Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter. Besonders betroffen ist der Mittelstand – ein Risikosignal für die Immobilienwirtschaft.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Wie die Creditreform Wirtschaftsforschung mitteilt, wurden 11.900 Unternehmensinsolvenzen registriert – ein Anstieg um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bereits 2024 war die Zahl deutlich gestiegen. Für das laufende Jahr rechnet Creditreform mit einem weiteren Anstieg.

Die Studienautoren sprechen von einer anhaltenden Strukturkrise: Neben schwacher Nachfrage und gestiegenen Betriebskosten führt vor allem die eingeschränkte Kreditvergabe bei Banken zu zunehmendem wirtschaftlichem Druck – insbesondere im Mittelstand.
Mittelständische Unternehmen besonders betroffen
Mit einem Anstieg von 16,7 Prozent trifft die Insolvenzbewegung vor allem mittelgroße Unternehmen mit 51 bis 250 Beschäftigten. Auch in der Größenklasse ab fünf Millionen Euro Jahresumsatz hat sich die Zahl der Pleitefälle gegenüber dem Vor-Corona-Niveau mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung betrifft viele typische Mieter gewerblicher Immobilien – etwa aus Produktion, Logistik oder Dienstleistungen.
Für Asset-Manager und Bestandshalter steigt damit das Ausfallrisiko auf Nutzerebene, insbesondere in regionalen B- und C-Lagen mit hoher Mittelstandsprägung.
Verarbeitendes Gewerbe und Handel unter Druck
Stark betroffen ist das verarbeitende Gewerbe mit einem Anstieg der Insolvenzen um 17,5 Prozent. Auch der Handel verzeichnet einen überdurchschnittlichen Zuwachs (+13,8 %), unter anderem infolge von Kaufzurückhaltung und intensivem Wettbewerb im Online-Geschäft. Im Baugewerbe blieb der Anstieg mit 1,7 Prozent vergleichsweise moderat – doch auch hier können Insolvenzen von Projektpartnern die Umsetzung von Vorhaben verzögern oder verteuern.
Ein besonderer Schwerpunkt der Studie liegt auf der Situation der Automobilzulieferer. Seit 2020 wurden 155 Insolvenzen in diesem Segment gezählt, allein 19 im laufenden Jahr. Die Branche steht unter hohem Anpassungsdruck – mit Auswirkungen auf Industrieareale und angrenzende Gewerbestandorte.
Folgen für Investoren und Projektentwickler
Die Studie weist auch auf steigende Schadenssummen hin: Pro Insolvenzfall lagen die Forderungsausfälle im Schnitt bei rund 2,8 Millionen Euro. Insgesamt waren rund 141.000 Arbeitsplätze von Unternehmensinsolvenzen betroffen – sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Auch prominente Fälle wie der Pflegeheimbetreiber Argentum oder der Einzelhändler Kodi zeigen: Die wirtschaftlichen Folgen reichen bis in immobiliennahe Sektoren.
Für Investoren, Projektentwickler und Bestandshalter bleibt die Lage herausfordernd. Standort- und Mieterrisiken, Finanzierungskonditionen und Exit-Strategien müssen unter Berücksichtigung der Insolvenzdynamik neu bewertet werden.