Die Nachfrage nach Handelsimmobilien stabilisiert sich – doch Lage und Investitionsbereitschaft bleiben entscheidend, so eine aktuelle Marktanalyse.
Wie entwickelt sich der Markt für Handelsimmobilien in Deutschland? Bei der gemeinsamen Pressekonferenz „Ausblick Handelsimmobilien 2025“ diskutierten Branchenexperten über Trends und Herausforderungen. Im Fokus standen die Finanzierungssituation, Flächenrückgänge im Non-Food-Segment und die Notwendigkeit von Standortqualität und Investitionsbereitschaft.
Finanzierung bleibt herausfordernd
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Einzelhandel bleiben 2025 schwierig. Eine schwache Konjunktur und hohe Sparneigung der Verbraucher belasten den Markt. Die Bayern LB geht davon aus, dass das langfristige Zinsniveau bei 2,5 bis 3,0 Prozent liegen wird.
„Der Handelsimmobilienbestand in Deutschland wird in den nächsten Jahren intensiver in der Finanzierung und Bewirtschaftung sein. Als finanzierende Bank müssen wir deshalb heute zwingend eine Perspektive für das Objekt erkennen können“, sagt Gabriele Friedl, Einzelhandelsexpertin bei der Bayern LB. Sie verweist auf die zunehmende Bedeutung einer detaillierten Standortanalyse sowie die Berücksichtigung von ESG-Kriterien.
Einkaufszentren brauchen klare Positionierung
Laut Lars Jähnichen, Geschäftsführer der IPH Gruppe, wächst das Interesse nationaler und internationaler Investoren an Shoppingcentern. Dennoch bleibt die Polarisierung im Handel hoch: Luxus- und Discountsegmente entwickeln sich positiv, während das mittlere Marktsegment unter Druck steht.
„Der Repositionierungsbedarf von Shoppingcentern in Deutschland ist enorm groß. Eigentümer suchen Professionalität, denn ein Objekt kann man nur voranbringen, wenn man es aktiv gestaltet und nicht nur verwaltet“, so Jähnichen. Entscheidend seien eine klare Positionierung, Investitionsbereitschaft und eine überzeugende Story, um Mieter und Marktakteure langfristig zu binden.
Flächenrückgang und steigende Spitzenmieten
Bis 2035 wird Deutschland schätzungsweise zehn Millionen Quadratmeter Non-Food-Fläche verlieren. Gleichzeitig erwartet der Markt eine jährliche Steigerung der Spitzenmieten um zwei Prozent, sagt Maximilian Ludwig, Head of Asset Management DACH bei der Real I.S..
„Die Bodenbildung in der Assetklasse Retail scheint erreicht. Die Zinsentwicklung dürfte für eine höhere Investitionsbereitschaft sorgen und das Transaktionsvolumen 2025 stabil halten oder leicht steigern“, so Ludwig. Besonders gefragt bleiben Innenstadtobjekte, Highstreet-Immobilien und gut gelegene Fachmarktzentren, während Shoppingcenter in B- und C-Lagen weiter an Attraktivität verlieren.
Handel braucht „natürliche Frequenz“
Standorte mit hohem Besucheraufkommen werden für den Einzelhandel zunehmend entscheidend. „Nach unserer Auffassung funktioniert Handel nur noch, wenn es am Standort einen natürlichen Besucherfluss gibt“, sagt Dirk Wehinger, Geschäftsführer der Argon GmbH.
Seine Einschätzung: Der Einzelhandel kann Frequenz nicht mehr selbst generieren, sondern ist auf hochfrequentierte Verkehrsknotenpunkte angewiesen. Dies sei ausschlaggebend für langfristig rentable Investments in Handelsimmobilien.