Die Hamborner REIT AG legt für 2024 ordentlich Zahlen vor. Dennoch steigen bei sinkendem FFO die Gehälter deutlich.
Stabile Zahlen – jedenfalls auf den ersten Blick. Doch hinter den stabilen Mieterträgen und einer niedrigen Leerstandsquote stehen sinkende FFO, rückläufige Substanzkennzahlen und ein bemerkenswerter Anstieg der Vorstandsvergütung. Der Kontrast zwischen operativer Realität und Personalpolitik wirft Fragen auf.
Die Bilanz der Duisburger Immobiliengesellschaft ist geprägt von Stabilität ohne nennenswerten Aufbruch. Die Erlöse aus Mieten und Pachten stiegen auf 92,99 Millionen Euro (Vorjahr: 91,12 Millionen Euro), der Leerstand verharrt bei geringen 2,8 Prozent, und auch das EBITDA konnte mit 68,7 Millionen Euro leicht zulegen.

Doch die Funds from Operations (FFO) – die zentrale Steuerungsgröße im REIT-Segment – gaben um 5,6 Prozent auf 51,58 Millionen Euro nach. Auch der FFO je Aktie sank auf 0,63 Euro (Vorjahr: 0,67 Euro). Die Verkehrswerte des Portfolios sind weiter unter Druck, und der Aktienkurs verlor im Jahresverlauf 7,5 Prozent, obwohl die Dividende erneut bei 0,48 Euro gehalten wurde.
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In diesem operativen Umfeld sticht besonders die Entwicklung der Vorstandsgehälter ins Auge. Die Gesamtbezüge des zweiköpfigen Vorstands stiegen im Jahr 2024 von 1,2 Millionen Euro auf 1,37 Millionen Euro – ein Anstieg von knapp 14 Prozent.
Auffällig dabei:
- Die Festvergütung legte um 15 Prozent zu.
- Die kurzfristige variable Vergütung (STI) wuchs um 12 Prozent.
- Auch Versorgungs- und Nebenleistungen wurden leicht erhöht.
Ein weiterer Punkt: Trotz des niedrigen Jahresergebnisses von nur 4,4 Millionen Euro (Vorjahr: 24,2 Millionen Euro) wurden erfolgsabhängige Boni ausgezahlt – unter anderem gestützt auf qualitative ESG-Ziele, wie z. B. Dekarbonisierungsstrategien und Digitalisierung.

Der Aufsichtsrat rechtfertigt dies mit „wichtigen Weichenstellungen“ und einer erfolgreichen Restrukturierung der Organisation. Die Entscheidung zur vorzeitigen Wiederbestellung von Vorständin Sarah Verheyen bis 2029 wurde u. a. mit einem drohenden Abwerbungsrisiko begründet.
Zum 1. Januar 2025 tritt zudem ein neues Vergütungssystem in Kraft, das formal modernen Prinzipien folgt:
- ESG-Ziele machen 20 Prozent des STI und LTI aus.
- Der NAV wird durch den FFO je Aktie als Leistungsindikator ersetzt.
- Der relative Total Shareholder Return (rTSR) wird im LTI als zentrales Kapitalmarktkriterium genutzt.
- Gleichzeitig werden die Maximalvergütungen deutlich angehoben:
- Vorstandsvorsitz: von 1,3 Millionen Euro auf 1,7 Millionen Euro
- Ordentliches Mitglied: von 1,0 Millionen Euro auf 1,3 Millionen Euro
Auch die Aktienhalteverpflichtungen (SOG) werden gelockert – ein Signal, das eher auf Marktattraktivität als auf Langfristbindung abzielt.
Der Widerspruch zwischen sinkendem FFO und steigenden Gehältern wirft Fragen nach der Vergütungslogik auf. Zwar betont die Hamborner, dass qualitative Ziele wichtiger werden. Doch das Spannungsverhältnis bleibt: Wie lässt sich ein Vergütungssprung rechtfertigen, wenn die finanzielle Substanz gleichzeitig schwindet?
Gerade in einem Umfeld, in dem REITs zunehmend unter regulatorischem, bilanziellen und kapitalmarktseitigem Druck stehen, wird das Thema Governance und Vergütungsdisziplin wieder zum Gradmesser für Investorenvertrauen.