Blick auf Baustelle
Laut den neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden im Februar 20,6 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahresmonat. (Quelle: Thorsten Schnug)

Standorte & Märkte 18. April 2023 "Aus dem Sturzflug wird irgendwann die Bruchlandung"

Die Zahl der Baugenehmigungen ist laut Statistischen Bundesamt erneut gesunken – die Immobilienverbände rufen die Politik zum Handeln auf.

Der Negativtrend der Entwicklung der Baugenehmigungen setzt sich auch im Februar dieses Jahres fort. Das belegen die heute (18.4.23) vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Zahlen für neu genehmigte Wohnungen. Im Februar 2023 wurden demnach mit 20.300 Wohnungen 20,6 Prozent weniger Einheiten genehmigt als im Vorjahresmonat (28.100 Wohnungen). Die Zahl der Baugenehmigungen ist somit seit Mai 2022 jeden Monat zurückgegangen, seit Oktober 2022 betrug der Rückgang jeweils mehr als zehn Prozent. Bei den genehmigten Einfamilienhäusern gab es im Januar und Februar 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Rückgang um 28,4 Prozent, bei Zweifamilienhäusern um 52,4 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern um 23,0 Prozent.

„Der Handlungsdruck für die Bundesregierung nimmt angesichts der sich immer schärfer abzeichnenden Versorgungslage am Wohnungsmarkt zu. Den politisch Verantwortlichen ist offenbar noch nicht klar, dass ein ‚Weiter so‘ für sie keine Option ist“, sagt Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbandes Deutschland. „Ein beherzter Kurswechsel lässt weiterhin auf sich warten. Statt nun im Neubau dafür zu sorgen, dass der Nachfrage entsprechend gebaut wird, werden neue Hürden im Bestand geschaffen, welche die Investitionsbereitschaft trüben. Die geplanten Änderungen im Gebäudeenergiegesetz und in der EU-Gebäuderichtlinie stellen die Immobilienunternehmen vor die historische Aufgabe, Investitionen in den Bestand wirtschaftlich abzubilden.“

Es brauche jetzt eine wirksamere Förderung, um die neuen energetischen Mindeststandards zu erreichen sowie den Wohnungsbau anzukurbeln, so der IVD-Präsident. Sonst werde ein weiterer Rückgang der Bauvorhaben die unweigerliche Folge sein. „Der Bedarf und der Wille zum Bauen ist da, die Politik muss nun endlich die Wege dafür aufzeigen. Nur so kann es gelingen, sowohl das Wohnungsangebot auszuweiten und die Klimaschutzziele zu erreichen“, so Schick.

BFW warnt vor Bruchlandung

„Wie tief müssen die Zahlen sinken, bevor endlich mutig gegengesteuert wird? Vermeidbare Kostentreiber sind ein Übermaß an Regelungen. Regulatorik hat in den vergangenen Dekaden die Kosten zusätzlich nach oben getrieben“ erklärt Dirk Salewski, Präsident des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. „Aus dem Sturzflug wird irgendwann die Bruchlandung beim Bauen und Wohnen. In der aktuellen Situation bei hohen Finanzierungskosten sind alle überflüssigen Regelungen eine zusätzliche Belastung. Dabei gibt es Möglichkeiten dagegen anzugehen. Wenn wir es schaffen, bestimme Standards abzusenken – ohne echten Qualitätsverlust – dann können wir insgesamt die Kosten senken. Dann kann Wohnraum wieder erschwinglicher werden.“

„Es gibt viele Regelungen, die überprüft gehören: Nicht jede Wohnung braucht einen Parkplatz“, so der BFW-Präsident weiter. „Warum muss die Zimmerdecke in Deutschland viel dicker sein als im Rest Europas? Beim Lärmschutz werden zum Teil Äpfel mit Birnen verglichen, warum ist der Straßenlärm anders zu bewerten als Gewerbelärm? Und die maximale Anforderung beim energetischen Bauen, kostet eben auch maximal viel.“

Auch interessant:

zuletzt editiert am 18.04.2023