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Während der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA das Entlastungspaket der Bundesregierung befürwortet, zeigt sich der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen besorgt. (Quelle: Pixabay)

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24. March 2022 | Teilen auf:

Entlastungspaket: Unterstützung vom ZIA, Enttäuschung beim BFW

Die Immobilienverbände ZIA und BFW kommentieren das sogenannte Entlastungspaket der Bundesregierung - die Ansichten polarisieren.

„Wir unterstützen das Maßnahmenpaket der Bundesregierung. Durch die Ausrichtung der Bundesförderung auf CO2-Reduktion als Zielwert können die Klimaziele effektiver, schneller und ganz wichtig: kostengünstiger erreicht werden“, sagt Maria Hill, Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Energie und Gebäudetechnik, bezüglich des Entlastungspakets des Bundes zum Umgang mit den hohen Energiekosten.

Insbesondere der verstärkte Fokus auf die Lebenszyklusbetrachtung sei ein sinnvoller Schritt. „Immer mehr Unternehmen der Immobilienwirtschaft ziehen Lebenszyklus-Betrachtungen bereits in ihre Projektplanungen mit ein – auch im Hinblick auf die Regelungen der EU-Taxonomie. Gleichwohl müssen hierfür die Rahmenbedingungen noch vereinheitlicht und in entsprechenden Regelwerken einheitlich festgelegt werden“, so Hill weiter. „Bis die Grundlagen im Dialog mit der Immobilienbranche und der Zulieferindustrie erarbeitet werden, sollte anstatt einer gesetzlichen Pflicht die Vornahme einer Lebenszyklus-Betrachtung mit einer Förderung gewürdigt werden. Eine solche zusätzliche Förderung wäre im Sinne der Innovationsklausel des §103 GEG über die BEG sinnvoll.“

Zudem sagt Maria Hill, „sollten bei einer Anhebung des Neubaustandards auf EH55 die Anforderungen an den Wärmeschutz danach nicht noch weiter verschärft werden. Wenn wir dann zeitgleich die erneuerbaren Energien umfassend fördern und auf die Gebäude-Klimaziele anrechenbar machen, wird es zu einem Push der Erneuerbaren im Gebäudesektor kommen. Auch die Absicht, bei der Fernwärme für 2030 einen Anteil von mindestens 50 Prozent klimaneutraler Wärme zu erreichen ist positiv hervorzuheben, wenngleich die Versorgungssicherheit hier oberste Priorität haben sollte.“

BFW: Entlastungspaket macht Bauen und Wohnen noch teurer

Enttäuscht und besorgt zeigt sich hingegen der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen nach der Bekanntgabe des sogenannten Entlastungspakets. „Was den Gebäudesektor angeht, hat die Ampel heute nur wieder den Koalitionsvertrag vorgetragen. Echte Antworten auf die aktuellen Entwicklungen werden nicht gegeben“, kommentiert BFW-Präsident Andreas Ibel. „Statt endlich die Wiederaufnahme der Neubauförderung oder die lange überfällige Liberalisierung des Mieterstroms zu verkünden, geht es wieder nur um schärfere Gebäudestandards und das Verbot von Gasheizungen, das jetzt noch früher kommen soll. Wo ist da die Entlastung?“

Ibel weiter: „Uns ist bewusst, dass wir in höchst schwierigen Zeiten leben und die Herausforderungen groß sind. Aber unsere Branche ist zentraler Bestandteil der Lösung, wir brauchen aber zur Lösung dieser gewaltigen Aufgabe wirkliche Entlastungen und nicht weitere Belastungen. Wir brauchen dringend mehr Wohnraum in Deutschland. Schon vor dem Krieg in der Ukraine war der Bedarf an neuen Wohnungen groß. Gleichzeitig vervielfachen sich Materialkosten, wenn Material überhaupt zu bekommen ist. Und in dieser Situation treibt die Bundesregierung die Verschärfung von Neubaustandards rigoros voran, was mehr energieintensive Dämmmaterialien braucht, aber nur noch geringe Effizienzsteigerungen ermöglicht. Und wie sollen die ganzen Bestandsgebäude, allen voran die denkmalgeschützten, ab 2024 mit Wärmepumpen geheizt werden?“

Die Koalitionsspitze spreche von sozialer Gerechtigkeit, weil die Umbaumaßnahmen gefördert werden sollen, erklärt der BFW-Präsident. „Die Kosten werden so immens sein, dass eine Förderung die sozialen Härten sicher nicht abfedern wird. Klar ist: Bauen und Wohnen wird noch teurer. Wir brauchen endlich das Bündnis für bezahlbares Wohnen, so wie es im Koalitionsvertrag steht. Denn nur gemeinsam finden wir praktikable und effiziente Lösungen.“

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zuletzt editiert am 24.03.2022