Phillip Körner
Phillip Körner (Quelle: Smart Property Services GmbH)

Unternehmen & Köpfe 25. September 2022 Die Immobilienbranche muss flexibler werden – Fachkräftemangel ist hausgemacht

Die Immobilienbranche steht vor enormen Herausforderungen. Doch handlungsunfähig ist sie nicht.

Der Fachkräftemangel der Immobilienbranche ist kein neues Phänomen. Schon seit Längerem stellt die Suche nach qualifiziertem Personal Immobiliengesellschaften vor große Probleme. Darüber hinaus muss sich die Immobilienbranche seit einigen Jahren mit steigenden regulatorischen Anforderungen und damit einhergehenden Investitionen in Prozesse und Digitalisierung auseinandersetzen. Nun erreichen die Herausforderungen neue Dimensionen, denn sie werden durch erheblich steigende Baukosten und knappe Ressourcen noch potenziert. Die Corona-Pandemie sowie Unsicherheiten aufgrund der schwierigen geopolitischen Lage wegen des Russland-Krieges gegen die Ukraine setzt allen Branchen zusätzlich zu. Lieferengpässe und Projektverzögerungen sind keine Seltenheit mehr. Viele Firmen sind regelrecht in einer Zwickmühle. Ihnen fehlen einerseits Fachkräfte, andererseits agieren sie äußerst zurückhaltend bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Sie fahren aufgrund der angespannten Marktsituation nur auf Sicht, wollen Kosten einsparen oder sich momentan nicht langfristig an Mitarbeiter binden.

Aber die Immobilienbranche ist alles andere als handlungsunfähig. Auch jetzt bieten sich gute Wachstumsmöglichkeiten – trotz des Personalmangels und der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten. Denn die Nachfragesituation ist intakt, der Bedarf an modernem Wohnraum, zukunftsfähigen Büroflächen und professionellen sowie langfristig orientierten Verwaltern ist so hoch wie eh und je. Mitarbeiter müssen nicht der limitierende Faktor beim Unternehmenswachstum sein. Allerdings sollte die Immobilienbranche flexibler werden. Selbst in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten funktioniert es nicht immer, Kompetenzen ausschließlich inhouse zu bündeln. Schnelles Wachstum und Arbeitsspitzen lassen sich nicht so ohne Weiteres effizient und mit den eigenen Ressourcen abdecken. Aufträge müssen eventuell sogar verschoben oder können gar nicht angenommen werden. Auch verschärfen sich die Anforderungen an die Branche zunehmend, zum Beispiel durch geforderte Dekarbonisierungsmaßnahmen und erhöhte Reportingpflichten. Das verlangt noch mehr nach Spezialisten. Und die sind rar und hart umkämpft.

Auch interessant:

Es hilft aber nicht, in Lauerstellung zu verharren und sich an altbewährte Muster zu klammern. Durch übertriebene Vorsicht liegen vorhandene Potenziale einfach brach. Dabei gibt es durchaus Lösungen, diese zu nutzen. Noch stark unterschätzt sind beispielsweise White-Label-Lösungen in der Immobilienbranche. Was in anderen Branchen bereits marktüblich ist, konnte sich in der Vergangenheit im Property-Management noch nicht durchsetzen. Dabei sind die sich daraus ergebenden Vorteile enorm und oft sogar größer als in anderen Branchen. Eine fremde Dienstleistung mit hoher Spezialisierung im eigenen Namen zu verkaufen und Kosten planmäßiger zu gestalten, führt nicht nur zu einer besseren Transparenz des eigenen Unternehmens, sondern auch zu effizienteren Prozessen. Durch solche White-Label-Lösungen kann dem Fachkräftemangel wirksam begegnet werden. Anbieter stellen nicht nur, wie bei einer klassischen Arbeitnehmerüberlassung, Personal und gegebenenfalls Infrastruktur zur Verfügung, sondern vor allem Know-how und die Garantie, dass beauftragte Leistungen selbstständig und vollkommen erbracht werden, ohne Koordination der beteiligten Dienstleister. Unternehmen können dadurch flexibel, schnell und kosteneffizient skalieren – das Personal ist kein limitierender Faktor mehr. Ob die Auslagerung der Objektbuchhaltung oder einzelner Aufgaben im Immobilienmanagement, das Outsourcing von Teilen der eigenen Service-Leistungen eignet sich für wiederkehrende Prozesse oder auch für kurzfristige Arbeitsspitzen. Es ist gerade die Skalierbarkeit, die zeitliche und personelle Entlastung sowie Planbarkeit bringt. Ganz konkret heißt das zum Beispiel: Bestandshalter oder Property-Manager von Wohnungen können schneller wachsen, weil die größere Anzahl an Einheiten mit White-Label-Formaten ohne große Vorlaufzeiten professionell in ihrem Namen gemanagt werden. Außerdem können Ressourcen effizienter eingesetzt werden: Statt Arbeitslöhnen werden bei White-Label-Lösungen Gebühren fällig, die sich an der Zahl der tatsächlich verwalteten Einheiten oder beauftragten Arbeitszeit bemessen.

Auch können Opportunitäten an verschiedenen Standorten und nicht nur in Top-Lagen genutzt werden. Natürlich muss man den Markt sondieren und erfahrene Partner finden, die sich auch mit Randlagen und C- und D-Standorten auskennen.

Fest steht, dass sich etwas bewegen muss in der Immobilienbranche, um nicht nur etwas gegen den Personalmangel zu tun, sondern auch, um effizienter zu werden und Wachstumschancen wahrnehmen zu können. Potenziale sind da, man muss sie nur ergreifen. Die Immobilienbranche und vor allem das Property-Management müssen sich dafür vom Primat der alten Arbeitswelt lösen – sie ist schlicht nicht mehr effizient.

Phillip Körner, Geschäftsführer der Smart Property Services GmbH

zuletzt editiert am 25.09.2022