Porträtfoto von Dr. Stefan Kucera
Dr. Stefan Kucera ist Gründungspartner von KUCERA – Praxisgruppe Real Estate, Projects, Transaction (Quelle: Kucera)

Unternehmen & Köpfe 2025-06-30T07:41:13.392Z Ein Tag im Leben von: Dr. Stefan Kucera

Neue Serie: Einmal über den Tellerrand schauen und sehen, wie der Alltag anderer Menschen in der Immobilienbranche aussieht. Teil 1 mit Stefan Kucera.

Morgens in der Kanzlei – Teamwork und Baukonflikte

Der Tag beginnt mit Teamarbeit. Fünf Menschen, fünf Perspektiven, ein Ziel: Lösungen finden. Drei Associates, zwei Counsel und ich sitzen zusammen, diskutieren, wägen ab. Auf meinem Tisch liegt ein herausforderndes Projekt – die baubegleitende Beratung eines Fünf-Sterne-Hotels in Niedersachsen. Refurbishment ist ein heikles Geschäft. Alte Strukturen treffen auf neue Standards, der Bauzeitenplan kollidiert mit der Realität. Konflikte sind programmiert. Meine Aufgabe ist es, sie zu entschärfen, bevor sie eskalieren. Mediation statt Eskalation, Pragmatismus statt Papierkrieg. So läuft das Spiel.

Dr. Stefan Kucera steht auf einem belebten Markt vor einem Gemüsestand.
Mittags in der Kleinmarkthalle. (Quelle: Kucera)

Mittagspause – Tradition trifft Moderne

Mittags eine Frikadelle mit Kartoffelsalat in der Kleinmarkthalle in Frankfurt. Tradition trifft Moderne. So lecker wie früher und so schnell, wie es heute eben sein muss.

Deals, Zahlen, Taktik – Immobilientransaktionen im Stakkato

Parallel dazu: Der Ankauf einer projektierten Wohnanlage für das Sicherungsvermögen eines Versicherers. Timing ist alles. Eine Due Diligence jagt die nächste. Was zählt, sind nicht nur Zahlen, sondern auch Nuancen. Ist die Planung belastbar? Passen die Verträge? Gibt es Fallstricke im Baurecht? Erfahrung hilft, aber die Märkte ändern sich schneller, als man tippen kann.

Und dann noch die Hoteltransaktion: zehn Hotels, ein Betreiberwechsel. Jedes Haus hat eine eigene Geschichte, jeder Vertrag ist ein eigener Kosmos. Käufer, Verkäufer, Betreiber – ein Dreieck, das ausbalanciert werden muss. Eine Klausel zu viel oder zu wenig kann Millionen kosten. Hier müssen juristische Präzision und taktisches Geschick eine perfekte Symbiose bilden.

Dr. Stefan Kucera macht ein Selfie vor einer bunten Frankfurt-Skulptur auf einem Platz mit historischen Gebäuden im Hintergrund.
Dr. Stefan Kucera als Jurist zwischen Tradition und Zukunft in Beruf und Stadt. (Quelle: Kucera)

Legal Tech – die Zukunft des Anwaltsberufs?

Zwischen zwei Meetings ein Sprung in die digitale Welt. Ich betreue Kucept Solutions, den Legal-Tech-Arm von Kucera. Aktuell arbeiten wir mit Data Scientists aus Darmstadt an einem Tool, das Due Diligence-Prozesse mit künstlicher Intelligenz unterstützt. Früher wälzten wir Aktenberge, heute analysiert ein Algorithmus Verträge. Aber die Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeit, sie stellt auch neue Anforderungen an uns Juristen und krempelt den Anwaltsberuf bereits heute radikal um – weg von nur Routine und hin zu mehr Strategie und mehr Verhandlung. Die Ausbildung kommt nicht hinterher. Digitale Grundkenntnisse sind heute so wichtig wie das Bürgerliche Gesetzbuch. Die künftige Generation von Juristen muss sich mit Paragrafen ebenso gut auskennen wie mit Algorithmen. Wer das nicht versteht, wird abgehängt.

Und vielleicht, nur vielleicht, wird irgendwann jemand eine bessere Alternative zu E-Mails erfinden. Bis dahin bleibt der Alltag eine Mischung aus Strategie, Technik – und einem leisen Seufzen, wenn, wie jetzt gerade, das nächste Mail-Update aufpoppt.

Von Papier zu Pixeln – Wandel im Kanzleialltag

Ich denke zurück an 2004, das Jahr der Kanzleigründung. Wir waren damals auf der Höhe der Zeit: elektronische Kommunikation, virtueller Empfang. Und doch – die erste große Anschaffung war ein Multifunktionsdrucker. Papier war allgegenwärtig. Gestern habe ich genau so ein Gerät in einen Nebenraum geschoben – fast ein Relikt. Heute liegt die Herausforderung nicht mehr in der Papierflut, sondern in der Masse digitaler Informationen. Wir brauchen intelligente Assistenten, die nicht nur speichern, sondern mit oder gar vorausdenken. Früher hatte ich meine Akte, heute brauche ich einen Bot.

Rhetorische Talente gefragt – wer plädiert besser als ein Chatbot?

Neben Fachwissen wird Rhetorik immer wichtiger. Juristen müssen überzeugen, argumentieren, taktieren. Aber wie lange noch? Wer plädiert besser: Ein erfahrener Anwalt oder ein KI-gestützter Sprachgenerator? Schon heute können Systeme wie GPT Verträge formulieren, Schriftsätze erstellen und sogar Verhandlungsstrategien simulieren.

Die Frage ist nicht, ob künstliche Intelligenz Juristen ersetzt, sondern in welchen Bereichen sie überlegen sein wird. Menschen punkten mit Empathie, Intuition, Verhandlungsgeschick. Doch wenn es um reine Logik und Datenanalyse geht, könnte der Anwalt der Zukunft einen digitalen Sparringspartner an seiner Seite haben – oder einen digitalen Gegner.

Abend – Zeit für Familie und Heimwerkerprojekte

Nach Hause. Die Familie wartet. Es wird indisches Essen bestellt – ein Moment des Innehaltens nach einem langen Tag. Doch dann fällt es mir ein: Morgen kommen die restlichen Sachen für den Aufbau der neuen Küche. Mein Sohn und ich werden sie selbst zusammenbauen. Ein Projekt, das abseits von Paragrafen und Transaktionen steht. Handwerklich statt juristisch, physisch statt digital – ein Ausgleich, der in unserer immer vernetzteren Welt wichtiger denn je ist.

Auch interessant:

zuletzt editiert am 30. Juni 2025