Eine ältere Frau mit Rollator vor einer Seniorenresidenz.
Die Anzahl der Pflegebedürftigen hat sich seit 2011 bundesweit mehr als verdoppelt – auf aktuell über fünf Millionen Personen. (Quelle: Pixabay)

Standorte & Märkte 2025-02-10T11:14:35.111Z Pflegesektor: Bundesweite Förderlücke bremst Neubau

Deutschland benötigt jährlich 13.000 neue Pflegeplätze. Doch nur wenige Bundesländer fördern Neubau und Bestand von Pflegeheimen umfassend.

Die Bauaktivität für Pflegeheime liegt weit hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück. Laut dem „Förderatlas Pflegeimmobilien 2024“ von 5QRE und Prohealth gibt es in Deutschland nur in elf Bundesländern eine Form der staatlichen Förderung für Pflegeplätze. In Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen fehlt jegliche Unterstützung für den Bau oder Betrieb von Pflegeheimen.

Während Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern eine Subjektförderung gewähren, beschränken sich Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, das Saarland und Baden-Württemberg auf Förderprogramme für Kurzzeit- und teilstationäre Pflege. Bayern bleibt das einzige Bundesland, das Neubauten und Sanierungen vollstationärer Pflegeheime mit 40.000 bis 60.000 Euro pro Heimplatz bezuschusst.

Steigender Bedarf an Pflegeplätzen

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich seit 2011 auf über fünf Millionen mehr als verdoppelt. Bis 2055 prognostiziert das Statistische Bundesamt einen Anstieg auf 6,8 Millionen Menschen. „Selbst wenn wir die Quote der zu Hause gepflegten Menschen bei 80 Prozent wie aktuell belassen, haben wir einen Mehrbedarf von rund 400.000 Plätzen in vollstationären Pflegeheimen. Das ergibt einen Bedarf an über 13.000 neuen Heimplätzen pro Jahr“, sagt Uwe Natter, Geschäftsführer von Prohealth.

Die aktuelle Bauaktivität reicht jedoch nicht aus. Zwischen 2011 und 2021 entstanden nur 110.000 neue Pflegeheimplätze. Bei gleichbleibendem Tempo würde dies zu einem Defizit von rund 70.000 Plätzen bis 2055 führen.

Private Betreiber unter Druck

Peret Bergmann, Vorstand von 5QRE, kritisiert die unzureichenden Fördermaßnahmen vieler Bundesländer: „Es wird Zeit, dass wir Pflege genauso behandeln wie Wohnen und die entsprechenden Förderungen erheblich ausweiten. (…) Private Träger leisten jetzt bereits mit knapp der Hälfte aller Pflegeheimplätze einen entscheidenden Anteil zur Versorgung. Doch sowohl Entwickler als auch Betreiber können angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und regulatorischen Lage auch mittelfristig den Bedarf an neuen Plätzen nicht decken.“

Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und das Saarland bieten derzeit eine zusätzliche Objektförderung für Pflegeimmobilien. „Diese zusätzliche Objektförderung schafft Investorensicherheit. Wir empfehlen Anlegern daher, bevorzugt in diesen sechs Bundesländern zu investieren“, so Bergmann.

Angesichts des demografischen Wandels sehen die Autoren des Förderatlas dringenden Handlungsbedarf für eine bundesweit einheitliche und umfassendere Förderung von Pflegeimmobilien.

Auch interessant:

zuletzt editiert am 10. Februar 2025