Tokenisierte Immobilienwerte gibt es schon seit einiger Zeit. Trotz der vielen Vorteile wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Warum das so ist, erläutert Arkadi Belocerkov, Gründer und Geschäftsführer der Swiss Value Group.
Die Tokenisierung wird von einer breiten Palette von Nutzern eingesetzt, wie zum Beispiel von institutionellen Investoren, Immobilienentwicklern, Privatpersonen und auch Kunstsammlern. Institutionelle Investoren und Banken nutzen die Tokenisierung, um ihre Portfolios zu diversifizieren und neue Kapitalquellen zu erschließen. Besonders jüngere Anleger und Kleinanleger interessieren sich für diese Form der Anlage, da sie auch mit geringen Beträgen einsteigen können. Denn Tokenisierung bedeutet, einen Vermögenswert digital abzubilden. Das Aufteilen einer Immobilie in mehrere Token hat den Vorteil, dass sich auch Kleinanleger an großen Projekten beteiligen können.
In der Immobilienbranche wird die Tokenisierung verwendet, um Immobilienprojekte zu finanzieren, Anteile an Immobilien zu verkaufen und Investoren Zugang zu Märkten zu verschaffen, die sonst möglicherweise unzugänglich wären. Das gelingt, indem ein Wert digital abgebildet und in mehrere Token aufgeteilt wird. Ermöglicht wird dadurch ein sogenanntes „fractional ownership“, bei der Investoren Anteile an großen Immobilienprojekten erwerben können, ohne das gesamte Objekt kaufen zu müssen. Dadurch kann nun nahezu jeder Anleger sich an solch großen Projekten beteiligen, nicht nur die großen Investoren.
Warum konnte sich die Tokenisierung bisher nicht durchsetzen?
Traditionelle Investoren sind oft noch zu wenig mit digitalen Technologien vertraut und zögern, ihre etablierten Strukturen zu verlassen. Zudem gibt es mehrere Hürden, die die Verbreitung der Tokenisierung hemmen. Dazu gehören regulatorische Unsicherheiten, mangelnde Standardisierung und die Notwendigkeit eines stärkeren Vertrauens in digitale Technologien. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind zurzeit noch im Aufbau, was zu Unsicherheiten bei den Investoren führt.
Eine klare regulatorische Richtlinie und die Schaffung internationaler Standards könnten das Vertrauen in die Tokenisierung stärken. Auch die Integration von Tokenisierung in bestehende Finanzsysteme und die Aufklärung potenzieller Investoren über die Vorteile und Funktionsweisen der Technologie könnten zu einer breiteren Akzeptanz führen. Regulierungsinitiativen wie das Zukunftsfinanzierungsgesetz in Deutschland schaffen einen verbindlichen rechtlichen Rahmen und fördern die Akzeptanz von digitalen Wertpapieren.
Die Zukunft der Immobilienwirtschaft wird wahrscheinlich stärker von der Digitalisierung und der Tokenisierung geprägt sein. Wir können erwarten, dass mehr Immobilienprojekte über tokenisierte Plattformen finanziert werden, wodurch der Zugang zu Investitionen demokratisiert wird. Dies könnte auch zu einer höheren Liquidität und Transparenz auf dem Immobilienmarkt führen. Beispielsweise ermöglicht die Fundament Group bereits die Ausgabe von Security Tokens für den Immobiliensektor, was die Marktliquidität erheblich steigern könnte.
Fazit: Die Tokenisierung von Immobilienwerten bietet zahlreiche Vorteile, jedoch konnte sie sich trotz ihres Potenzials in der Immobilienbranche noch nicht richtig durchsetzen. Das liegt vor allem an der mangelnden Vertrautheit traditioneller Investoren mit digitalen Technologien, regulatorischen Unsicherheiten und fehlender Standardisierung. Um die Akzeptanz zu fördern, sind klare regulatorische Richtlinien und internationale Standards notwendig. Zudem ist eine bessere Aufklärung der Investoren über die Funktionsweisen und Vorteile erforderlich. In Zukunft hat die Tokenisierung großes Potenzial, die Immobilienbranche zu prägen, indem sie den Zugang zu Investitionen demokratisiert und die Marktliquidität sowie Transparenz erhöht.
Ein Beitrag von Arkadi Belocerkov, Gründer und Geschäftsführer der Swiss Value Group.