Ein Mann in einem blauen Anzug sitzt lächelnd vor einer grünen Pflanze.
Thomas Meier, Präsident des BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter e. V. (Quelle: BVI)

Unternehmen & Köpfe 2025-08-05T07:47:28.848Z „Digitalisierung ist nicht nur ein Technikthema, sondern ein Kulturwandel“

Im Interview erklärt Thomas Meier, warum der BVI mit WEG.DIGITAL ein völlig neues Konferenzformat startet, welche Rolle Künstliche Intelligenz im WEG-Management spielt und was kleine Verwaltungen jetzt wirklich brauchen.

Warum hat sich der BVI für ein völlig neues Konferenzformat entschieden – und was macht WEG.DIGITAL anders als bestehende Branchenveranstaltungen?

Thomas Meier: Digitalisierung und KI sind dabei, die Immobilienverwaltung grundlegend zu verändern. Da genügt es nicht, das Thema am Rande juristisch geprägter Veranstaltungen nur anzureißen. Mit WEG.DIGITAL schaffen wir eine Plattform rein für die digitale Transformation, die in die Tiefe geht und konsequent auf Praxis setzt. Gerade die jüngere Generation von Verwaltern, die wir für die Zukunft gewinnen möchten, will genau das: digitale Ansätze, die im Alltag wirklich helfen. Mit dem neuen Format kommen wir diesem Bedarf nach. Wir wollen damit in der Branche den Schalter umlegen – vom Zögern ins Handeln.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz konkret im „smarten WEG-Management“ – und wo sehen Sie aktuell die größten Potenziale für Immobilienverwalter?

Meier: Die Verwalterbranche wird sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den nächsten drei bis fünf Jahren revolutionär weiterentwickeln. Schon heute macht KI Prozesse durch Automatisierung effizienter. KI-basierte Anwendungen übernehmen Aufgaben, die früher viel Zeit gekostet haben. Sie beantworten E-Mails automatisch, nehmen Anrufe entgegen, erkennen Anliegen und ordnen sie den richtigen Mitarbeitern zu. Das größte Potenzial sehe ich aktuell da, wo es sich leicht umsetzen lässt, u. a. bei Chatbots und Mailfiltern für die Kundenkommunikation, für die Texterstellung, die Dokumentenverarbeitung, Datenanalysen, Social Media und das Monitoring von Haustechnik. Die größte Revolution werden wir meines Erachtens aber in der Buchhaltung erleben. Hier wird KI in den nächsten Jahren vieles massiv vereinfachen. Dafür braucht es jedoch flexiblere ERP-Systeme. Viele Anbieter entwickeln ihre Lösungen bereits weiter.

Viele Verwaltungen haben noch mit der Basis-Digitalisierung zu kämpfen. Wie möchten Sie mit WEG.DIGITAL auch kleine und mittelständische Verwalter erreichen und mitnehmen?

Meier: Genau diese Verwaltungen haben wir ganz bewusst im Blick. Vielen kleinen und mittleren Unternehmen fehlt im Alltag schlicht die Zeit, sich strukturiert mit dem digitalen Wandel zu befassen, ganz zu schweigen von großen IT-Budgets oder spezialisierten Abteilungen. Umso wichtiger ist es, früh die richtigen Weichen zu stellen. Wir zeigen in Leipzig Lösungen, die auch mit begrenzten Ressourcen umsetzbar sind – von einfachen Tools bis hin zu tragfähigen Strategien. Und wir fördern den offenen Austausch: Was funktioniert in der Praxis, was nicht? Dieser Erfahrungstransfer hilft, Orientierung zu finden, gerade in Zeiten des Umbruchs.

Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die größten Hürden für Immobilienverwaltungen im digitalen Transformationsprozess – organisatorisch, rechtlich oder technologisch?

Meier: Die größte Hürde sind oft nicht die Systeme, sondern die Menschen. Digitalisierung ist nicht nur ein Technikthema, sondern ein Kulturwandel. Es braucht einen klaren Plan, Führung und ganz viel Kommunikation. Wer sein Team und auch die Kunden nicht mitnimmt, wird scheitern. Dazu kommen echte Praxisprobleme: Neben fehlender Zeit und begrenzten Budgets fehlt es häufig auch an einer klaren Digitalstrategie. Zwar wird viel über Digitalisierung und KI gesprochen, aber im Unternehmensalltag gibt es oft kein konkretes Konzept, wie der Wandel tatsächlich gestaltet werden soll. Stattdessen arbeiten viele Verwaltungen mit mehreren EDV-Systemen nebeneinander, die nicht oder nur schwer miteinander kommunizieren, es fehlen Schnittstellen und Standards. Und die Datenschutzanforderungen machen es auch nicht gerade leichter, gerade wenn KI ins Spiel kommt. Und ja, das Ganze kostet natürlich Geld. Ich investiere in meinem Unternehmen aktuell rund acht bis zehn Prozent des Jahresumsatzes in Digitalisierung. Das ist ein beträchtlicher Aufwand, aber eine Investition, die sich rechnet, weil sie Prozesse verbessert.

Welche Erwartungen knüpfen Sie an die Premiere von WEG.DIGITAL – und welche Bedeutung könnte das Format für die Positionierung des BVI in der digitalen Zukunft haben?

Meier: Ich wünsche mir, dass WEG.DIGITAL ein echter Weckruf wird. Dass die Teilnehmer mit neuen Ideen und echtem Tatendrang nach Hause fahren. Und dass sie merken: Digitalisierung ist machbar, auch für kleinere Unternehmen. Für uns als BVI ist das Format ein wichtiges Signal. Wir wollen nicht nur über Veränderung reden, sondern sie aktiv gestalten. Gerade junge Verwalter brauchen eine andere Ansprache, andere Formate, andere Inhalte. Wenn uns das gelingt, dann wird WEG.DIGITAL nicht einfach eine weitere Veranstaltung im Kalender, sondern der Moment, in dem die Branche den digitalen Fuß endlich aufs Gaspedal setzt.

zuletzt editiert am 05. August 2025