Soldaten in Tarnuniformen stehen neben einem Militärfahrzeug auf nassem Boden.
Laut einem kürzlich erschienenen Bericht von Savills werden steigende Verteidigungsausgaben und neue NATO-Verpflichtungen zu einem erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Industrie- und Logistikimmobilien in ganz Europa und im Vereinigten Königreich führen. (Quelle: iStockphoto)

Standorte & Märkte 2025-09-16T08:43:26.338Z Rüstungsausgaben treiben Flächennachfrage

Savills erwartet bis 2033 europaweit bis zu 37 Millionen Quadratmeter zusätzliche Nachfrage nach Industrie- und Logistikflächen.

Laut einer aktuellen Analyse von Savills führen steigende Verteidigungsausgaben in Europa zu einer wachsenden Nachfrage nach Industrie- und Logistikimmobilien. Bis 2033 könnte der Bedarf auf bis zu 37 Millionen Quadratmeter anwachsen – allein in Deutschland auf rund sechs Millionen Quadratmeter.

Grundlage der Prognose ist das auf dem NATO-Gipfel im Juni 2025 beschlossene Ziel, künftig 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in militärische Kernkompetenzen zu investieren. Dies dürfte zu einem Nachfrageschub insbesondere in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien führen. Derzeit stützen die bestehenden Verteidigungsausgaben laut Savills bereits rund 35 bis 40 Millionen Quadratmeter an Logistik- und Produktionsflächen in Europa.

Deutschland im Fokus

In Deutschland wurde der Verteidigungshaushalt 2025 durch ein Sondervermögen von 86 Milliarden Euro deutlich erhöht. Die Bundesregierung plant zudem, die Militärausgaben bis 2029 auf das NATO-Zielniveau anzuheben. Daraus ergibt sich laut Savills eine deutlich steigende Nachfrage nach geeigneten Flächen für Produktion, Logistik und Infrastruktur.

Begleitet wird diese Entwicklung von zahlreichen Großprojekten: Dazu zählen die Beschaffung neuer Eurofighter, die Modernisierung der Taurus-Marschflugkörper sowie Investitionen in Panzer-, Drohnen- und Luftabwehrsysteme. Auch in der Fläche wird investiert: Allein im Jahr 2024 verzeichnete der Infrastrukturbericht der Bundeswehr rund 8.000 Baumaßnahmen mit einem Volumen von etwa 1,6 Milliarden Euro. Für 2025 sind 1,7 Milliarden Euro eingeplant.

Industrie baut Kapazitäten aus

Neben staatlichen Vorhaben treiben auch Unternehmen wie Rheinmetall den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten aktiv voran – etwa durch neue Munitionswerke wie in Unterlüß.

„Der deutsche Verteidigungssektor hat sich im vergangenen Jahr deutlich auf die veränderten politischen Rahmenbedingungen eingestellt und seine Produktions- und Infrastrukturkapazitäten spürbar erweitert. Dazu gehören neue Werke für Munition, Flugzeugkomponenten und optische Systeme ebenso wie der verstärkte Ausbau militärischer Liegenschaften“, sagt Bertrand Ehm, Director Investment bei Savills Deutschland.

Der Verteidigungssektor bringt laut Savills komplexe Anforderungen an Immobilien mit sich. Sicherheitsstandards, spezielle Infrastruktur und geopolitische Sensibilitäten müssten berücksichtigt werden. Sam Quellyn-Roberts von Savills EMEA ergänzt: „Rüstungsunternehmen und ihre Zulieferer tendieren dazu, sich in ganz Europa zu clustern, um von gemeinsamen Fachkräftepools, spezialisierten Subunternehmern und etablierten Lieferketten zu profitieren. Diese Cluster konzentrieren nicht nur die Beschäftigung, sondern treiben auch die Nachfrage nach Industrie- und Logistikflächen in diesen Gebieten in die Höhe.“

Andrew Blennerhassett vom Research-Team von Savills erläutert: „Der Bedarf des Verteidigungssektors an spezialisierten Industrie- und Logistikanlagen stellt eine komplexe Herausforderung für den Immobilienmarkt dar. Es gilt, strenge Sicherheitsprotokolle, geopolitische Sensibilitäten und maßgeschneiderte Infrastrukturanforderungen zu berücksichtigen, während gleichzeitig mit dem boomenden E-Commerce- und Fertigungssektor um begrenzte geeignete Flächen konkurriert wird. Letztendlich lässt sich aus der Pandemie die Lehre ziehen, dass gut funktionierende, diversifizierte und robuste nationale Logistikökosysteme für eine funktionierende Fertigungsindustrie von entscheidender Bedeutung sind, und Verteidigung bildet da keine Ausnahme. Internationale, nationale und lokale politische Entscheidungsträger müssen dies erkennen und proaktiv dafür sorgen, dass die Verfügbarkeit von Flächen mit der erwarteten Expansion der Industrie und Logistik Schritt hält.“

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zuletzt editiert am 16. September 2025