Hotelmarkt Frankfurt: Noch kommen zu wenig Übernachtungsgäste in die Mainmetropole, aber das Bettenangebot wächst. Von Bianca Diehl
„Trotz der aktuellen Herausforderungen entwickelt sich Frankfurt zu einem starken Markt und kann als Schlüsselmarkt bezeichnet werden“, beschreibt Martin Schaffer, Managing Partner bei MRP Hotels, den Standort Frankfurt am Main. Allerdings schränkt er ein, dass der Markt kurzfristig durch ein Überangebot an Kapazitäten gehemmt ist und sich eventtechnisch (MICE-Geschäft), insbesondere nach dem Verlust wichtiger Schlüsselmessen wie der Internationalen Automobilausstellung (IAA), neu erfinden muss. „Klar ist auch, dass sich Geschäftsreisen in den kommenden Jahren verändern werden, Standorte wie Frankfurt sind hierbei direkt betroffen“, so der Marktexperte.
In den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl neuer Hotelbetten in der Stadt hinzugekommen, was sich negativ auf die Auslastung der Häuser auswirkt. Und es entstehen weitere neue Hotels. Eines davon ist zum Beispiel das Zleep-Hotel in Kelsterbach bei Frankfurt, das bis Ende dieses Jahres fertig werden soll. Im Oktober vergangenen Jahres verkündete Premier Inn den Kauf des 1.770 Quadratmeter großen Grundstücks im Flughafen-Quartier Gateway Gardens. Premier Inn tritt selbst als Bauherr für die Herberge mit 198 Zimmern auf. Die Dorint Hotelgruppe plant ein neues Haus mit 114 Zimmern in der Metropolregion in Hochheim.
Messegäste fehlen
Auch die Zimmerraten konnten nicht inflationsbereinigt gesteigert werden. Der Anstieg von Januar für Oktober 2023 lag bei etwa fünf Prozent gegenüber 2019. Positiv stach jedoch der Juni 2023 hervor: In diesem Monat stieg die durchschnittliche Tagesrate (ADR) deutlich und lag 25 Prozent über der des Vergleichsmonats 2019. Im Juni war auch die Auslastung am stärksten. Dies ist unter anderem auf die seit 2022 in Frankfurt stattfindende Fahrradmesse Eurobike zurückzuführen.
Überhaupt: das Messegeschäft. Obwohl sich große Leitmessen wie die Frankfurter Buchmesse langsam erholen, befinden sich diese weiterhin hinter dem Vor-Corona-Niveau (minus 28,1 Prozent im Vergleich zu 2019), was sich negativ auf die Nachfrage in der Region auswirkt. Neben den Messebesuchern fehlt es in der Stadt auch an internationalen Gästen. „Obwohl die globale Nachfrage sich gut erholt hat, werden Fernmärkte wie China voraussichtlich erst bis 2025 die internationale Nachfrage in Europa vervollständigen“, beschreibt Schaffer.
Besucher und Investoren kommen nur langsam zurück
Die meisten Gäste der Metropolregion kommen aus den USA, gefolgt vom Vereinigten Königreich und den Niederlanden. Aber die generelle Verteilung von nationalen und internationalen Gästeübernachtungen zeigt, dass die Rhein-Main-Region bisher noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht hat. Außerdem ist ein Rückgang der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer bemerkbar.
Die Hoteliers hoffen darauf, dass sich die wirtschaftliche Lage in den Herkunftsländern der Gäste und die internationale Krisenlage 2024 entspannen werden. Internationale Gäste sollen mit der Eröffnung des neuen Terminals am Flughafen ab 2026 vermehrt einfliegen. Außerdem setzen die Hotelbetreiber auf die Fußball-Europameisterschaft. Vor allem attraktiven Spiel-Paarungen wie etwa das dritte Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz oder auch eine Achtelfinalpartie sollen fußballbegeisterte Übernachtungsgäste in die Mainmetropole locken.
