Mehr Digitalisierung, mehr Bildung: Die Berlin Hyp hat eine neue Strategie aufgesetzt, die Robert Bölke, Bereichsleiter Datenmanagement, erläutert.
Mit dem neuen Bereich Datenmanagement und einer breit angelegten Bildungsoffensive für die Gesamtbank stellt sich die Berlin Hyp den Herausforderungen durch ESG und Demografie. Dies ist der nächste Schritt der Digitalisierung. Das Best-Practice-Beispiel zeigt, wie die Strategie umgesetzt wird.
Die Business- und IT-Architektur in der Finanzwirtschaft wird seit Jahrzehnten nach Prozessen und Anwendungen strukturiert. Daten rücken erst seit einiger Zeit stärker in den Fokus – allein schon aufgrund ihrer ständig stark wachsenden Menge, aber auch aufgrund ihrer zunehmenden Bedeutung in den Geschäftsprozessen für die Risikosteuerung und die Nachhaltigkeit.
Ohne Digitalisierung und Datenmanagement klappt das mit ESG nicht
Nachhaltigkeit ist heute bereits kein „Nice-to-have“ mehr, sondern aufgrund von Klimawandel, Zukunftsvorsorge und Regulatorik ein absolutes Muss. Auch die Transformation des Gebäudebestandes ist ein aufwendiger Prozess, an dessen Anfang umfangreiche Datenerhebungen ESG-relevanter Faktoren stehen, die dann analysiert werden müssen. Digitalisierung ist aber nicht nur hilfreich, sondern gleichsam unumgänglich, um die unausweichlich zunehmenden ESG-Anforderungen zu erfüllen, und gleichzeitig, um die eigenen Prozesse effizienter zu gestalten.
Die Berlin Hyp hat in den vergangenen Jahren ihre Geschäftsprozesse hinterfragt, sequenziert, neu geplant und digitalisiert. Hierbei spielen die in der Branche bekannten Portale und Plattformen der Berlin Hyp eine entscheidende Rolle, da hier Geschäftsprozesse intern wie extern übergreifend miteinander verbunden werden. Dabei wurde nicht nur der Finanzierungsprozess, sondern auch die Unternehmensorganisation angepasst. Da der effiziente wie effektive Umgang mit Daten zunehmend zur Kernkompetenz für die weitere Digitalisierung wird, wurde das Datenmanagement als neuer Bereich gegründet.
„Daten sind das neue Wasser“
Unternehmen ohne ein gut aufgesetztes Datenmanagement werden in der weiteren Digitalisierung viel Potenzial, Zeit und Geld verlieren, davon bin ich überzeugt. Denn aus meiner Sicht sind Daten für Unternehmen nicht das neue Öl, sie sind das neue Wasser. Daten laufen quer durch das Unternehmen, Prozesse sind ihre internen wie externen Transportflüsse, IT-Systeme ihre Ökosysteme und Lebensräume.
Um ein intelligentes Datenmanagement zu schaffen, bedarf es zweierlei: zum einen der profunden Fachkenntnis des Bank- und Finanzierungsprozesses sowie deren relevanten Entscheidungsparameter. Dazu kommt die Methoden-Kompetenz, diese Daten entsprechend zu erfassen, zu verarbeiten, in einem zentralen Haushalt zu organisieren und in einem Folgeschritt weiter zu analysieren und somit neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Simulationsfähigkeit wird hierbei immer wichtiger, um frühzeitig Anpassungen am Portfolio einleiten zu können. Diese Simulationsfähigkeit gibt es aber nur mit einem aufgeräumten Datenbestand und davon sauber getrennten Arbeits- und Berechnungsmethoden.
Ein sehr diverses Team formatiert sich Richtung Zukunft
Die Mitarbeitenden kommen aus allen Bereichen der Bank wie Kredit, Finanzen, Risiko oder Wertermittlung und bringen ihr Expertenwissen mit ins Datenmanagement. Hinsichtlich Alter, Erfahrung, Ausbildung, Firmenzugehörigkeit, Lebens- und Karrierezielen könnte der neue Bereich unterschiedlicher kaum sein. So gilt es neben den Daten auch unterschiedliche Generationen, Kulturen und Ansprüche zu managen. Während sich der eine schon auf den Ruhestand freut, möchte sich ein Anfang-Fünfziger für die nächsten Jahre zukunftssicher aufstellen und ein datenaffiner Millennial die Chance nutzen, die digitale Transformation der Bankenbranche aktiv mitzugestalten.
Drei neue Jobprofile: Data Manager, Advanced Data Manager und Data Scientists
Während die Fachkenntnisse sowie die digitalen Basisfähigkeiten bei allen vorhanden sind, gilt es dennoch alle auf einen gemeinsamen Stand zu bringen, speziell was die methodischen und technologischen Kompetenzen betrifft. Dafür wurde über mehrere Monate ein breit angelegtes Qualifizierungsprogramm geplant, das nun über zwei Jahre läuft. So strukturiert sich der Bereich für seine über 40 Mitarbeiter zukünftig in drei neuen Job-Profilen: Data Manager, Advanced Data Manager und Data Scientist. Data Manager sind dabei stärker in der Linie eingebunden, übernehmen die Datenarbeit an den Geschäftsprozessen und haben eine tiefe Fachkenntnis. Advanced Data Manager verfügen darüber hinaus über eine Spezialisierung in einem bestimmten Daten-Thema. Data-Scientists hingegen arbeiten stärker projekthaft an Methoden wie Standards und haben eine breite Basis in Mathematik, Statistik, Informatik und Software-Engineering.
Neben diesen drei Profilen kann in individuellen Beratungsgesprächen auch ein persönliches Programm zusammengestellt werden. Dies kann und wird auch gerne von zahlreichen Mitarbeitern aus anderen Bereichen wahrgenommen, die ebenfalls am Lernprogramm teilnehmen können. Spezialisierungsthemen können im Bereich Business Intelligence, Data Engineering, Data Mining oder Methoden zur Visualisierung sein. Künstliche Intelligenz beziehungsweise maschinelles Lernen oder die Programmiersprache Python stehen auch auf dem Programm.
Prüfungen müssen nicht sein
Die Mitarbeiter entscheiden dabei selbst, ob sie Prüfungen ablegen möchten. Von der bloßen Teilnahme über die Zertifizierung bis zur eigenständigen Fortführung als vollwertiges Studium (Bachelor, Master und ab 2024 vermutlich auch MBA) ist hier durch weitsichtige Konzeption und Modularisierung alles möglich. Wir wollen individuelle Möglichkeiten schaffen und fördern, ohne ein einheitliches Schema für alle festzulegen. Jeder von uns ist verschieden und hat seine eigene Lebenswirklichkeit – dies hat sich durch drei Jahre Corona noch verstärkt. Gute Unternehmen wissen und nutzen dies.
Ein Großteil der Weiterbildung kann in digitalen Einheiten selbstständig online nach eigenem Zeitbedarf absolviert werden. Das Qualifikationsprogramm ist mit kurzen Videos und Podcasts ebenso modern wie abwechslungsreich gestaltet und kann je nach Ambition unterschiedlich intensiv genutzt werden. Unsere Aufmerksamkeitspanne wird immer kürzer; moderne Lernprogramm berücksichtigen dies durch eine gut kuratierte Mischung an Formaten und Inhalten.
Die Digital Business University (DBU) als Partner der Berlin Hyp im Programm ist auf Erwachsenenbildung im Unternehmenskontext spezialisiert, sodass sich die Inhalte gut in den Alltag integrieren lassen. Die Module sind als ganzheitliche Lernreise auf den Bedarf der Berlin Hyp zugeschnitten und auf jedem digitalen Endgerät wie Smartphone, Ipad, PC bis hin zum Großbildfernseher nutzbar. Workshops in Kleingruppen, Live-Veranstaltungen zum Austausch sowie individuelles Coaching ergänzen die Programme und schaffen in der Post-Corona-Zeit neue Anreize und Fixpunkte für die Kooperation, Kreation und Interaktion.
Mittel gegen den Mangel an Fachkräften
Letztendlich sind Digitalisierung wie auch Qualifizierung probate Mittel, um dem Fachkräftemangel im Umfeld des demografischen Wandels besser begegnen zu können. An manchen Stellen wird die Digitalisierung menschliche Arbeitskraft ersetzten. Und das ist gut so, denn in den nächsten Jahren werden sich deutlich mehr Menschen in den Ruhestand verabschieden als junge Mitarbeiter nachkommen. Gleichzeitig sind die neu entstandenen Aufgaben und Jobprofile interessant, zukunftsgerichtet, anspruchs- und verantwortungsvoll. Das kann dann das entscheidende Plus für den Arbeitgeber sein. Denn talentierte Nachwuchskräfte werden sich für Firmen entscheiden, in denen sie sich entwickeln und gestalten können.
Der Autor: Robert Bölke leitet seit Juni 2022 den Bereich Datenmanagement bei der Berlin Hyp.
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