Die Facility-Management-Branche ist im Umbruch. Was das für ein mittelständisches Unternehmen bedeutet, schildert Helko Wieduwilt von ISD.
Herr Wieduwilt, der Markt der Facility Services konsolidiert sich. Würden Sie als Mitglied der Geschäftsleitung von ISD Immobilien Service Deutschland dem zustimmen?
Helko Wieduwilt: Wir sehen ebenfalls, dass sich das „Mittelfeld“ der FM-Unternehmen auflöst, und dieser Trend hält stetig an. Das bedeutet, dass die großen Player im Bereich Facility Services immer größer werden. Für uns ist das definitiv eine Chance. Viele Kunden sind nicht auf der Suche nach Einheitsangeboten mit langen Entscheidungs- und Umsetzungswegen. Sie sind auf der Suche nach dynamischen Dienstleistern, die schnell, zielgerichtet und bedarfsorientiert agieren.
Überlegen auch Sie, Mitbewerber zu erwerben?
Helko Wieduwilt: Dadurch, dass wir mit unserer flächendeckenden beziehungsweise bundesweiten Filialisierung kurz vor dem Abschluss stehen, gibt es für uns keinen Grund, jetzt in bestimmten Regionen anorganisch zu wachsen.
Ihr Unternehmen besteht seit 40 Jahren. Wie hat es sich entwickelt?
Helko Wieduwilt: Wir sind seit der Gründung des ISD – damals noch als Deutsche Hausmeister Zentrale – stetig gewachsen. In 2012 eröffneten wir unsere 50. Niederlassung und verzeichneten 4.000 Mitarbeiter. Im April dieses Jahres eröffneten wir unsere 100. Niederlassung, zählen 6.700 Mitarbeiter und betreuen mehr als 22.000 Immobilien. Für weiteres Wachstum und eine gesunde Entwicklung gehen wir jetzt in die Tiefe.
Wie breit ist Ihr Leistungsportfolio?
Helko Wieduwilt: Wir bieten ein vollumfängliches Portfolio für den Werterhalt von Immobilien an: die Grünflächenpflege, den Winterdienst, die Gebäudereinigung, das technische Gebäudemanagement mit Hausmeisterservice bis hin zur Treppenhaus- und Außenreinigung.
Wie verändert sich Ihr Geschäft in Zeiten von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein?
Helko Wieduwilt: Veränderung ist ein ständiger Begleiter, auch in der Erbringung von Dienstleistungen. Dazu zählen natürlich auch Nachhaltigkeitsansätze und Umweltschutz. Hierfür muss ein Prozess stattfinden, der nicht stagnieren darf. Umweltbewusstsein ist bei uns schon immer ein höheres Gut gewesen und das wird er auch bleiben.
Was ist derzeit die Hauptschwierigkeit in Ihrem Geschäft?
Helko Wieduwilt: Der Umgang mit Ressourcen in jeder Dimension hat heute eine andere Bedeutung als noch vor wenigen Jahren. Maschinen, Materialien, Digitalisierung und Mitarbeiter – heute gehen wir viel aufmerksamer mit allen Themen um, weil klar ist, dass es gar nicht mehr anders geht.
Der Arbeitskräftemangel ist in aller Munde. Wo finden Sie derzeit neue Mitarbeiter?
Helko Wieduwilt: Die Situation hat sich verändert. Vor wenigen Jahren haben wir auf unsere Stellenanzeigen deutlich mehr Bewerbungen als heute erhalten. Unsere Erwartungshaltung beziehungsweise Einstellung hat sich mit der Marktsituation weiterentwickelt. Denn uns geht es in erster Linie nicht mehr nur darum, ständig neue Mitarbeiter zu finden, sondern bestehendes und gutes Personal zu halten, zu binden und nicht zu verlieren. Wir bieten viele Weiterbildungsmöglichkeiten an und unsere Kommunikation zu allen Mitarbeitern ist intensiver und nahbarer geworden. Vor allem auch durch unsere eigene Mitarbeiterapp ISD2go.
Facility Services werden immer wieder als „notwendiges Übel“ angesehen. Niedrige Margen machen es zudem schwer, in neue Technologien zu investieren. Wie sehen Sie diese These?
Helko Wieduwilt: Mit „notwendiges Übel“ ist es so eine Sache. Ähnlich wie bei der Müllabfuhr spürt man die Negativfolgen erst, wenn sie nicht mehr kommt. Die niedrigen Margen sehen wir so nicht. Wir investieren stetig in neue Technologien und Prozesse und gestalten diese aktiv mit.
In Zukunft wird aber derjenige den Auftrag bekommen, der das Personal stellen kann. Das Thema Margen wird daher kein Hauptaspekt mehr sein.
Das Gespräch führte André Eberhard.