Eine moderne Lagerhalle mit hohen Regalen voller Kartons und Gabelstaplern, die durch die Gänge fahren.
JLL warnt vor gravierendem Mangel an nachhaltigen Logistikflächen: In Deutschland könnte bis 2030 fast jede zweite benötigte Fläche fehlen. (Quelle: Pixabay)

Standorte & Märkte 2025-06-06T08:08:24.912Z Grüne Logistikflächen werden knapp

Nachhaltige Logistikimmobilien sind in Deutschland Mangelware – laut JLL könnte bis 2030 fast jede zweite benötigte Fläche fehlen.

Nachhaltige Logistikimmobilien werden zunehmend nachgefragt – doch das Angebot hält nicht Schritt. In Deutschland könnte sich laut einer aktuellen Analyse von JLL bis 2030 eine erhebliche Versorgungslücke auftun: Rund 42 Prozent des prognostizierten Bedarfs an energieeffizienten und emissionsarmen Logistikflächen könnten ungedeckt bleiben.

Im europäischen Vergleich zählt Deutschland damit zu den am stärksten unterversorgten Märkten. Nur in Belgien (79 Prozent) und Frankreich (45 Prozent) ist die Lücke noch größer. Europaweit liegt der Fehlbedarf laut JLL bei durchschnittlich 28 Prozent – das entspricht etwa 21,2 Millionen Quadratmetern an Flächen, die bis 2030 nicht zur Verfügung stehen dürften.

Die Angebotslücke in Deutschland gehört zu den größten Europas – die Grafik zeigt den prognostizierten Mangel an effizienten und nachhaltigen Industrie- und Logistikflächen in Prozent. (Quelle: JLL Research)

Großnutzer setzen auf Nachhaltigkeit

Die Studie „Powering Operational Excellence“ basiert auf einer Befragung von 900 Logistiknutzern mit insgesamt 79 Millionen Quadratmetern Mietfläche in Europa, Nordamerika und Asien. Die analysierten Unternehmen repräsentieren rund 30 Prozent der genutzten Flächen – was laut JLL darauf hindeutet, dass die tatsächliche Lücke in der Breite noch größer ausfallen könnte.

Ein zentrales Ergebnis: Nachhaltigkeit ist für die Nutzer kein Randthema mehr. In Deutschland unterliegen 77 Prozent des prognostizierten Flächenbedarfs konkreten CO₂-Reduktionszielen. Weltweit haben sich mehr als zwei Drittel der führenden Akteure zur Emissionsminderung verpflichtet. „Zu ihren Zielen gehört es, auf nachhaltige und sichere Energieversorgung umzusteigen, ein effizientes Energiemanagement einzuführen, den Fuhrpark zu elektrifizieren und sich dadurch langfristig an die notwendigen Gegebenheiten anpassen zu können“, sagt Sarina Schekahn, Head of Industrial & Logistics Agency bei JLL Germany.

Ein strukturelles Problem: Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der bestehenden Industrie- und Logistikimmobilien in Deutschland ist über zehn Jahre alt – und damit häufig nicht mehr auf dem Stand der heutigen Nachhaltigkeitsanforderungen. „Mieter bevorzugen Objekte mit umfassenden Nachhaltigkeitskonzepten, bei denen aber auch soziale Faktoren umfangreich berücksichtigt werden“, erklärt Schekahn. Dazu zählten etwa sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, der Zugang zu Grünflächen sowie positive Effekte auf lokale Gemeinschaften.

Wettbewerbsvorteile durch Bestandssanierung

Vor dem Hintergrund durchschnittlicher Mietlaufzeiten von rund sieben Jahren geraten bestehende Mietverhältnisse zunehmend auf den Prüfstand. Eigentümer, die durch Effizienz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen ihren Bestand aufwerten, können nicht nur Bestandsmieter halten, sondern sich auch Wettbewerbsvorteile gegenüber Neubauprojekten sichern – insbesondere dort, wo geeignete Grundstücke knapp sind.

Neben den Klimazielen spielt auch der Kostendruck eine Rolle. „Die globale Energienachfrage steigt stark und resultiert für Unternehmen in signifikanten Herausforderungen bei Energiesicherheit und -kosten“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Germany. Besonders energieintensive Nutzer – etwa aus der Automatisierung, Robotik oder dem produzierenden Gewerbe – seien zunehmend auf lokal erzeugte, erneuerbare Energie angewiesen. Logistikimmobilien mit großflächigen Dächern böten hier Potenzial für Photovoltaikanlagen, etwa zur Stromversorgung von Ladeinfrastruktur für Elektroflotten.

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zuletzt editiert am 06. Juni 2025