Die Berlin Hyp hat ihre neuesten Zahlen für das zweite Halbjahr 2022 vorgelegt. Demnach konnten alle Erwartungen übertroffen werden. Bankchef Sascha Klaus geht davon aus, dass die Transformation in der Branche auch durch die konjunkturellen Verwerfungen immer wichtiger werden wird.
Würden nicht die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Gewitter stehen, könnte man beim Blick auf das reine Zahlenwerk der Immobilienbank nicht vermuten, dass wir bereits mitten im konjunkturellen Umschwung stecken. Die Berliner konnten allein im ersten Halbjahr das Neugeschäftsvolumen um 200 Millionen Euro gegenüber dem ersten Halbjahr des vergangenen Jahres steigern (3,1 Milliarden Euro). Trotz gestiegener Bankenabgabe und den Aufwendungen für das Andocken an die neue Konzernmutter LBBW, lag das Ergebnis vor Gewinnabführung mit 30 Millionen Euro genau auf Vorjahreskurs. Bei den Provisionsüberschüssen konnten sogar nochmal 36,2 Millionen Euro mehr erzielt werden. Insgesamt 270 Millionen Euro, die sich auf 258,6 Millionen Euro Zinsüberschuss und 11,4 Millionen Euro Provisionsüberschuss aufteilen, standen Ende Juni zu buche. „Damit sind unsere Erwartungen sogar übertroffen worden“, resümiert Berlin Hyp Vorstandsvorsitzender Sascha Klaus.
Beim Neugeschäft liegen Investoren mit 69 Prozent des Finanzierungsvolumens vorn, gefolgt von Developern und Bauträgern (20 Prozent) sowie Wohnungsbauunternehmen mit 11 Prozent. Gefragt waren hier vor allem Büroobjekte (54 Prozent) und Wohnimmobilien (30 Prozent). Geografisch verteilen sich die Finanzierungen zu 42 Prozent in A-Städte und 21 Prozent in B-Städte. Das Ausland liegt mit 28 Finanzierungsvolumen hier auf dem zweiten Rang.
Im Verbundgeschäft mit Sparkassen wurde im ersten Halbjahr etwas weniger Kapital umgesetzt. 0,8 Milliarden Euro im Vergleich zu 1,1 Milliarden aus dem ersten Halbjahr 2021. Das zurzeit an 168 Sparkassen ausplatzierte Gesamtvolumen liegt bei 4,5 Milliarden Euro.
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Neben den rein wirtschaftlichen Zahlen, arbeitet die Berlin Hyp weiter an ihrer Vorreiterrolle in Sachen Digitalisierung und ESG. So wird mit dem Thema Social Loan demnächst ein weiteres Produkt auf den Markt kommen, das den „Sustainable Finance Framework“, wie die Bank es nennt, aus Energieeffizienz-Kredit, Taxonomie-Kredit und Transformationskredit ergänzen wird. Gleichzeitig wurden auch auf der Refinanzierungsseite mit dem Green Bond, Sustainable-Linked Bonds und Social Bonds drei ESG-konforme Instrumente geschaffen.
Vor allem mit dem Social Bond will die Bank ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. So werden die Erlöse aus diesen ausschließlich zur Re-Finanzierung von bezahlbarem Wohnraum verwendet. Mit allen drei Produkten ist die Berlin Hyp damit die erste Immobilienbank, die Produkte in allen drei ESG-Themen anbietet.
Erstmals mit LBBW-Mutter
Die Berliner gehören seit 1. Juli vollständig in den LBBW-Konzern. „Ich muss aber noch nicht jede Woche nach Stuttgart“, schmunzelt Berlin Hyp Chef Sascha Klaus im Interview. Die Schwaben werden die Berliner als etablierte Marke am Markt laufen lassen. Gemeinsam stehe man für die Schaffung gesellschaftlichen Mehrwerts und die nachhaltige Transformation der Immobilienwirtschaft.
Für den Markt stehen unterdessen alle Zeichen auf Winterdepression. Für das eigene Portfolio erwartet Klaus keine Risiken. Man habe erst kürzlich das gesamte Portfolio nach Risiken durchleuchtet. Mögliche Risiken seien bereits eingepreist. Alle Projekte, die man bei den Berliner finanziert hat, würden planmäßig laufen – einschließlich des eigenen Neubaus.
Die Rolle von Banken, da ist sich Klaus sicher, wird im wirtschaftlichen Wandel immer wichtiger werden. Banken würden zukünftig immer mehr entscheiden, was gebaut wird und was nicht. Damit kommt ihnen auch deutlich mehr Bedeutung zu als in den expansiven geldpolitischen Phasen. Für die Berlin Hyp ist das der „Flight to quality“, der die kommende Phase des Zyklus bestimme. Im Fokus seien dabei vor allem Wohnimmobilien in den Ballungszentren, nicht zuletzt dank des andauernden Nachfrageüberhangs, nachhaltige Büroimmobilien in Toplagen, lebensmittelgeprägte Einzelhandelsimmobilien und Logistikimmobilien für die E-Commerce Nutzung. Für Non-Core und nicht-nahhaltige Immobilien werde im Gegenzug eine entsprechend höhere Anpassung der Preise zu erwarten sein. Der Transformationsdruck auf die Branche werde nicht zuletzt durch die zu erwartende stärkere Regulatorik immer größer werden.
Auto: André Eberhard
