Die Immobilienwirtschaft steht vor Herausforderungen: Neue Projekte stagnieren, Bestandsimmobilien geraten unter Druck. Ein Kommentar von Susanne Eickermann-Riepe
Schon das Wort „Distressed“ lässt nichts Gutes ahnen und bislang wurden Distressed Assets oft als riskante Investments betrachtet. Aber immer mehr Investoren erkennen das Potenzial solcher Objekte, die durch gezielte Maßnahmen von Risikofaktoren zu „Assets with Opportunities“ transformiert werden können. In urbanen Räumen, in denen das Angebot an Neubauflächen begrenzt ist, steigt die Nachfrage nach Bestandsimmobilien, die durch kluge Sanierungs- und Nutzungskonzepte revitalisiert werden können. Dazu ist es notwendig, einen klaren Blick auf die entscheidenden Faktoren des Wandels und der daraus resultierenden Auswirkungen zu werfen.
Die Nachfrage nach Bestandsimmobilien wächst
Oft wird die Definition von „Distressed“ mit „Insolvenz“ gleichgesetzt, dabei trifft der Begriff „Potenzialimmobilien“ wohl eher den Kern, wenn bei rechtzeitigem Erkennen und Handeln die „Opportunities“ genutzt werden können.
Veränderte Marktbedingungen und neue Nutzeranforderungen, technologischer und ökologischer Wandel oder soziale und gesellschaftliche Entwicklungen sind oft der Grund dafür, dass Immobilien nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Drohende Wertverluste, steigende Kreditanforderungen, unzureichende Rendite, zusätzlicher Eigenkapitalbedarf und zusätzliche Capex-Opex-Maßnahmen müssen kompensiert werden und oft reicht die finanzielle Tragkraft nicht aus, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.
Kooperation und Zusammenarbeit als Schlüssel
Um die Chancen von Potenzialimmobilien zu nutzen, müssen verschiedene Stakeholder, von Eigentümern und Investoren über Kommunen und Finanzierer bis hin zur Stadtgesellschaft unter einen Hut gebracht werden. Kooperation und Zusammenarbeit sind ein Schlüssel für nachhaltige Konzepte, um die Zukunftsperspektiven zu erschließen.

Mit dem neuen Praxisleitfaden „Zukunftschance Bestandsentwicklung – von Distressed zu Opportunity” liefert das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) eine umfassende Analyse aktueller Marktveränderungen und stellt praxisorientierte Lösungsansätze zur Repositionierung und Restrukturierung von Bestandsobjekten vor.
Impact Investing als langfristige Strategie
Der Leitfaden zeigt auf, dass Impact Investing, also das gezielte Investieren in nachhaltige und sozial verantwortungsvolle Immobilienprojekte, langfristig stabile Erträge sichert. In den USA und Großbritannien nimmt dieser Marktanteil bereits stark zu. Investoren, die nicht nur auf Rendite, sondern auch auf gesellschaftlichen Mehrwert setzen, können sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern.
Diese nachhaltigen Immobilieninvestments erzielen stabile Erträge und leisten gleichzeitig einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt. Gerade der Bezug zum Wandel von Innenstädten und Stadtquartieren erfordert ein Umdenken in der Nutzung von Immobilien. Kooperationen zwischen privaten Investoren, öffentlichen Institutionen und Sozialpartnern sind dabei Schlüssel zum Erfolg, denn die vielfach durch monofunktionale Nutzungen geprägten Innenstädte und Stadtteillagen in Deutschland müssen neu gedacht werden. Multifunktionale und flexible Nutzungskonzepte sind gefragt, um einer weiteren Verödung entgegenzuwirken. Neben wirtschaftlichen Zielen rückt zunehmend die soziale und gesellschaftliche Wirkung in den Fokus.
Anhand von Praxisbeispielen zeigt der Leitfaden Umnutzungskonzepte für leerstehende Gewerbeflächen, Finanzierungsmöglichkeiten und staatliche Förderprogramme, Nachhaltigkeitsstrategien zur Werterhaltung und CO₂-Reduktion und Möglichkeiten des Stakeholder-Managements zur erfolgreichen Repositionierung auf.