Weiße Hallen in einem Gewerbegebiet vor Frankfurter Stadtpanorama
Visualisierung eines Rechenzentrums von Cyrus One in Frankfurt-Griesheim. (Quelle: Cyrus One)

Standorte & Märkte 2024-07-04T08:01:58.570Z Markt für Rechenzentren startet 2024 mit Rekordwachstum

Der europäische Markt für Rechenzentren wächst rasant – Zweitmärkte wie Berlin profitieren von der Regulatorik in führenden Städten.

Der europäische Markt für Rechenzentren erlebte im ersten Quartal 2024 einen außergewöhnlichen Start. Auf den FLAP-D-Märkten (Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin) wurde ein Umsatz von 70 Megawatt (MW) registriert, was eine deutliche Steigerung gegenüber den 51 MW im Vorjahreszeitraum darstellt. Zudem wurden Rechenleistungen von 62 MW in Betrieb genommen, was einem Anstieg von 63 Prozent entspricht. Diese Daten stammen aus dem „EMEA Data Center Report Q1 2024“ von JLL.

Martina Williams, Head of JLL Work Dynamics DACH & CEE, EMEA Consulting Lead, betont die ungebrochene Nachfrage nach Rechenleistung, getrieben durch Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und das Cloud-Geschäft. Trotz vorheriger Lieferkettenprobleme und langer Bauvorlaufzeiten konnten die neu angeschlossenen Rechenleistungen in London und Amsterdam erstmals seit Jahren wieder gesteigert werden.

Berlin mit großer Planungspipeline

London bleibt mit einem IT-Load von 993 MW der größte Markt für Rechenzentren in Europa, gefolgt von Frankfurt mit 745 MW. Amsterdam, Paris und Dublin folgen mit 506 MW, 416 MW und 271 MW. Berlin, als einer der Zweitmärkte, verzeichnet eine große Planungspipeline von 219 MW.

Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, erklärt, dass die zunehmende Regulatorik und vorsichtigere Vergaben von Genehmigungen in führenden Städten wie Amsterdam und Dublin das Wachstum dieser Märkte langfristig stagnieren lassen könnten. Zweitmärkte wie Mailand, Madrid, Barcelona, Lissabon, Stockholm, Oslo und Kopenhagen werden davon profitieren.

Angebots-/Nachfragelücke vergrößert sich

Nach Analysen von Savills wird die Kapazität von Rechenzentren in Europa bis 2027 um 21 Prozent auf etwa 13.100 MW ansteigen. Dies entspricht dem jährlichen Energiebedarf von mehr als einer halben Million Haushalten. Trotz des erwarteten Wachstums wird die Nachfrage nach Rechenleistung jedoch noch schneller steigen, was eine Angebots-/Nachfragelücke vergrößern dürfte. Der europäische Markt für KI, der bis 2030 mit einer jährlichen Rate von 15,9 Prozent wachsen soll, wird ein wichtiger Treiber für diese Entwicklung sein.

Dieses Bild zeigt zwei Diagramme zum Wachstum des Marktes für Rechenzentren. Das linke Diagramm zeigt die IT-Last in Megawatt auf den FLAP-D-Märkten über verschiedene Jahre hinweg, während das rechte Diagramm die existierenden und prognostizierten Marktgrößen zahlreicher Städte von 2016 bis 2024 abbildet.
Der Markt für Rechenzentren wächst stärker – IT-Load in Megawatt. (Quelle: JLL Research)

Savills prognostiziert, dass bis 2027 insgesamt 94 neue Rechenzentrumsprojekte mit einer Gesamtleistung von rund 2.800 MW realisiert werden. Scott Newcombe, EMEA Head of Data Centres bei Savills, betont, dass der Markt trotz der hohen Anzahl neuer Projekte weitgehend unterversorgt bleiben wird. Es wird erwartet, dass die Spitzenrenditen bis Jahresende leicht sinken.

Die Baukosten für Rechenzentren stiegen zwischen 2022 und 2023 um 6,5 Prozent und erreichten im europäischen Durchschnitt 8,4 Millionen Euro pro MW. Zürich ist der teuerste Markt für die Entwicklung eines neuen Rechenzentrums in Europa, gefolgt von Tokio und Frankfurt. Die Verfügbarkeit geeigneter Standorte und einer stabilen, kosteneffizienten Energieversorgung bleibt eine zentrale Herausforderung.

Lydia Brissy, Director im European Commercial Research Team von Savills, unterstreicht, dass der Sektor angesichts der Kombination aus mangelnder Energieinfrastruktur, Nachhaltigkeitsinitiativen und der Minderung des Veralterungsrisikos erhebliche Investitionen benötigen wird. Es wird ein starker Zustrom von Private-Equity-Kapital erwartet.

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zuletzt editiert am 04. Juli 2024