Büro- und Handelsimmobilien verlieren bei Banken an Attraktivität. Wohn- und Hotelimmobilien bleiben gefragter, wie das BF-Quartalsbarometer aufzeigt.
Die Bereitschaft von Banken und Finanzierungsinstituten, Bestandsimmobilien in bestimmten Nutzungsarten zu finanzieren, hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der BF.direkt AG auf Basis des BF-Quartalsbarometers, das gemeinsam mit Bulwiengesa erhoben wird.
Lange Zeit galt das Bürosegment als beliebteste Anlageklasse im Bestand. Bis 2022 wurden regelmäßig über 90 Prozent der Institute als Finanzierer genannt. Seit Anfang 2023 ist der Anteil deutlich rückläufig. Aktuell bewegt sich der Wert zwischen 70 Prozent und rund zwei Dritteln. Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG, erklärt: „Hier spiegelt das BF-Quartalsbarometer die veränderte Einschätzung von Büroimmobilien wider. Die Nutzungsart wird seit einigen Jahren als deutlich risikobehafteter gesehen als zuvor.“

Noch stärker trifft es den Einzelhandel: Bereits zum Beginn der Corona-Pandemie brach die Finanzierungsbereitschaft für Handelsimmobilien deutlich ein – von bis zu 80 Prozent zuvor auf mittlerweile rund 40 Prozent. Der Tiefststand wurde im ersten Quartal 2024 mit nur 32,6 Prozent erreicht. Eine nachhaltige Erholung ist bislang nicht in Sicht. Prof. Dr. Steffen Sebastian von der Irebs erläutert: „Die Risikoeinschätzung von Handelsimmobilien hat sich in den letzten fünf Jahren deutlich verändert. Das liegt teilweise an den Erfahrungen in der Corona-Pandemie, vor allem aber am veränderten Konsumentenverhalten. Insbesondere Shopping Center und High-Street-Immobilien werden deutlich kritischer gesehen. Entsprechend haben sich die Banken aus diesen Immobiliensegmenten zurückgezogen.“
Das Wohnsegment zeigt sich stabiler. Zwar ist auch hier der Anteil der Finanzierer gesunken, allerdings nur leicht – von über 90 Prozent auf aktuell rund 80 bis 90 Prozent.
Einen spürbaren Stimmungsumschwung gab es bei Hotels: Während die Pandemie die Finanzierungsbereitschaft auf unter 20 Prozent einbrechen ließ, liegt der Wert mittlerweile wieder bei über 50 Prozent. Auch Logistikimmobilien waren in der Pandemie besonders gefragt. Zwischenzeitlich finanzierten über 80 Prozent der Banken diese Nutzungsart. Seit 2023 ist jedoch auch hier ein Rückgang zu beobachten – aktuell nähert sich der Anteil wieder der 60-Prozent-Marke.