Ein Redner spricht vor einem großen Publikum in einem stilvollen Eventsaal mit Backsteinwänden und Holzboden.
Am 19. November wurde im Berliner Hotel Telegraphenamt der SII-Award 2024 vergeben. (Quelle: André Eberhard)

Projekte 2024-11-20T08:29:48.770Z SII-Award 2024: Das sind die Preisträger

Grünes Viertel Stephansstift, Quartier Fürstenried West und Neues Wohnen Coburg gewinnen den „Real Estate Social Impact Investing Award 2024“ des ICG.

Die Gewinner der Auszeichnung „Real Estate Social Impact Investing Award 2024“ (SII-Award), die gestern im Berliner Hotel Telegraphenamt ausgezeichnet wurden, heißen: Grünes Viertel Stephansstift in Hannover (Kategorie Projekt in Planung), Quartier Fürstenried West in München (Kategorie Projekt in Entwicklung) und Neues Wohnen Coburg (Kategorie Realisiertes Projekt). Initiator des Preises ist das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG), das den Preis in Kooperation mit immobilienmanager vergibt. Zudem wurden zwei Sonderpreise verliehen. Sie gehen an: Der Gute Turm (Hannover) sowie Nachhaltige Nachbarschaft. Für Alle. (Merseburg).

Für den SII-Award hatten sich in diesem Jahr 40 Projekte beworben – acht Bewerbungen entfielen auf die Kategorie Projekt in Planung, zwölf auf Projekt in Entwicklung sowie 14 auf umgesetztes Projekt. Sechs Bewerbungen gingen für einen der Sonderpreise ins Rennen. Eine 24-köpfige Jury hatte neun Projekte in den drei Kategorien in die Finalrunde gewählt.

„In der Immobilienwirtschaft müssen wir lernen, miteinander zu reden und zu kooperieren. Klingt einfach, machen wir aber bisher zu wenig – und zwar deshalb, weil wir es bisher wenig brauchten“, meint Werner Knips, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des ICG und Leiter des Awards. „Die meisten Unternehmen der Branche haben in der Vergangenheit ‚gutes Geld‘ verdient, ohne sich allzu viele Gedanken um die Stakeholder zu machen. Das ändert sich gerade. Die vordenkenden und innovativen Branchenvertreter fangen an, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die die Stakeholder-Belange in den Mittelpunkt stellen. Der SII-Award unterstützt diese Entwicklung.“

Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorstandsvorsitzende des ICG, ergänzt: „Das Social Impact Investing zielt darauf ab, einen Beitrag für messbare positive soziale Wirkungen zu leisten. Es hat sich als eine bedeutende Möglichkeit herausgestellt, Kapital für Investitionen zu mobilisieren, die neben finanziellen Erträgen und ökologischen Vorteilen auch messbare positive soziale Auswirkungen haben. Eine wachsende Zahl von Anlegern nimmt Impact Investments in ihre Portfolios auf.“

immobilienmanager-Chefredakteur André Eberhard, Moderator der Preisverleihung, betont: „Die Projekte zeigten, dass der Schulterschluss von gesellschaftlichen Engagements und Immobilienwirtschaft für eine Win-Win-Situation sowohl auf der wirtschaftlichen als auch der menschlichen Seite gelingen kann.“

„Bandbreite an Social Impact Maßnahmen steigert sich von Jahr zu Jahr“

Bewertet wird der Social Impact anhand eines Template, das auf den Kriterien der EU-Sozial-Taxonomie (Workforce, Customer, Communities/Society) und den Impact Clustern aus dem ICG-Scoring Modell zur Wirkungsmessung aufbaut. Die Kriterien decken in unterschiedlicher Gewichtung die Wirkung auf Menschen, die Gesellschaft und die Umwelt sowie die Governance des Projektes ab. Wie im letzten Jahr saßen der hochkarätig besetzten Jury Prof. Dr. Kerstin Hennig (Frankfurt School of Finance & Management) und Dr. Andreas Rickert (Vorstand PHINEO gAG) vor.

„Die Qualität und insbesondere die Bandbreite an Social Impact Massnahmen im Immobilienbereich steigert sich von Jahr zu Jahr und stellt die Jury vor die Herausforderung sich inbesondere mit der Nachhaltigkeit der Wirkungen intensiv auseinanderzusetzen“, so Kerstin Hennig. „Die diesjährigen Gewinner der drei Kategorien haben die Jury durch ihren Vorbildcharakter, ihren Social Impact, Innovation und Nachhaltigkeit überzeugt. Es ist sehr schön zu sehen, welche vielfältigen Beiträge durch die Assetklasse Immobilien beim Thema Social Impact Investing geleistet werden können.“

Rickert ergänzt: „Unser Award ist erst drei Jahre jung und wir sehen, dass – trotz der großen Herausforderungen, die die Immobilienbranche gerade hat – die Zahl der qualitativ hochwertigen Projekte stetig zunimmt. Das Thema spiegelt damit auch einen sehr hohen Bedarf der Nutzer, sprich Menschen, die mit und in Immobilien leben wider. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg für eine bessere bebaute Umwelt.“

Übersicht der Preisträger

Eine Luftaufnahme zeigt ein modernes Stadtviertel mit grünen Dächern und zahlreichen Bäumen, umgeben von Straßen und einem See im Hintergrund.
Visualisierung: Grünes Viertel Stephansstift (Quelle: MACINA digital film GmbH & Co. KG)

Kategorie Projekt in Planung: Grünes Viertel Stephansstift (Hannover, Assetklasse: Mixed use). Das Grüne Viertel Stephansstift umfasst die Entwicklung eines inklusiven und klimaneutralen Stadtquartiers auf fünf Baufeldern mit einer Fläche von 31.700 Quadratmeter für Wohnen, Büro, Freizeit, Lehre, Gastronomie, Betreuung, Retail. Mit den rund 300 Wohnungen sollen insbesondere Menschen ein passendes Wohnraumangebot gemacht werden, die es auf dem Wohnungsmarkt schwer haben: Familien, Auszubildende und Studierende, Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf sowie sozial benachteiligte Bürgerinnen und Bürger. Das Projekt ist damit die bauliche Umsetzung des Themas „Inklusion“ zu einem l(i)ebenswerten Stadtviertel. Hinter der Projektgesellschaft Grünes Viertel Stephansstift GmbH steht das gemeinnützige Stephansstift und die Dachstiftung Diakonie, die als Träger nicht gewinn-, sondern ergebnisorientiert arbeiten. Die Gebäude werden Großteils im eigenen Bestand behalten und langfristig betrieben.

Luftaufnahme eines Wohngebiets im Herbst mit zahlreichen Wohngebäuden und Bäumen in herbstlichen Farben.
Visualisierung: Quartier Fürstenried West (Quelle: ADRIAN BECK PHOTOGRAPHER)

Kategorie Projekt in Entwicklung: Quartier Fürstenried West (München, Assetklasse: Wohnen). Mit der Quartierserweiterung, die von der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) initiiert wurde, entsteht ein lebendiges Stadtviertel, das den aktuellen Wohnansprüchen entspricht. Das in den 1970er Jahren entstandene Quartier ist bereits jetzt das Zuhause von knapp 2.700 Menschen in rund 1.500 Mietwohnungen. Durch die Projektentwicklung werden Maßnahmen umgesetzt, die langfristig zum Lebensstandard und Wohlergehen der gesamten Bewohnerschaft beitragen. Mit rund 620 weiteren Mietwohnungen wird zudem dringend benötigter Wohnraum geschaffen. Ungefähr ein Drittel der neuen Mietwohnungen wird nach den Förderprogrammen München-Modell-Miete (MMM) beziehungsweise Einkommensorientierte Förderung (EOF) sozial gefördert, darunter auch besondere Wohnformen wie beispielsweise eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke. Die restlichen Mietwohnungen werden im mittleren Preissegment angeboten sein. Das Quartier wird außerdem erweitert mit Grünanlagen, Spielplätzen, Bewohnertreffpunkten, einem Quartierskiosk und einem Quartiersplatz mit Gewerbeeinheiten und Supermarkt für den Tagesbedarf.

Eine Gruppe von Menschen, darunter zwei im Rollstuhl, steht vor einem modernen Wohnhaus.
Neues Wohnen Coburg (Quelle: Raab Baugesellschaft)

Kategorie realisiertes Projekt: Neues Wohnen Coburg (Coburg, Assetklasse: Mixed use). Das Hauptziel des Projekts ist es, jungen Erwachsenen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen die Möglichkeit zu bieten, ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Aus diesem Grund wurde der Verein Neues Wohnen Coburg e.V. gegründet. Er besteht aus einer Gruppe von Eltern, deren Kinder aufgrund von Behinderungen in ihrer Eigenständigkeit eingeschränkt sind. Gemeinsam mit dem Verein entwickelte die RAAB Baugesellschaft das Projekt, das langfristig Wohnraum für 24 geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen in vier Wohngemeinschaften bietet. Die eigens gegründete RAAB Vision GmbH & Co KG tritt als Investor auf und vermietet den jungen Erwachsenen passenden Wohnraum. Auch die Eltern und Angehörigen der Bewohner sind eine wichtige Zielgruppe, da das Projekt ihnen die Sicherheit bietet, dass ihre Kinder in einem liebevollen und professionell betreuten Umfeld leben können, auch wenn sie selbst eines Tages nicht mehr in der Lage sind, für sie zu sorgen. Ein weiteres Ziel ist die Förderung der sozialen Inklusion. Das Projekt ermöglicht den Bewohnern, trotz ihrer Einschränkungen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Durch die Einbindung in das bayerische Wohnungsbauprogramm und die Förderung durch Social Impact Banking aufgrund einer Kooperation mit der HypoVereinsbank (Member of UniCredit) wird zudem langfristig bezahlbarer Wohnraum gesichert.

Sonderpreise

Ein Fernsehturm mit leuchtendem VW-Logo und bunten Lichtern, die den Turm bei Nacht erhellen.
Der Gute Turm (Quelle: BD)

Der Gute Turm (Hannover): Der in seiner Standsicherheit bedrohte, denkmalgeschützte VW-Fernsehturm in Hannover soll vor dem Abriss bewahrt und zu einem lebendigen Kulturzentrum transformiert werden. Das Projektteam hat seit Februar 2024 Sponsoren und Investoren eingeworben. Anders als bei klassischen Projektentwicklungen sollen die zukünftigen Einnahmen des Guten Turms nicht einzelnen Investoren oder den Initiatoren des Projektes zugutekommen, sondern zu einem größten Teil in Maßnahmen mit sozialer-gesellschaftlicher Wirkung fließen. Es soll ein Pilotprojekt entstehen, dass für einen Erhalt wichtiger und identitätsstiftender Wahrzeichen von Städten fernab von üblichen Business- und Finanzierungsmodellen steht. Mit echtem Social Impact und als Inkubator für nachhaltige Social Responsibility Projekte weltweit. Positiv gewürdigt wird das Engagement einer breiten Community, die etwas bewegt, um kulturelle Angebote zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Beim Guten Turm entsteht der soziale Impact durch die Vernetzung der Akteure und der Zurverfügungstellung der Flächen für die Öffentlichkeit.

Eine fröhliche Menschenmenge lässt gelbe Luftballons vor einem Gebäude in die Luft steigen.
Nachhaltige Nachbarschaft. Für Alle. (Quelle: TAG Wohnen / Thomas Müller)

Nachhaltige Nachbarschaft. Für Alle. (Merseburg): Das Besondere an dem Projekt der TAG Wohnen & Service ist es, Quartiersmanagement neu zu interpretieren und das bestehende Quartier zu stärken und aufzuwerten. Dabei wird neben der energetischen Sanierung und Weiterentwicklung der Objekte, insbesondere den Menschen in den Quartieren bezahlbares Wohnen und eine soziale Nachbarschaft geboten, die das Miteinander großschreibt. Dazu findet eine enge Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie den „Jumpers“ und „Sempers“ statt, die sich bundesweit für Kinder und Jugendliche und für ältere Menschen einsetzen. Ziel ist es ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, Lebensqualität und Zukunftsorientierung zusammenzubringen und damit auch für Menschen mit niedrigem Einkommen Gemeinschaft und Wertschätzung erlebbar zu machen. Durch den Fokus auf die Zielgruppe der Kinder, Jugendlichen und Senioren entsteht ein Ort der Gemeinschaft, der soziale Teilhabe, Alltagsunterstützung und Integrationshilfe vereint. Das Projekt ist ein Beispiel, wie durch viele kleine Aktionen eine große Wirkung erreicht werden kann und ein Quartier damit aufgewertet und zu einer sozialen Begegnungsstätte wird.

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zuletzt editiert am 21. November 2024