Laut einer aktuellen ULI-Umfrage nimmt das Engagement für Dekarbonisierung zu, doch die Branche hat mit erheblichen Umsetzungshindernissen zu kämpfen.
Das Urban Land Institute (ULI) hat die Ergebnisse der zweiten C-Change-Umfrage bekanntgegeben: 93 Prozent der Befragten geben demnach an, Transformationsrisiken in ihre Immobilieninvestitionsentscheidungen einzubeziehen. Dies weist auf das wachsende Bewusstsein und Engagement der Branche hin, klimabezogene Risiken in Entscheidungsprozesse zu integrieren. Allerdings wurden in der Umfrage auch erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung festgestellt, wobei mangelndes Wissen über die richtige Methodik und fehlende Daten für 61 Prozent der Befragten ein Haupthindernis darstellen.
Wie schon im letzten Jahr war die Regulierung im Zusammenhang mit Mindestnormen für die Gesamtenergieeffizienz das Übergangsrisiko, das den Unternehmen am meisten Sorgen bereitete. In diesem Jahr gaben 75 Prozent der Befragten an, dass einige Umstellungsrisiken in den letzten zwölf Monaten an Bedeutung gewonnen haben, wobei die Kosten der Dekarbonisierung und der verkörperte Kohlenstoff ein wachsendes Problem darstellen.
Die überwiegende Mehrheit (fast 94 Prozent) der Teilnehmer gab außerdem an, dass sich Übergangsrisiken im vergangenen Jahr auf ihre Portfoliostrategie ausgewirkt haben. 51 Prozent der Unternehmen sagten, dass sie Investitionen in Anlagen tätigen, bei denen Übergangsrisiken bestehen, und nicht, um sich von ihnen zu trennen (30 Prozent). Dies spiegelt möglicherweise die geringe Transaktionsaktivität und die Herausforderungen beim Verkauf solcher Investments wider, könnte aber auch auf das Engagement vieler Unternehmen hinweisen, in Nachrüstungs- und Dekarbonisierungsinitiativen zu investieren, da sie erkannt haben, dass die direkte Bewältigung von Übergangsrisiken den Wert und die langfristige Rentabilität steigern kann.
Die Umfrage zeigt, dass sich die Übergangsrisiken weiterhin auf Akquisitionen auswirken. 53 Prozent der Unternehmen berichten, dass Transaktionen nach einer Bewertung der Übergangsrisiken gestoppt wurden, verglichen mit 61 Prozent im Jahr 2023. Außerdem sagten 58 Prozent, dass Akquisitionen nach einer Bewertung des Übergangsrisikos zu einem niedrigeren Preis abgeschlossen wurden. Als Hauptgründe wurden in beiden Fällen befürchtete Auswirkungen auf die Kapitalwerte genannt, zum einen weil zu hohe Investitionsaufwände (CapEx) einzustellen gewesen wären und zum anderen weil befürchtet wurde, dass die Immobilien in Zukunft zu Stranded Assets werden könnten.
Das steigende Bewusstsein der Branche für die Bepreisung von Kohlenstoffemissionen als wirksames Instrument zur Dekarbonisierung wurde in der Umfrage ebenfalls deutlich: Die Zahl der Befragten, die angaben, einen freiwilligen, internen Mechanismus zur Bepreisung zu verwenden, stieg um 21 Prozent, was eine höhere Akzeptanz in den letzten zwölf Monaten unter den Befragten zeigt. 71 Prozent dieser Unternehmen wenden einen selbstgewählten angenommenen Preis je Tonne CO2 (sogenannter Schattenpreis) an, um die potenziellen Kosten der Kohlenstoffemissionen zu bewerten, zukünftige Risiken zu verstehen und den Business Case für die Dekarbonisierung zu erstellen. Inzwischen verwenden 18 Prozent ein hybrides Modell (tatsächliche Gebühren und Schattenpreis) sowie zwölf Prozent ein reines Gebührenmodell.
Als größtes Hindernis für die Umsetzung wurde die fehlende Akzeptanz der Kohlenstoffbepreisung in der Branche genannt, was zeigt, dass es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen einer frühen Einführung der Kohlenstoffbepreisung auf die Wettbewerbsfähigkeit gibt. Zu den weiteren Hindernissen gehören die mangelnde Zustimmung der wichtigsten Interessengruppen, ein Mangel an Daten und Datenkonsistenz sowie die Unklarheit darüber, wie die finanzielle Leistung und die betrieblichen Strategien durch Kohlenstoffpreismechanismen beeinflusst werden können.
„Die wachsende Akzeptanz der Kohlenstoffbepreisung, die unsere jährliche Umfrage zeigt, verdeutlicht, dass sich die Branche in die richtige Richtung bewegt„, kommentiert ULI-Geschäftsführerin Sabine Georgi. Jedoch werde der Übergang zu gebührenbasierten Modellen entscheidend sein, „um sinnvolle Fortschritte auf dem Weg zu effektiven Dekarbonisierungsmaßnahmen zu erzielen. Dies wird standardisierte Ansätze für die Preisgestaltung und verbesserte Daten voraussetzen“, so Georgi abschließend.