Eine Messehalle der Expo Real mit zahlreichen Ständen und Besuchern.
Welche Gesprächspartner sind für Sie bei der diesjährigen Expo Real besonders interessant? Wir haben Stimmen aus der Branche gesammelt. (Quelle: André Eberhard/immobilienmanager)

Expo Real 2024-09-27T08:49:02.564Z „Schuster, bleib bei deinen Leisten“

Expo Real 2024 – Special Teil 2: Welche Gesprächspartner sind auf der Messe besonders gefragt? Und werden Banken vermehrt zu Asset-Managern?

Die Expo Real ist der Gradmesser für das immobilienwirtschaftliche Handeln der nächsten zwölf Monate. Neben Deals, Geschäftsanbahnungen und Networking ist für uns Journalisten vor allem die Stimmungslage entscheidender Faktor.

In diesem Jahr sind wir jedoch ein bisschen anders auf Stimmenfang gegangen. Wir haben – teils provokante – Thesen aufgestellt, auf die wir Marktteilnehmer gebeten haben zu antworten. Für den zweiten Teil unserer Serie wollten wir von namhaften Marktteilnehmern wissen, was sie von folgender Aussage halten: Banken werden vermehrt zu Asset-Managern, weil Finanzierungen immer häufiger fällig gestellt werden müssen.

Ein lächelnder Mann im Anzug und mit Brille vor einem grauen Hintergrund.
Peter Anthuber (Quelle: Marcus Vetter Photography)

Peter Anthuber, Vorstand und CIO der Caerus Debt Investment: „Die Asset-Management-Aufgaben werden auch künftig primär von professionellen, darauf spezialisierten Marktteilnehmern durchgeführt. Die Auftraggeber können wechseln, aber für alle Marktteilnehmer gilt ‚Schuster, bleib bei deinem Leisten‘. Bereits bei der Aufarbeitung der Nachwirkungen der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009 durch Immobilienfinanzierer ließ sich beobachten, dass Kreditinstitute bei internen Work Outs im Vergleich zu externen Work Outs weniger erfolgreich waren.“

Martin Führlein, CEO von Pegasus Capital Partners: „Solche Entwicklungen nehmen wir vereinzelt wahr, aber nicht als breiten Trend im Markt. In welchem Maß Banken von der Finanzierungsverlängerung zur Verwertung und damit zur Übernahme von Projekten übergehen, können wir nicht belastbar ermitteln. Aber wir nehmen – Stand jetzt – nicht wahr, dass Banken in größerem Umfang Asset-Management-Kapazitäten aufbauen, um eigenständig Bestände zu bewirtschaften. Die externe Ausschreibung erfolgt weiterhin. Genau darin sehen wir als Anbieter von Asset-Management-Leistungen mit inzwischen über 1,3 Milliarden Euro AuM weitere Wachstumschancen für uns als Unternehmen.“

Jascha Hofferbert, Partner, Silverton Group: „Ich teile die These, dass vermehrt Finanzierungen fällig gestellt werden müssen – insbesondere bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen (Office), bei denen einen Re-Finanzierung kurzfristig ansteht. Allerdings glaube ich nicht, dass viele Banken sich selbst als Asset-Manager betätigen werden, sondern Lösungen über externe Dienstleister oder über Verkäufe anstreben werden.“

„Fire-and-Forget hat noch nie nachhaltig funktioniert“

Jens Tolckmitt, VDP-Hauptgeschäftsführer: „Diese Aussage können wir nicht bestätigen. Das, was wir von Institutsseite hören, deutet weder auf eine systematisch erhöhte Fälligstellung von Krediten noch auf eine steigende Übernahme der Eigentümer- und damit Asset-Manager-Funktion durch Kreditinstitute hin. Es gibt auch keinen Zusammenhang zwischen der Fälligstellung von Krediten und der Übernahme der Asset-Management-Funktion. Bislang ist es den Immobilienfinanzierern gelungen, gemeinsam mit ihren Kreditkunden gut durch die aktuelle Phase am Immobilienmarkt zu kommen. Sollten sich bei der Bedienung oder Ablösung von Krediten Schwierigkeiten abzeichnen, suchen Institut und Kunde generell – also unabhängig von der jetzigen Marktphase – frühzeitig das Gespräch und entwickeln gemeinsam Lösungswege, beispielsweise kann eine Prolongation helfen, eine vorübergehend schwierige Phase zu überbrücken.“

Dr. Patrick Züchner, CIO von Aukera Real Estate: „Fire-and-Forget hat noch nie nachhaltig funktioniert. Finanzierungsteams bei Banken und Debt Fonds mussten immer auch wie Asset-Manager denken und im Zweifel agieren können. Wegen der Überlänge des vergangenen Booms resultiert relevante Krisenerfahrung heute allerdings aus dem weit zurück liegenden Ursprung der globalen Finanzkrise von 2007/2008, notwendigerweise durch das Wissen um aktuelle rechtliche Instrumente wie etwa den im StaRUG gesetzlich festgehaltenen präventiven Stabilisierungsrahmen und das Sanierungsinstrument der doppelnützigen Treuhand ergänzt.“

Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden der Hamburg Commercial Bank: „Im Zuge des Zinsanstiegs in Kombination mit den hohen Baukosten hat die Zahl der leistungsgestörten Kredite zugenommen. Diese werden von den Banken einzelfallbezogen und individuell mit einem ‚Instrumentenkasten‘ verschiedener Maßnahmen bearbeitet, zu denen in Einzelfällen auch ein aktives Management der finanzierten Immobilie gehören kann. Dabei übernimmt die Bank das Asset Management jedoch nicht selbst, sondern bedient sich der Unterstützung eines erfahrenen Dienstleisters.“

Jan Bewarder, CEO der REM Capital AG: „Vereinzelt sind uns derartige Projekte bekannt, in der großen Masse sehen wir diese Entwicklung allerdings nicht. Es gibt vermehrt Kooperationen, bei denen Externe die Bankhäuser mit ihren relevanten Dienstleistungen unterstützen.“

Gespannt auf neue Lösungen der Proptechs

Außerdem haben wir verschiedene Branchenakteure gefragt, wen – also Unternehmensvertreter aus welchen Bereichen der Immobilienwirtschaft – sie auf der diesjährigen Expo treffen möchten.

Carolin Brandt, stellvertretende Leiterin Asset-Management bei HIH Real Estate: „Als europaweit tätiger Investment- und Asset-Manager wollen wir uns mit potenziellen Kunden vernetzen. Da wir sehr stark im Property Management sowie in der Projektentwicklung und im Refurbishment aktiv sind, sind für uns auch Gespräche mit Bauunternehmen, Generalunternehmern und Vertretern aus den Bereichen Corporate Real Estate Management und Property Management spannend. Zu guter Letzt spielt Digitalisierung für uns eine große Rolle. Deshalb sind wir sehr gespannt auf die neuen Lösungen, die die Proptechs auf der Messe präsentieren werden.“

Porträt Pepijn Morshuis
Pepijn Morshuis (Quelle: Trei Real Estate)

Pepijn Morshuis, CEO Trei Real Estate: „Wir entwickeln in Europa derzeit Wohnungen in Deutschland und Polen sowie Fachmarktzentren in Polen. Einen Teil nehmen wir in den Eigenbestand, aber wir verkaufen auch Objekte in der Entwicklung oder nach Fertigstellung. Wir hoffen, auf der Expo Käufer zu treffen, zudem auch potenzielle Joint-Venture-Partner für Developments in Polen und Deutschland.“

Ronny Pifko, CEO Bluerock Group: „Wir freuen uns auf den Austausch mit Vertretern aus den Bereichen Proptech, ESG und natürlich Investoren, um zukunftsorientierte Projekte und Kooperationen zu initiieren.“

Michael Fink, Managing Director Catella Residential Investment Management: „Als europaweit aktiver Asset-Manager und Investmentberater sind wir vor allem an Immobilien in den Bereichen Wohnen, Student Living, Senior Living und Serviced Apartments für die von uns gemanagten Fonds interessiert. Wir hoffen daher, auf der diesjährigen Expo Real Investoren, Projektentwicklerentwickler und Verkäufer mit spannenden Neubauvorhaben zu treffen.“

„Gemeinsam mögliche Kooperationen identifizieren“

Markus Kreuter, Managing Director bei Zinsbaustein: „Die Expo ist ein Marktplatz zum Austausch, da ist jedes Gespräch gewinnend, weil es Informationen und neue Erkenntnisse bringen kann. Eine Eingrenzung fällt mir schwer. Wenn überhaupt, dann sicherlich Vertreter institutioneller Investoren, um deren Funding-Kapazitäten noch besser zu verstehen.“

Curth-C. Flatow, Managing Partner FAP Group: „Aktive Investoren und Entwickler mit gutem Track Record, welche Fremdkapitalbedarf haben.“

Robert Schneider, Geschäftsführer DeA Capital Real Estate Germany: „Vor allem möchten wir Bestandshalter treffen, deren Portfolien zu stranden drohen, und darüber hinaus auch Spezialisten für Bestandsertüchtigung, Umnutzung, Brownfield-Scouting sowie Konversion.“

Porträt Katharina Freiin v. Waldenfels
Katharina Freiin von Waldenfels (Quelle: Alitus Capital Partners)

Katharina Freiin von Waldenfels, Geschäftsführerin bei Alitus Capital Partners: „Ich freue mich darauf, Vertreter aus verschiedenen Bereichen der Immobilienbranche zu treffen, insbesondere Investoren, Intermediäre, potenzielle Nutzer und Dienstleister. Der Austausch mit diesen Akteuren ist entscheidend, um wertvolle Kontakte zu knüpfen und gemeinsam mögliche Kooperationen und Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren.“

Dr. Patrick Züchner, CIO von Aukera Real Estate: „Institutionelle Investoren, denn die stellen den Löwenanteil der Liquidität für notwendige Exits von Projektentwicklungen zur Verfügung – oder eben nicht, wie wir in den vergangenen zwei Jahren sehen. Die Rolle der institutionellen Investoren ist elementar, sei es direkt als Endabnehmer oder indirekt etwa als Zeichner von Pfandbriefen, von Debt Fonds für eine Refinanzierung oder von Equity Fonds für einen Verkauf.“

Dr. Marcel Crommen, Geschäftsführer NAI Apollo: „Investoren, die kaufen, und Verkäufer, die zu realistischen Preisen verkaufen wollen.“

Peter Anthuber, Vorstand und CIO der Caerus Debt Investment: „Höchste Priorität: Bestandshalter, die Ihren Immobilienbestand zukunftsfähig machen wollen im Hinblick auf ESG, New Work-Konzepte, neue Wohnformen, Multi-Use statt Mono-Struktur.“

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zuletzt editiert am 10. Oktober 2024