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Berlin Hyp Vorstandsvorsitzender Sascha Klaus (Quelle: Berlin Hyp)

Nachhaltigkeit & ESG 2. August 2022 Klimadaten für die Bank

Immobilienunternehmen sollten Digitalisierungs- und ESG-Strategien miteinander verknüpfen, rät Sascha Klaus von der Berlin Hyp.

Zur Realisierung eines klimaneutralen Gebäudebestands sowie zur Schaffung von lebenswerten Städten und Gemeinden, in denen Menschen bezahlbar wohnen und leben können, ist eine massive Transformation notwendig. Um diese in der Immobilienbranche konsequent und zielgerichtet umsetzen zu können, bedarf es in erster Linie einer klaren Standortbestimmung hinsichtlich der aktuellen ESG-Performance jeder einzelnen Immobilie. Und bestenfalls auch der jeweiligen Quartiere.

Für eben genau diese Transparenz werden zahlreiche Informationen und Daten benötigt – diese gilt es zu erheben, zu messen und zu reporten. Erst dann können erfolgsversprechende Strategien und Maßnahmen zur Verbesserung des Status Quo entwickelt, umgesetzt und langfristig auch deren Erfolg überprüft werden.

Besonders die Verfügbarkeit geeigneter Daten bereitet vielen Akteuren in der Immobilienbranche Probleme und ist mit großem Aufwand verbunden. Noch fehlt es häufig an einer verlässlichen Datenbasis und oft auch an einer modernen digitalen Infrastruktur.

Im Zusammenhang mit der zunehmenden ESG-Regulierung werden zudem auch Banken zukünftig immer mehr ESG-Daten über ihre Kunden und die zu finanzierenden Immobilien anfordern. Finanzinstitute sollen als Transmissionsriemen für die nachhaltige Transformation dienen – und müssen ESG-Aspekte zukünftig im Rahmen ihrer Kreditentscheidungen berücksichtigen. Dazu müssen entsprechende ESG-Daten zur Verfügung gestellt werden.

Bereits heute erheben einige Institute wie beispielsweise die Berlin Hyp ESG-Daten im Zuge jeder neuen Finanzierungsanfrage, um eine Einschätzung hinsichtlich der ESG-Risiken vornehmen zu können. Mit Hilfe dieser Daten und externen Klimadatenbanken werden außerdem auch Klima-Szenarioanalysen und Klimastresstests durchgeführt.

Wie können sich Immobilienunternehmen bereits heute darauf vorbereiten?

Akteure der Immobilienbranche sind gut beraten, diese Dynamik nicht zu unterschätzen und ihre Digitalisierungs- und ESG-Strategien sauber miteinander zu verknüpfen. Aufgrund der Vielzahl an Daten und regulatorischen Anforderungen, gewinnt die ESG-Analyse zunehmend an Komplexität und lässt sich mit bisherigen Ansätzen nicht mehr bewältigen – nur mit Hilfe von digitalen Lösungen können Gebäude- und Verbrauchsdaten strukturiert gesammelt und nutzbar gemacht werden.

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Die Etablierung eines effektiven Datenmanagements ermöglicht ein gezieltes Monitoring und Reporting, sodass nicht nur Aussagen zum ESG-Status-Quo von Immobilien und Portfolios übermittelt oder veröffentlicht werden können, sondern auch Maßnahmen zur Optimierung von Verbräuchen und Emissionen abgeleitet und entwickelt werden können. 

Auf dem Kapitalmarkt herrscht eine hohe Nachfrage nach ESG- und Taxonomie-konformen Produkten. Dieser hohen Nachfrage steht aktuell nur ein sehr geringes Angebot an qualitativ hochwertigen Immobilien gegenüber, welche die erforderlichen ESG-Aspekte zukunftsweisend berücksichtigen oder sogar die Anforderungen der Taxonomie erfüllen und dies auch nachweisen können.

Es ist zu erwarten, dass dieser Nachfrageüberhang die Entwicklung von nachhaltigen Projekten und Transformationsmaßnahmen vorantreiben wird.

Neue Vorgaben bedeuten neue Immobilienwerte

ESG- und Taxonomiekriterien werden zu wertbildenden Faktoren. Nicht Taxonomie-konforme Immobilien werden zukünftig immer weniger stark im Markt nachgefragt werden und entsprechende Fremdkapitalfinanzierungen zunehmend schwieriger zu erhalten beziehungsweise teurer werden. Zur Erreichung der Klimaziele, für die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen, aber auch um die veränderte Nachfrage von Investoren und Nutzern bedienen zu können, ist ein schnelles und entschiedenes Handeln von allen Akteuren der Immobilienbranche erforderlich. Nur mit Hilfe von digitalen Prozessen und neuen Technologien können datenbasierte und zukunftsgerichtete Entscheidungen getroffen werden – und die nachhaltige Transformation wertstiftend umgesetzt werden.

Autor: Sascha Klaus

zuletzt editiert am 02.08.2022