Wie wirkt sich die aktuelle Situation im Immobiliensektor auf den Standort Köln aus? Wir haben bei Dr. Manfred Janssen von Köln Business nachgefragt.
Herr Janssen, wie steht es aus Ihrer Sicht aktuell um den Immobilienmarkt?
Manfred Janssen: Die aktuelle Situation macht auch vor Köln nicht halt. Wie spüren die Zurückhaltung auf dem Markt und können sie ja auch ganz deutlich an Zahlen aus dem ersten Quartal dieses Jahres ablesen – der Flächenumsatz auf dem Kölner Bürovermietungsmarkt ist um rund 35 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das ist aber nur eine Momentaufnahme, und wir müssen schauen, wie es sich im weiteren Jahresverlauf entwickelt. Zusätzlich haben wir noch anhaltend hohe Finanzierungs- und Baukosten sowie hohe Standards im Bereich ESG, die die Mieten treiben.
Machen Sie sich deswegen Sorgen um den Standort Köln?
Manfred Janssen: Ganz klar nein. Die Rahmenbedingungen werden sich zeitnah nicht entspannen. Doch Köln hat in den Krisen vergangener Jahre immer wieder gezeigt, dass es solche Phasen gut auffangen kann. Die Leerstandsquote im Kölner Büromarkt lag auch im ersten Quartal 2023 bei niedrigen drei Prozent. Im Vergleich mit den anderen Top-6-Städten war dies bei einer durchschnittlichen Leerstandsquote von rund fünf Prozent der geringste relative Leerstandswert. Dieser niedrige, stabile Leerstand in Köln zog sich übrigens durch die komplette Corona-Pandemie.
Das hat auch mit dem breiten Branchenmix in Köln zu tun, der sich ebenso positiv auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Mehr als 160.000 neue Arbeitsplätze sind in den vergangenen 15 Jahren in Köln neu entstanden. Wir hatten 2022 einen Beschäftigungsrekord mit über 600.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Köln ist eine junge und wachsende Metropole mit wissensintensiven Dienstleistungen als Wachstumsmotoren. Das sind starke Faktoren, die für Köln sprechen.
Welche Herausforderungen sehen Sie?
Manfred Janssen: Die Ansprüche an moderne Immobilien sind gewachsen. Hochwertige Objekte in zentralen Lagen sind stark nachgefragt und gleichzeitig begrenzt im Angebot. Zwar befinden sich Projekte solcher Art in der Pipeline, aber durch verschiedene Faktoren, nicht zuletzt die jüngste konjunkturelle Entwicklung, sorgen für Verzögerungen in der Fertigstellung. Diese Unsicherheiten auf dem Markt müssen wir beobachten und dort unterstützen, wo wir können, damit auch zukünftig genügend Projekte in der Pipeline sind.
Welchen Handlungsspielraum haben Sie als Wirtschaftsförderung in solchen Prozessen überhaupt?
Manfred Janssen: Wir fungieren als Scharnier zwischen Wirtschaft auf der einen und städtischer Verwaltung auf der anderen Seite. Das heißt konkret, dass wir vor allem den Kontakt zwischen beiden Seiten vermitteln, um so Prozesse aktiv zu begleiten und effizienter zu gestalten: sei es, wenn es um Grundstücksvermittlungen oder Baugenehmigungen geht, oder auch um Projektentwicklungen, bei denen wir gemeinsam mit der Stadt Köln Impulsgeber sind. Zum Beispiel im geplanten „Bilderveedel“ in Köln-Bilderstöckchen, bei dem wir uns in Gesprächen mit dem Entwickler Cube Real Estate und der Stadt dafür einsetzen, Wohnen mit innovativem Gewerbe – hier im Konkreten urbaner Produktion – zu verbinden. Unser Ziel ist es, dass Gewerbeflächen in Köln strategisch weiterentwickelt werden und vor allem – gerade mit Blick auf den begrenzten Platz – auch im Bestand gesichert.
Das Gespräch führte Roswitha Loibl.
