Ein belebtes Einkaufszentrum mit mehreren Etagen und Rolltreppen, auf denen Menschen unterwegs sind. Verschiedene Geschäfte sind sichtbar.
Die Verbraucherstimmung erhellt sich weiter.  (Quelle: Pixabay)

Standorte & Märkte 2024-10-30T09:17:20.065Z Positivtrend an den europäischen Einzelhandelsmärkten verfestigt sich

Der „Global Retail Attractiveness Index“ von Union Investment und GfK erreicht mit 114 Punkten knapp einen neuen Höchststand.

Im dritten Quartal 2024 weist der „Global Retail Attractiveness Index“ (GRAI) für Europa 114 Punkte auf und legt damit gegenüber dem Vorjahr (drittes Quartal 2023: 113 Punkte) um einen Punkt zu. In acht der im Retail Index von Union Investment und GfK abgebildeten europäischen Einzelhandelsmärkte kann der Index leichte bis kräftige Zugewinne erzielen, in zwei weiteren Märkten stabilisieren sich die Werte auf dem Vorjahresniveau.

Besonders stark fallen die Zuwächse in Schweden mit einem nochmaligen Plus von 8 Punkten sowie in Tschechien mit 6 Punkten aus. Leicht zurückgegangen sind die Werte in Frankreich und Belgien (jeweils minus 3 Punkte) und in Dänemark (minus 4 Punkte). Die größten Verluste verzeichnet Finnland mit einem deutlichen Minus von 13 Punkten.

Karte des Global Retail Attractiveness Index für Europa im 3. Quartal 2024, die die Attraktivität des Einzelhandels in verschiedenen europäischen Ländern darstellt.
Der Global Retail Attractiveness Index im dritten Quartal 2024. (Quelle: GfK, Eurostat, EU-Kommission)

Das Spitzentrio im EU-15-Index bilden nunmehr Polen (136 Punkte), Tschechien (126 Punkte) und Portugal (121 Punkte), gefolgt von Spanien und Italien mit 118 beziehungsweise 116 Punkten. Mit 114 Punkten bestätigt der deutsche Einzelhandelsmarkt sein für Europa durchschnittliches Niveau und erreicht – belastet durch die eingetrübte Stimmung auf der Händlerseite und die verhaltenen Arbeitsmarkdaten - im Länderranking jetzt Platz Sechs (Vorjahr: Platz Sieben). Das aktuelle Schlusslicht in Europa bildet Finnland (89 Punkte), davor liegen Dänemark (90 Punkte), Österreich (94 Punkte) und Schweden (96 Punkte).

Porträtbild Markus Diers
Markus Diers (Quelle: Union Investment)

„Die aktuelle Entwicklung ist geprägt von einer sich in allen Ländern weiter aufhellenden Konsumentenstimmung. Dem stehen eine leicht gesunkene Händlerstimmung und ein Rückgang beim Arbeitsmarktindikator gegenüber. Die gegenläufigen Entwicklungen verhindern, dass sich das Comeback der europäischen Einzelhandelsmärkte trotz des neuen Höchststandes bereits vollends im EU-15-Index abbildet“, sagt Markus Diers, Leiter Asset Management Retail bei Union Investment. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verbessert sich die Stimmung bei den europäischen Verbraucherinnen und Verbrauchern um 8 Punkte und erreicht nun 95 Punkte. Der Arbeitsmarktindikator (133 Punkte) büßt 3 Zähler ein. Nahezu unverändert zum dritten Quartal 2023 zeigt sich der Einzelhandelsumsatz (138 Punkte).

Überseeregionen stabil – aber noch mit Aufholpotential 

Während die europäischen Einzelhandelsmärkte ihren Weg aus der Krise gefunden haben, hinkt die Entwicklung auf den nordamerikanischen Märkten noch hinterher. Vor allem aber bleibt die Region Asien/Pazifik weiter deutlich hinter Europa zurück. Der Nordamerika-Index im GRAI verbessert sich im Jahresverlauf um einen Punkt und liegt zum Ende des dritten Quartals 2024 bei einem nur durchschnittlichen Wert von 98 Punkten. Der Retail Index in Asien/Pazifik legt ebenfalls um einen Punkt zu, bleibt aber mit 95 Punkten auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Der Abstand zum EU-Retail-Index verringert damit etwas auf nunmehr 19 Punkte.

Der leichte Zuwachs wird in Nordamerika in erster Linie vom verbesserten Einzelhandelsumsatz (plus 4 Punkte) getragen. Dagegen belastet die Stimmung der Konsumenten (58 Punkte; minus 7 Punkte) den Index. Im Raum Asien-Pazifik ist ein leicht positiver Trend beim Händlersentiment zu sehen (99 Punkte; plus 2). Gleichzeitig trübt der schwächelnde Arbeitsmarkt (97 Punkte; minus 8) das Gesamtbild.

Zu den Gewinnern in den beiden Übersee-Regionen gehören die USA (plus 2 Punkte), Australien (plus 2 Punkte) und Japan (plus 4 Punkte). Die größten Einbußen binnen Jahresfrist müssen Kanada (minus 5 Punkte) und Südkorea (minus 6 Punkte) hinnehmen. Der kanadische Einzelhandelsmarkt verliert den Anschluss und befindet sich im globalen Länderranking des GRAI unverändert auf dem letzten Platz.

Zur Methodik

Der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment bildet die Attraktivität der Einzelhandelsmärkte von insgesamt 20 Ländern in Europa, Amerika und Asien-Pazifik ab. Dabei bedeuten 100 Indexpunkte eine durchschnittliche Bewertung. In den EU-15-Index gehen die Indizes der EU-Länder Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Niederlande, Belgien, Irland, Portugal, Polen und Tschechien ein, zusätzlich Großbritannien, gewichtet mit ihrer jeweiligen Bevölkerungszahl. In den Nordamerika-Index gehen die Indizes der USA und Kanadas ein; der Asien-Pazifik-Index berücksichtigt Japan, Südkorea und Australien.

Halbjährlich vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelt, setzt sich der Global Retail Attractiveness Index aus zwei Stimmungsindikatoren und zwei datenbasierten Indikatoren zusammen. Alle vier Faktoren gehen gleichgewichtet, das heißt mit jeweils 25 Prozent, in den Index ein. In den Index fließt sowohl die Stimmung der Nachfrageseite (Consumer Confidence) als auch die Stimmung der Angebotsseite (Business Retail Confidence) ein. Als quantitative Input-Faktoren werden die Veränderung der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes (rollierend 12 Monate) in den GRAI einbezogen. Nach Standardisierung und Transformation haben die Input-Faktoren jeweils einen Mittelwert von 100 sowie einen theoretischen Wertebereich von 0 bis 200 Punkte. Dem Index liegen Daten aus aktuellen Quellen von GfK, EU-Kommission, OECD, Trading Economics, Eurostat sowie der nationalen Statistikämter zugrunde. Die dargestellten Veränderungen beziehen sich jeweils auf den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres (Q3 2023).

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zuletzt editiert am 30. Oktober 2024