Eine Stimmungsumfrage von Industrial Port deutet auf einen Abschwung hin. Garbe Industrial dagegen sieht eine europaweite Trendwende.
Die allgemeine Marktstimmung der befragten Experten:innen für Industrie- und Logistikimmobilien hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter eingetrübt. Das hat die jüngste Umfrage von Industrial Port ergeben, an der sich 51 langjährige Teilnehmer beteiligt haben. Während 53 Prozent der Befragten die aktuelle Lage als „befriedigend“ einschätzen, empfinden 42 Prozent die Marktstimmung als „schlecht“ – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte. Nur fünf Prozent bewerten sie als „gut“, was immerhin einen leichten Zuwachs um drei Prozentpunkte bedeutet. Insgesamt zeigt sich jedoch eine deutliche Verschiebung hin zu einer negativeren Einschätzung.
Besonders rückläufig sind die Erwartungen hinsichtlich der Miet- und Verkaufstätigkeiten. Nur noch 18 Prozent der Befragten erwarten steigende Mieten – ein Rückgang um neun Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig steigt der Anteil derjenigen, die fallende Mieten prognostizieren, um sieben Prozentpunkte auf 16 Prozent.
Auch bei der Verkaufstätigkeit von Industrieimmobilien zeigt sich eine negative Entwicklung: Der Anteil der Befragten, die eine Zunahme der Transaktionen erwarten, sank um 16 Prozentpunkte auf 37 Prozent, während die Erwartung stagnierender Aktivitäten um 20 Prozentpunkte auf 47 Prozent gestiegen ist.
Leerstände könnten wachsen
Ein Trend, der von Industrial Port als „besonders besorgniserregend“ bezeichnet wird, zeigt sich bei den Leerständen. 76 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass diese in den kommenden zwölf Monaten zunehmen werden – ein drastischer Anstieg um 43 Prozentpunkte im Vergleich zu 2024. Parallel dazu erwarten 79 Prozent verstärkte Incentive-Gewährungen, um Vermietungen anzukurbeln, was einem Anstieg um 15 Prozentpunkte entspricht.
Etwas optimistischer fällt die Einschätzung zur Renditeentwicklung aus. 21 Prozent der Befragten rechnen mit steigenden Renditen – ein deutlicher Anstieg um zwölf Prozentpunkte. Die Erwartung stagnierender Renditen bleibt mit 61 Prozent weiterhin hoch, während der Anteil derjenigen, die fallende Renditen prognostizieren, um neun Prozentpunkte auf 18 Prozent gesunken ist.
Europäischer Investmentmarkt auf Erholungskurs
Beim Blick auf Europa insgesamt fallen die Prognosen positiver aus. Garbe und Oxford Economics sehen eine Erholung des europäischen Logistikimmobilien-Investmentmarktes. Erstmalig seit dem zweiten Quartal 2022 gehen die Spitzen-Nettoanfangsrenditen in mehreren Ländern zurück. Das steigende Investoreninteresse zeigt sich insbesondere in den Benelux-Staaten, Spanien sowie in einigen osteuropäischen Märkten wie Polen und Rumänien. Hier ist der Rückgang der Spitzen-Nettoanfangsrenditen am deutlichsten zu sehen. Gleichwohl sank der europäische Durchschnitt nur leicht um vier Basispunkte von 5,65 auf 5,61 Prozent.
Tobias Kassner, Head of Market Intelligence and Sustainability bei Garbe, sagt: „Unsere Daten deuten den Beginn einer Trendwende auf dem europäischen Logistikinvestmentmarkt an. Dennoch werden Investoren aufgrund der geopolitischen und konjunkturellen Unsicherheiten weiterhin vorsichtig agieren.“ Besonders gefragt würden auch in Zukunft Objekte in guten Lagen mit langfristiger Mieterabsicherung. „Zudem haben ESG-Kriterien und die Verfügbarkeit von Strom nach wie vor höchste Priorität bei Investitionsentscheidungen“, erläutert Kassner.
Zu diesen Erkenntnissen kommt Garbe Research in seiner aktuellen Garbe Pyramid-Map zum zweiten Halbjahr 2024. Sie bietet eine umfassende Übersicht zu Spitzenmieten und -Nettoanfangsrenditen in den 121 wichtigsten europäischen Teilmärkten für Logistikimmobilien in 25 Ländern.
Eine weitere Prognose betrachtet 30 europäische Top-Märkte der kommenden fünf Jahre. Hier wird deutlich, dass die Spitzenrenditen 2025 um durchschnittlich zehn bis 20 Basispunkte weiter zurückgehen werden. Diese moderate Dynamik wird sich in den Folgejahren weiter fortsetzen – vorausgesetzt die geo- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen verschlechtern sich nicht. Insgesamt sollen die Renditen in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich am deutlichsten zurückgehen. Eine geringere Dynamik wird für die Top-Märkte in Italien, UK und Tschechien erwartet.
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