Der Nürnberger Investmentmarkt: Viel Geld floss 2022 in Wohnobjekte, beim Volumen wurde der Fünf-Jahres-Durchschnitt allerdings verfehlt.
Der Rückgang auf dem Nürnberger Investmentmarkt ist unbestreitbar, aber er fiel weniger heftig aus als in anderen deutschen Immobilienmetropolen. Das Maklerhaus Küspert & Küspert präsentierte die Zahlen des Jahres 2022, wobei Geschäftsführer Wolfgang P. Küspert dem Negativen durchaus etwas Positives abgewinnen konnte: „Es ist ein sehr überraschendes Ergebnis, dass das Transaktionsvolumen die Marke von einer Milliarde Euro wieder überschritten hat.“ 1,136 Milliarden Euro wurden auf dem Investmentmarkt umgesetzt. Das sei besser als erwartet.
Das Investmentvolumen lag um 18 Prozent niedriger als 2021. Im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen steht Nürnberg aber gar nicht so schlecht da. Denn in Stuttgart betrug der Rückgang 47 Prozent, in Köln 67 Prozent, in München 44 Prozent, und im bundesweiten Schnitt ging es um 41 Prozent nach unten laut den Zahlen von CBRE, die Küspert zitierte.
480 Millionen Euro für Wohnungen
Auffällig ist in Nürnberg der hohe Anteil von Wohn-Transaktionen. Er betrug rund 42 Prozent, das Volumen lag bei 480 Millionen Euro. Damit floss in Nürnberg vergleichsweise viel Geld in diese Assetklasse. In Stuttgart waren es nur 80 Millionen, in Köln 170 Millionen und in München 210 Millionen Euro.
Büros kamen auf etwa 30 Prozent Anteil am gesamten Transaktionsvolumen, was über dem Wert des Jahres 2021 lag, denn es habe mehr Angebot gegeben, so Küspert. Nichts Gutes lassen die Zahlen bei den Grundstücksverkäufen erahnen: Sie hatten nur noch einen Anteil von zehn Prozent. Das bedeute, dass „in den nächsten zwei bis vier Jahren nicht mehr so viele Projekte auf den Markt kommen“, sagte Küspert.
Die Spitzenrenditen beim Wohnen lagen etwas höher als 2021 und erreichten drei Prozent. Bei Bestandswohnungen lag die Bruttoanfangsrendite bei 3,3 bis 4,5 Prozent. Auch Büros wurden günstiger und lagen in der Spitze bei einer Rendite von 3,25 Prozent, Industrie und Logistik bei vier Prozent.
Beim Ausblick auf 2023 hielt sich Küspert zurück. Aber eine Stimmungsabfrage unter 100 Marktteilnehmern weist den Weg. Professor Dr. Jonas Hahn von der Frankfurt University of Applied Sciences hat die Zahlen erhoben und berichtete, dass 57 Prozent der Befragten im Jahr 2023 weniger oder gar keine Budgets für Neuinvestitionen in Nürnberg haben.
Auf die Frage nach den Kaufpreisfaktoren, die sie für 2023 erwarten, antworteten 63 Prozent, dass sie bei Büroimmobilien in Nürnberg fallende Preise kommen sehen. Bei Einzelhandelsimmobilien sind es sogar 69 Prozent, bei Wohnen 57 Prozent, bei Hotels 52 Prozent. Am besten dürften sich Gesundheitsimmobilien halten, so die Erwartung: 30 Prozent gehen von fallenden Preisen aus, 34 Prozent von gleichbleibenden, 18 Prozent von steigenden Preisen.
Mehr Menschen arbeiten in Nürnberg
Immerhin sind die wirtschaftlichen Rahmendaten positiv, wie Nürnbergs Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent Dr. Michael Fraas berichtete. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kam 2022 auf den höchsten jemals erreichten Stand von 318.300 Personen. Ein absolutes Hoch verzeichnete auch die Bevölkerungszahl zum Stichtag 31. Dezember 2022: 541.100 Menschen lebten in der Stadt.
Die Arbeitslosenquote lag im deutschen Vergleich niedrig bei 5,5 Prozent. Damit platzierte sich Nürnberg auf dem dritten Rang von 15 deutschen Großstädten (mit mehr als 350.000 Einwohnern), nur übertroffen von München und Stuttgart. Dieselbe Position nimmt Nürnberg – hinter München und Bonn – ein beim Vergleich der Beschäftigten im IT-Sektor. Aber auch die Industrie und das verarbeitende Gewerbe sind noch relativ wichtig. Nürnberg liegt in diesem Sektor auf Rang sechs von 15.
Der nötige Schub für wissensintensive Branchen kommt aus den Hochschulen, die in Nürnberg weiter wachsen. 1,5 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren in den Wissenschaftsstandort investiert werden, rechnete Fraas vor. Dazu zählen die neue Technische Universität, der Technologiecampus der Technischen Hochschule auf dem ehemaligen AEG-Areal, der neue Campus der Evangelischen Hochschule am Rathenauplatz und das geplante Geisteswissenschaftliche Zentrum für die Lehrkräfteausbildung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf dem Südteil des früheren Schöller-Areals.
Edition Metropolregion Nürnberg von immobilienmanager
Im Juli bringt immobilienmanager die Leserinnen und Leser wieder auf den aktuellen Stand des Immobilienmarktes in der Region Nürnberg-Fürth-Erlangen. Redaktions- und Anzeigenschluss für die Edition Metropolregion Nürnberg ist am 2. Juni 2023. Ansprechpartner ist Andreas Reiner