Ein Mann zeigt seine leere Hosentasche als Symbol für finanzielle Schwierigkeiten.
Die Großinsolvenzen im Immobilienbereich haben sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt – zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Falkensteg. (Quelle: iStockphoto)

Unternehmen & Köpfe 2025-01-15T11:38:38.394Z Insolvenzen in der Immobilienbranche stark gestiegen

Die Zahl der Insolvenzen bei Immobilienunternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz hat sich 2024 mehr als verdoppelt.

Die Insolvenzen im Immobiliensektor haben sich 2024 laut einer Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg massiv erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der betroffenen Unternehmen von 32 auf 66 – ein Anstieg um 106 Prozent. Besonders stark betroffen war der Bereich Innenausbau, in dem sich die Zahl der Insolvenzen nahezu verdreifachte, von 14 auf 40 Fälle. Auch im Rohbau- und Projektierungssektor war ein deutlicher Anstieg von 52 Prozent auf 29 Insolvenzen zu verzeichnen.

„Wir befinden uns in einer der größten Rezessionen und Transformationen, vergleichbar mit dem Wandel des Ruhrgebiets von der Kohle- zur Dienstleistungsregion“, erklärt Christian Alpers, Partner bei Falkensteg. Die Unsicherheit auf dem Markt, auch bedingt durch eine Zurückhaltung bei Investitionen trotz sinkender Zinsen, stelle die Branche vor enorme Herausforderungen.

Prognosen für 2025: Insolvenzen steigen weiter

Für 2025 prognostiziert Falkensteg einen weiteren Anstieg der Insolvenzen um rund 50 Prozent. Besonders betroffen könnten nachgelagerte Gewerke wie Gebäudedienstleister und Zulieferer sein.

Uneinheitliche Entwicklung in den Assetklassen

Alpers erwartet unterschiedliche Entwicklungen in den Immobiliensegmenten:

  • Industrieimmobilien: Kaum Wachstum aufgrund des Produktionsrückgangs.
  • Büroimmobilien: Spaltung des Marktes, wobei zentrale Lagen mit ESG-Standards profitieren und periphere Standorte an Wert verlieren.
  • Wohnimmobilien: Hohe Nachfrage in den Top-7-Städten und deren Umland, während ländliche Regionen mit Problemen zu kämpfen haben könnten.

Institutionelle Investoren stehen unter Druck, da viele Immobilien zu hohen Preisen gekauft wurden. „Wer nicht zum Verkauf gezwungen ist, sollte die Situation aussitzen und auf aktives Bestandsmanagement setzen“, rät Alpers. Eine Optimierung der Immobilien, beispielsweise durch ESG-konforme Standards, könne langfristig die Marktchancen erhöhen. Fonds mit festen Laufzeiten oder bei Kapitalabflüssen stehen jedoch vor besonderen Schwierigkeiten.

„Wer vor zehn Jahren für 100 gekauft hat, bekommt jetzt vielleicht noch 60 oder 70 dafür. Hier heißt es, stillhalten bis 2026 oder länger“, so Alpers abschließend.

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zuletzt editiert am 15. Januar 2025