Berlin
Im Trendbarometer-Ranking der Berlin Hyp belegt der deutsche Immobilienmarkt noch immer den ersten Platz, jedoch dicht gefolgt von Skandinavien und Österreich / Schweiz. (Quelle: Unsplash/Florian Wehde)

Standorte & Märkte 2023-01-05T12:45:46.841Z Deutscher Immobilienmarkt verliert an Attraktivität

Die Berlin Hyp hat ihren neuen Trendbarometer veröffentlicht. Das Ergebnis: Der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt büßt seinen Attraktivitätsvorsprung ein.

Der deutsche Immobilienmarkt verliert im europäischen Vergleich etwas an Attraktivität - europäische Märkte holen entsprechend auf. Die zurückhaltende Kreditvergabepolitik bei Immobilienbanken trifft auf eingeschränkte Investitionsbereitschaft bei Unternehmen. Es gibt weniger Projektfinanzierungen als Folge eingeschränkter Finanzierungsbereitschaft. Zinsentwicklung und Immobilienpreise sind bestimmend für Immobilieninvestoren. Und Ökologie und Digitalisierung sind die wichtigsten Trends der kommenden 24 Monate.

Das sind die Kernergebnisse einer aktuellen Umfrage der Berlin Hyp im Rahmen ihres regelmäßig durchgeführten Trendbarometers. An der aktuellen Befragung haben nahezu 120 Immobilienexperten teilgenommen.

Deutscher Immobilienmarkt noch immer Spitzenreiter

Dass der deutsche Immobilienmarkt an Attraktivität verliert, zeigt sich an einem Rückgang der Stimmungswerte. 47 Prozent der Umfrageteilnehmer halten den deutschen Immobilienmarkt im europäischen Vergleich für gleichbleibend attraktiv, wohingegen 35 Prozent diesen für etwas attraktiver beziehungsweise viel attraktiver erachten. Weniger beziehungsweise gar nicht attraktiv ist der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt für 18 Prozent der befragten Immobilienexperten.

Dies bedeutet einen Rückgang im Vergleich mit den Zustimmungswerten der Umfrage aus dem ersten Halbjahr 2020 in Höhe von 29 Prozent. Damals hatten 64 Prozent der Umfrageteilnehmer den deutschen Gewerbeimmobilienmarkt im europäischen Vergleich für etwas beziehungsweise viel attraktiver gehalten. Der deutsche Immobilienmarkt hat somit an Vorsprung eingebüßt, liegt aber in der Attraktivität immer noch vor anderen europäischen Märkten.

Gefragt nach einem Ranking von 1 bis 8, wobei 8 die beste Note darstellt, liegt der deutsche Immobilienmarkt mit einer durchschnittlichen Bewertung von 5,12 immer noch an der Spitze, jedoch dicht gefolgt von Skandinavien auf dem zweiten Platz mit 5,01, Österreich/Schweiz mit 4,87 (dritter Platz) und Benelux mit 4,72 Punkten (vierter Platz). Frankreich liegt auf dem fünften Platz mit 4,23 Punkten. Auf den unteren Rängen folgen Polen / Tschechien (3,65 Punkte) und Italien / Spanien / Portugal mit 3,61 Punkten. Das Schlusslicht bildet Großbritannien mit 3,59 Punkten.

Keine Besserung der Finanzierungsbereitschaft

Die Finanzierungsbereitschaft gewerblicher Immobilienfinanzierer halten 68 Prozent der Umfrageteilnehmer aktuell für eingeschränkt bis sehr eingeschränkt. 28 Prozent der Befragten halten sie für ausgeglichen und vier Prozent für hoch. Angesichts der zur Zeit herausfordernden Rahmenbedingungen kein verwunderliches Umfrageergebnis, welches sich seit dem Sommer merklich abzeichnete.

Für die kommenden 24 Monate prognostizieren die Umfrageteilnehmer keine Besserung der Finanzierungsbereitschaft im Markt. Für 50 Prozent der Befragten wird sich die Finanzierungsbereitschaft gewerblicher Immobilienfinanzierer weiter einschränken beziehungsweise stark einschränken. 36 Prozent gehen von einer gleichbleibend eingeschränkten Finanzierungsbereitschaft aus, wohingegen 14 Prozent eine steigende Finanzierungsbereitschaft erwarten.

"Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen mit steigenden Finanzierungskosten und hohen Eigenkapitalanforderungen erwarten wir im kommenden Jahr eine verminderte Finanzierungsbereitschaft. Es wird somit mehr denn je auf die Qualität und Zukunftsfähigkeit von Immobilienprojekten ankommen", so Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp.

Investitionsbereitschaft mit Abwärtstendenz

Gefragt nach der Investitionsbereitschaft von Unternehmen zeigt sich die Branche uneinig. 45 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen eine ausgeglichene und 47 Prozent eine eingeschränkte bis sehr eingeschränkte Investitionsbereitschaft. Acht Prozent der Befragten schätzen die Investitionsbereitschaft ihres Unternehmens als hoch ein.

Die Folgen einer eingeschränkten Kreditvergabepolitik auf die Immobilienwirtschaft sind mannigfaltig. 75 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass Projektfinanzierungen weiter zurückgehen und die Eigenkapitalanforderungen steigen werden (68%). Eine Marktbereinigung bei Finanzierern und Investoren sehen 45 Prozent der Befragten und für 40 Prozent treten andere Anlagealternativen in den Vordergrund.

Für 37 Prozent der Umfrageteilnehmer ist eine Verschärfung am Mietmarkt Folge der geänderten Rahmenbedingungen. Flight to Quality (9%), Deutschland verliert den Status als sicherer Hafen (3%) und steigende Immobilienpreise(3%) bilden das Schlusslicht.

Ökologie und Digitalisierung als bestimmende Faktoren

Die Rahmenbedingungen für die Immobilienbranche waren noch nie so herausfordernd wie heute. Größte Herausforderung für Immobilieninvestoren ist mit einem Zustimmungswert von 83 Prozent dieZinsentwicklung. Die Preisentwicklung bei Immobilien folgt mit 64 Prozent ebenso wie die Kostenerwartung bei nicht energetisch optimierten Immobilien. Finanzierungsauflagen und Covenants sehen 30 Prozent als Herausforderung an, gefolgt von Bürokratie bei Baugenehmigungen (25%) und der Verfügbarkeit von Grundstücken mit 20 Prozent.

Der Megatrend Ökologie wird in den kommenden 24 Monaten für 86 Prozent der Umfrageteilnehmer bestimmender Faktor sein, gefolgt vom Megatrend Digitalisierung mit 71 Prozent. Als ebenfalls wichtig in den Augen von 46 Prozent der Befragten wird die Demografie und mit 37 Prozent das Thema Mobilität erachtet. New Work, der Trend der durch die Corona-Pandemie stark an Fahrt aufgenommen und die Diskussion der vergangenen zwei Jahre bestimmt hat, erreicht mit 21 Prozent relativ wenig Zustimmung. Die Urbanisierung ist für zehn Prozent der Umfrageteilnehmer bestimmend für die kommenden 24 Monate. Das Schlusslicht bildet die Wissenskultur mit zwei Prozent.

zuletzt editiert am 31. Januar 2023