mehrere Fensterputzer an Seilen an einer Glasfassade
Für die meisten Facility-Service-Anbieter ging es im vergangenen Geschäftsjahr aufwärts. (Quelle: Nuno Silva on unsplash.com)

Management 2024-06-17T12:33:04.975Z FM-Markt: Deutliches Wachstum trotz schwacher Konjunktur

Die hohe Nachfrage, Nachhaltigkeit, Bündelung von Services und Aufholeffekte beim Catering sind laut der aktuellen Lünendonk-Liste Facility-Service-Unternehmen die Treiber der Marktentwicklung.

„Die führenden Facility-Service-Unternehmen profitieren von steigenden Anforderungen an den Betrieb von Immobilien. Auftraggeber reduzieren Komplexität, indem sie Leistungen und die Bewirtschaftung von Standorten bündeln und fortgesetzt Leistungen außerhalb des klassischen Facility Managements an ihre Gebäudedienstleister vergeben. Der Markt reagiert hierauf mit Übernahmen und einer Ausweitung des horizontalen und vertikalen Leistungsangebots“, beschreibt Thomas Ball, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder, die derzeitigen Entwicklungen im Markt für Facility-Service-Leistungen in Deutschland. Der Facility-Service-Markt erweist sich weiterhin als krisenresilient und Stütze der deutschen Volkswirtschaft, so die Beobachtungen des Beratungsunternehmens. Das Plus an Beschäftigten von 3,2 Prozent zeigt, dass die Umsätze nicht nur preisbedingt steigen, sondern die Nachfrage nach Facility Services weiterhin wächst. Wesentliche Wachstumstreiber sind die Bemühungen um CO2-neutrale Gebäude, ESG-Berichterstattungspflichten der Immobilienbetreiber sowie Aufholeffekte in ausgewählten Segmenten wie bei Catering-Services. 

Auch das Thema künstliche Intelligenz wird von der Branche vorangetrieben. „KI hilft unseren Mitarbeitern, vor allem unseren Handwerkern, effektiver zu arbeiten“, erklärt Dr. Jochen Keysberg, CEO der Apleona. „Die Treiber Digitalisierung und Klimaschutz fordern einen großen Beitrag durch die Dienstleister“, ergänzt Markus Holzke, Geschäftsführer Spie Deutschland und Zentraleuropa. „Geschäftschancen sehe ich beim Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, bei Rechenzentren, Krankenhäusern und der Entwicklung der Smart City.“ Kunden erwarteten dabei mehr als reine Serviceleistungen. Um die ESG Anforderungen zu erfüllen, müssten Dienstleister viele Tätigkeitsfelder abdecken und auch Beratungsleistungen bieten. Dafür seien die kleinen Unternehmen im Markt schlechter aufgestellt als die großen, beobachtet Arnulf Piepenbrock, geschäftsführender Gesellschafter der Piepenbrock Unternehmensgruppe. „Wenn der Dienstleister keine groben Fehler macht, ist vor allem bei großen Kunden die Bereitschaft gegeben, vorhandene Verträge zu verlängern“, so Dr. Marion Henschel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Strabag Property and Facility Services Unternehmensgruppe.

Service-Bündelung und Personalkonzept sind wichtigste Vergabekriterien

Für die Vergabeentscheidung ist inzwischen das Personalkonzept der wichtigste Einzelfaktor. Die regionale Präsenz des Dienstleisters und hohe Digitalkompetenz sind inzwischen ebenfalls erfolgsrelevant.  27 Prozent der Verträge gelten regional und umfassen mehrere Standorte eines Kunden, neun Prozent werden inzwischen deutschlandweit vereinbart. Die Dienstleister berichten, dass die Einzelvergabe von Standorten nachgelassen hat. Im gleichen Zeitraum hat die Anzahl der deutschlandweit vergebenen Verträge zugenommen.

Die 25 führenden Facility-Service-Unternehmen in Deutschland wachsen in 2023 um durchschnittlich 11,8 Prozent (Vorjahr: plus 9,3 Prozent) nach Umsatz. Die Belegschaft der Top 25 legt um durchschnittlich 3,2 Prozent (Vorjahr: plus 1,6 Prozent) zu. Die Nachfrage ist weiterhin stark und der inflations- und lohnbedingte Preiseffekt setzt sich auch im Jahr 2023 fort. Die schwache Konjunktur in der Immobilienwirtschaft sowie der Rückgang der Neubauprojekte werden sich erst in den kommenden Jahren dämpfend auf die Marktentwicklung auswirken.

Apleona führt die diesjährige Lünendonk-Lister der Facility-Service-Anbieter in Deutschland an.

Apleona neu auf Rang eins

In der neuen Lünendonk-Liste findet ein Wechsel an der Spitze statt: Apleona ist nun auf dem ersten Rang platziert (2022: 2). Dahinter folgen Spie Deutschland & Zentraleuropa (2022: 1) und die Wisag (Vorjahr: 3). Das Jahr 2023 ist geprägt von zahlreichen marktrelevanten Übernahmen, darunter auch dem Zusammenschluss von Apleona und Gegenbauer sowie der Übernahme der Bockholdt durch die Strabag PFS. Darüber hinaus haben viele Unternehmen ihre Positionierung durch die Übernahme von kleineren und spezialisierten Dienstleistern gestärkt. Die Übernahme des Industriedienstleisters Robur durch Spie ist in den Werten des Geschäftsjahres 2023 noch nicht enthalten. Das sind erste Ergebnisse der Lünendonk-Liste 2024 „Führende Facility-Service-Unternehmen in Deutschland“ sowie der begleitenden Marktstudie.

Das Ranking im Detail

Apleona löst nach vier Jahren Spie Deutschland & Zentraleuropa auf Rang eins der Lünendonk-Liste ab. Das international tätige Unternehmen mit Hauptsitz in Neu-Isenburg erwirtschaftete in 2023 einen Deutschlandumsatz von 2.754 Millionen Euro mit 30.792 Beschäftigten. Die deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (1.885 Millionen Euro Umsatz, 13.590 Beschäftigte) ist neben der organischen Entwicklung auch auf den Zusammenschluss mit Gegenbauer zurückzuführen. Sowohl Apleona als auch Spie (Rang zwei, geschätzte 2.120,0 Millionen Euro Service-Umsatz in Deutschland) haben auch im vergangenen Jahr mehrere Unternehmen im In- und Ausland übernommen und ihre Leistungsangebote mit Services für Industrie, Energie und Digitalisierung erweitert. Nicht in den Umsätzen von Spie enthalten sind der kürzlich übernommene IT-Dienstleister Bridging IT sowie der Industrieservice-Anbieter Robur. Die Wisag (1.617 Millionen Euro Umsatz) und Engie (1.198 Millionen Euro Umsatz) belegen die Plätze drei und vier. Die Facility-Service-Sparte der Wisag ist mit aktuell 35.229 Beschäftigten weiterhin der größte Arbeitgeber unter den Top 25. Erstmals erwirtschaften vier Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr.

Auf den Rängen fünf und sechs folgen mit geringem Abstand Piepenbrock (886,1 Millionen Euro) und Dussmann (881,0 Millionen Euro). Nach Gesamtumsatz, der das Auslandsgeschäft beinhaltet, ist Dussmann das drittgrößte Facility-Services-Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland. Beide Unternehmen verbessern sich im Ranking. Die deutliche Umsatzentwicklung sowie der Wegfall von Gegenbauer aus dem Ranking sind hierfür ausschlaggebend.

Die Top 10 werden komplettiert von ISS (Rang sieben, 800,9 Millionen Euro), Strabag PFS (Rang acht, 729,0 Millionen Euro), Kötter (Rang neun, 627,0 Millionen Euro) und Klüh mit einem Umsatz von 608 Millionen Euro. Die Strabag PFS verbessert sich mit einem deutlichen Umsatzplus von 28,3 Prozent auf Rang acht des Rankings. Im Vorjahr war das Frankfurter Unternehmen auf Rang zehn gelistet.

Die Compass Group mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt erreicht ein Umsatzplus von 28,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und profitiert damit vom Aufholeffekt bei Contract-Catering im ersten Jahr ohne Corona-Einschränkungen. Dies führt zu einer Verbesserung von Rang 13 auf Rang elf. Auch Sodexo mit einem traditionell hohen Umsatzanteil an Catering-Services steigert den Umsatz um geschätzte 15 Prozent auf nun 530 Millionen Euro.

Caverion hat in den vergangenen Jahren den Umsatzanteil mit Services kontinuierlich gesteigert und berichtet nun gemäß den Aufnahmekriterien für das Ranking Gesamtumsätze in Deutschland, unter welchen Dienstleistungen für deutlich mehr als die Hälfte der Erlöse verantwortlich sind. Auch Goldbeck Services hat den Umsatz am freien Drittmarkt in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und ist nun im Ranking geführt.

Vinci ist mit einem Umsatz von 379,8 Millionen Euro auf Rang 14 in der Liste platziert (Ranking 2023: Platz 17). Insgesamt erwirtschaftet die Sparte Building Solutions 888,2 Millionen Euro in Deutschland mit 3.843 Beschäftigten. Der für das Ranking relevante Umsatz entfällt auf Geschäftseinheiten mit Services für den Drittmarkt in Deutschland und wird von 1.625 Beschäftigten erwirtschaftet. Dr. Sasse verzeichnet ein Wachstum von 12,2 Prozent und erreicht damit einen Umsatz von 235 Millionen Euro. Dies entspricht einer Verbesserung um einen Rang auf Position 21. Vebego liegt mit einem Umsatz von 222,7 Millionen Euro auf Position 22. Die Plätze 23 bis 25 belegen Dorfner (215,5 Millionen Euro), ISD (190,0 Millionen Euro) und die Münchener Wackler Holding mit 185,2 Millionen Euro Umsatz. Die Top 25 erzielten im Jahr 2023 einen Gesamtumsatz von 16,9 Milliarden Euro und beschäftigten 283.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf die Top 10 entfielen davon 12,2 Milliarden Euro und 183.000 Beschäftigte.

zuletzt editiert am 17. Juni 2024