Bild. Die Eigenkapitalrendite liegt unverändert bei 9,8 Prozent.
Mit dem neuen Social Loan hat die Bank erstmals ein Pendant zum seit 2022 auf dem Markt befindlichen Social Bond emittiert. Der Social Loan ist in Deutschland und den Niederlanden verfügbar und richtet sich an die Haushaltsgröße sowie der zulässigen monatlichen Bruttokaltmiete. Kundengruppen sind kommunale Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungsbaugenossenschaften sowie private Anbieter und Projektentwickler. Der Social Loan unterliegt dabei einer jährlichen Prüfung. Um die Attraktivität zu steigern, gewährt die Berlin Hyp eine Incentivierung auf den Zinssatz in Höhe von bis zu 0,1 Prozent p.a. „Zu finanzierende Objekte müssen jedoch auch zu den oberen 70 Prozent der energieeffizienten Gebäude gehören“, ergänzt Klaus.
Auf der Passivseite hat die Berlin Hyp im ersten Halbjahr mit der Emission einer ESG Dual Tranche, bestehend aus einem Social und einem Green Bond, das erste Produkt dieser Art am europäischen Kapitalmarkt platziert. Das Gesamtvolumen aller ausstehenden ESG-Bonds der Berlin Hyp betrug zur Jahresmitte 10,5 Milliarden Euro. Mit 20 ausstehenden Emissionen bleibt die Bank die aktivste Emittentin von Green Bonds unter den europäischen Geschäftsbanken.
Unterstützung bei Transformation der Bestände erforderlich
Sascha Klaus geht derzeit nicht davon aus, dass 2023 noch viel Bewegung an den Transaktionsmärkten zu sehen sein wird. Zudem bestehe die Gefahr, dass, „wenn einmal die Baukonjunktur abgewürgt ist, es schwer sein wird, sie wieder anzukurbeln.“ Sein Appell: „Wir brauchen von politischer und regulatorischer Seite Änderungen der Rahmenbedingungen. Ohne dies wird der Immobiliensektor die Transformation der Bestände nicht stemmen können.“ Zudem werde die Zinspolitik kurzfristig eher restriktiv bleiben.
Auf die Frage, welche drei Maßnahmen er der Bundesregierung vorschlagen würde, damit die Immobilienbranche wieder an Fahrt gewinnt, antwortet Klaus: Ich würde die Grunderwerbsteuer reformieren, eine Sonder-Afa auf Wohnen sowie endlich die Bürokratie verschlanken und Prozesse hier beschleunigen. Darüber hinaus sollten auch Baustandards gesenkt werden, da diese die Kosten teilweise unnötig in die Höhe treiben.“ Zumindest bei einem Punkt scheint die Bundesregierung ihn gehört zu haben.