Welche Assetklassen haben Investoren in den Top-7-Städten zurzeit im Fokus? Eine aktuelle Auswertung von Acquirepad liefert fundierte Einblicke. Von Viktor Weber
Wer sich dieser Tage mit Transaktionen befasst, stellt fest, dass der Markt weiterhin verhalten ist, aber langsam in Teilsegmenten an Dynamik gewinnt. Entscheidend ist dabei zu verstehen, welche Assetklassen an welchem Standort tatsächlich nachgefragt werden. Grundlage dieses Artikels ist daher eine anonymisierte Datenauswertung über Ankaufskriterien von rund 2.000 Immobilieninvestoren, die kürzlich von Acquirepad durchgeführt wurde.

Die Immobilientransaktionsplattform, die von über 650 institutionellen und semi-professionellen Immobilieninvestoren für Transaktionen genutzt wird, verarbeitet ebenjene Daten, um Verkäufern passende Investoren für Bestandsimmobilien, Grundstücke und Entwicklungen vorzuschlagen. Das Ergebnis bietet einen fundierten Einblick in die Suchhäufigkeiten unterschiedlicher Bestands-Assetklassen in den Top 7 und somit einen einzigartigen aktuellen Marktüberblick.

Eine analytische Heatmap, die Bände spricht
Die Auswertung verdeutlicht auf einen Blick, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien in den Top 7 hoch ist – mit Spitzenwerten in Berlin und Düsseldorf. Auch Büroimmobilien verzeichnen ein starkes Interesse, insbesondere in Frankfurt und Düsseldorf, was auf die Erwartung einer baldigen Bodenbildung im Office-Segment schließen könnte.
Der Einzelhandel beziehungsweise Lebensmittelhandel (LEH) zeigt in Düsseldorf, Frankfurt am Main und Köln eine sehr hohe Nachfrage, während in München und Hamburg vergleichsweise geringere, aber dennoch stabile Suchvolumina zu beobachten sind.
Spezialimmobilien und Mischnutzungen bleiben Nischenprodukte mit moderatem Interesse (jeweils weniger als 200 Anfragen in allen Märkten), während Life-Science-Assets sowie Hotels insbesondere in Frankfurt und Berlin auffällige Spitzenwerte erreichen. Stuttgart bildet in nahezu allen Assetklassen das Nachzüglerprofil, was die Konzentration von Investoren auf die anderen Städte unterstreicht.
Wohnen: Knappheit trifft auf anhaltende Nachfrage
Gerade im Wohnsegment scheint sich die übliche Knappheit in vielen Großstädten fortzusetzen. Die relativ hohe Nachfrage lässt darauf schließen, dass Investoren die gesamtwirtschaftlichen Faktoren und die Wohnungspolitik der letzten Jahre im Blick haben und sich auf langfristige, stabile Cashflows fokussieren möchten.
Für potenzielle Verkäufer kann das eine vorteilhafte Konstellation sein. Wer jetzt veräußern möchte, findet im „sicheren Hafen Wohnen“ eine breite Nachfragebasis. Besonders interessiert sind Investoren an Wohnprojekten mit hohem Anteil an gefördertem Wohnen.
Büro: Mögliche Opportunitäten in turbulenten Zeiten
Dass das Bürosegment stark nachgefragt wird, mag angesichts unsicherer Rahmenbedingungen überraschen. Die Transaktionsvolumina sind derzeit zwar unterdurchschnittlich, doch könnte gerade das für manche Investoren den Reiz ausmachen. Sie setzen auf eine Bodenbildung und kalkulieren attraktive Einstiegsfaktoren.
Chancen ergeben sich insbesondere dann, wenn Objekte ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit mitbringen – Stichwort „New-Work-Konzepte“. Das kann von der modularen Raumaufteilung über digitale Infrastruktur bis hin zu Nachhaltigkeitsaspekten reichen. Die Preisfindung bei Büroimmobilien nimmt jedoch weiterhin mehr Zeit in Anspruch als in anderen Segmenten.
Einzelhandel: Stabilität und Umbruch zugleich
Einzelhandelsimmobilien, insbesondere LEH-Objekte, bleiben ein gefragtes Investmentziel, wie die Analyse deutlich zeigt. Trotz anhaltender Konkurrenz durch den Onlinehandel haben sich stationäre Lebensmittelgeschäfte als krisenresistent erwiesen. Investoren schätzen langfristige Mietverträge mit etablierten Handelsketten.
Interessant ist aber auch das steigende Interesse für Restrukturierungsfälle im Retail-Bereich, was uns auf der Tonspur mitgeteilt wird. Hier besteht die Hoffnung, dass Objekte, die ihr Potenzial bereits ausgeschöpft zu haben scheinen, sich durch smarte Repositionierungskonzepte wiederbeleben lassen.
Hotel: Erholung nach der Pandemie und neue Konzepte
Die Hotelbranche hat sich in den letzten Jahren einigen Herausforderungen stellen müssen, vor allem während der Corona-Krise. Doch wie so oft folgt auf die Krise eine Neuorientierung. Serviced Apartments und Longstay-Modelle gewinnen an Relevanz, was das Segment für Investoren wieder attraktiv macht. Auch hier zeigt sich, dass der Markt deutlich selektiver geworden ist. Interessenten suchen gezielt nach Objekten in hochfrequentierten Tourismusregionen oder in Städten mit starker Wirtschaftskraft. Modern-Hospitality-Konzepte sind jedoch ausschlaggebend.
Ein dynamischer Markt birgt Chancen für beide Seiten
Verkäufer, die aktuell darüber nachdenken, Immobilien in diesen Segmenten zu veräußern, können teils vom Anlagedruck einiger Investoren profitieren. Das leiten wir daraus ab, dass wir auf Acquirepad immer mehr designierte Ankaufsprofile für neue Investmentvehikel sehen, die mit Kapital ausgestattet sind. Was durch unsere Analyse ferner evident wird, ist, dass viele Investoren auch außerhalb der Top 7 nach Opportunitäten suchen. Dazu vielleicht mehr im nächsten Teil.