Porträtfoto von Burkhard Dallosch
Burkhard Dallosch (Quelle: Deka Immobilien Investment GmbH)

Nachhaltigkeit & ESG 2025-09-25T09:51:20.439Z Gehalt trifft Haltung

Burkhard Dallosch, Mitautor des ICG-Leitfadens „Vergütungssysteme als Teil nachhaltiger Unternehmensführung“, beschreibt, wie Vergütung die ESG-Ziele vorantreiben kann.

Wie kann die Gehaltspolitik in Unternehmen effizient Nachhaltigkeit in Immobilienunternehmen unterstützen? Viele Firmen stellen sich diese Frage, denn angesichts zunehmender gesellschaftlicher, ökologischer und regulatorischer Anforderungen – wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU – reicht eine Ausrichtung am Shareholder Value nicht mehr aus. Unternehmen sind gefordert, soziale und ökologische Aspekte sowie Themen der nachhaltigen bezihungsweise guten Unternehmensführung (Governance) zu berücksichtigen. Der Stakeholder-Ansatz steht im Mittelpunkt, bei dem alle relevanten Interessengruppen in der unternehmerischen Verantwortung berücksichtigt werden.

Vergütungssysteme gelten als zentrales Steuerungsinstrument. Richtig konzipiert können sie nachhaltiges Verhalten fördern und langfristige Unternehmensziele absichern. Entscheidend ist, dass die Systeme nicht isoliert betrachtet, sondern eng mit der Unternehmensstrategie, der Führungskultur und den Kommunikationsstrukturen verknüpft werden. Es genügt nicht, Nachhaltigkeitsziele nur in die Zielvereinbarungen der obersten Führungsebene aufzunehmen. Sie müssen auf alle Hierarchieebenen heruntergebrochen, operationalisiert und kommuniziert werden.

Die Integration von Nachhaltigkeit in Vergütungssysteme erfolgt in fünf Schritten: Zunächst werden interne und externe Umfeldfaktoren analysiert. Dann folgt die Auswahl wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen, die die Vergütung betreffen. Anschließend werden geeignete Managementinstrumente definiert und in messbare, realistische und terminierte Zielgrößen übersetzt. Die entwickelten Indikatoren – etwa aus den Bereichen Umwelt (zum Beispiel CO₂-Reduktion), Soziales wie etwa Diversität und Equal Pay oder Governance (zum Beispiel Compliance-Maßnahmen) – bilden die Grundlage für die Anreizgestaltung. Abschließend müssen Wirkung und Fortschritte im Berichtswesen dokumentiert werden.

Wissenschaftliche Erkenntnisse der Motivationsforschung zeigen, dass finanzielle Anreize allein nicht ausreichen. Ein ausgewogener Mix aus extrinsischer Belohnung und intrinsischer Motivation ist erforderlich. Nachhaltige Vergütungssysteme sollten daher auch persönliche Entwicklungswege, kulturelle Anerkennung und wertebasierte Führung einbeziehen. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit als strategisches Querschnittsthema begriffen wird, das alle Unternehmensbereiche durchdringt, von Zielvereinbarungen und Steuerung über Controlling bis hin zur externen Berichterstattung.

Leitfaden

Das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) hat nun die grundlegend überarbeitete Neuauflage seines erstmals 2019 erschienenen Leitfadens „Vergütungssysteme als Teil nachhaltiger Unternehmensführung“ veröffentlicht. Er zeigt auf, wie Vergütungssysteme als integraler Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmensführung in der Immobilienwirtschaft gestaltet werden können.

Dabei spricht sich der Leitfaden nicht für ein allgemeingültiges Modell aus, sondern empfiehlt differenzierte Ansätze je nach Geschäftsmodell, Unternehmensgröße und Reifegrad. Qualität und Glaubwürdigkeit der gesetzten Ziele sind dabei wichtiger als deren Anzahl. EU-Berichtspflichten, europäische Nachhaltigkeitsreporting Standards (ESRS) sowie weitere Standards bieten einen robusten Rahmen, der auch für nicht direkt berichtspflichtige Unternehmen zunehmend relevant wird – etwa im Kontext von Finanzierungsentscheidungen, Förderanträgen oder Ratings. Wer Nachhaltigkeit glaubhaft in seine Vergütungssysteme integriert, schafft damit nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern stärkt auch die Attraktivität als Arbeitgeber, das Vertrauen der Stakeholder und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Die in dem Leitfaden vorgestellten Konzepte, Beispiele und Empfehlungen bieten dafür eine wertvolle Orientierungshilfe.

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zuletzt editiert am 25. September 2025