Dieses Bild zeigt eine große Versammlung von Modellfiguren, die eine dichte Menschenmenge darstellen.
Die zehnte Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigt: Deutschland wächst und altert stark – mit massiven Auswirkungen auf den benötigten Wohnraum. (Quelle: Pixabay)

Standorte & Märkte 2024-06-19T10:41:24.121Z ZIA: „Mehr Menschen brauchen mehr Wohnraum“

Neuen Zahlen des BBSR zufolge wird bis 2045 mit einem Bevölkerungszuwachs von 800.000 Menschen gerechnet – der ZIA appelliert an die Politik.

Laut der am Mittwoch veröffentlichten Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), werden bis zum Jahr 2045 etwa 85,5 Millionen Menschen in Deutschland leben – das entspricht einem Zuwachs von rund 800.000 Menschen beziehungsweise 0,9 Prozent gegenüber 2023. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass der politische Handlungsbedarf noch drängender ist als bisher angenommen.

Porträtfoto von Iris Schöberl
Die neue ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. (Quelle: ZIA)

„Die Politik sollte diese Zahlen unbedingt ernst nehmen“, warnt ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. „Mehr Menschen brauchen mehr Wohnraum, mehr Pflegeimmobilien und mehr Innenstadt-Angebote. Doch Entscheidungen stocken, während Deutschland den Turbo einlegen muss.“ Der Staat müsse der Branche mehr Freiraum geben und vor allem beim Tempo zulegen.

Wohnraum wichtig für die soziale Balance im Land

„Wenn mehr Menschen in Deutschland um Wohnraum konkurrieren, erhöht das den Handlungsdruck“, sagt Schöberl. Aus Sicht des ZIA sind schnelle Verbesserungen beim Bau von neuem bezahlbareren Wohnraum auch wichtig für die soziale Balance. „Dass die Aussicht auf eine Wohnung nicht nur ein Traum bleibt, sondern eine konkrete Aussicht wird, ist da ein entscheidender Punkt“, betont die ZIA-Präsidentin.

Das 14-Punkte-Papier der Bundesregierung für bezahlbaren Wohnraum hatte im vorigen Sommer in der Branche hohe Erwartungen geweckt. „Jetzt kommt es  darauf an, dass dieser Weg nicht nur beschrieben, sondern eben auch konsequent beschritten wird.“ Schöberl weiter: „Da sind Länder und Kommunen verstärkt gefragt. Planungsbeschleunigung ist nicht ein Luxus, auf den wir geduldig warten, sondern angesichts der jetzt schon angespannten Lage ein absolutes Muss.“

Große regionale Unterschiede

Hinter dem Wachstum auf nationaler Ebene verbergen sich große regionale Unterschiede. Während wirtschaftsstarke Großstädte und ihr Umland sowie zahlreiche ländliche Regionen insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg weiterwachsen, verringert sich die Bevölkerungszahl in strukturschwachen Gegenden abseits der Metropolen weiter.

Die meisten kreisfreien Städte und Landkreise mit Bevölkerungswachstum liegen in den alten Bundesländern. Das stärkste Wachstum – mehr als 14 Prozent bis zum Jahr 2045 – prognostiziert das BBSR für den Landkreis Ebersberg (Bayern) sowie die kreisfreien Städte Freiburg im Breisgau, Potsdam und Leipzig. In Ostdeutschland bleiben vor allem Berlin und weite Teile seines Umlandes auch in Zukunft auf Wachstumskurs.

Dagegen werden zahlreiche strukturschwache Landkreise abseits der Metropolen an Bevölkerung verlieren. Die Landkreise Erzgebirgskreis (Sachsen), Greiz (Thüringen) und Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) büßen bis 2045 laut Prognose mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung ein. Aber auch Regionen in Westdeutschland werden laut der Prognose Einwohner verlieren. Dies betrifft Teile Nordhessens, die angrenzenden Gebiete im östlichen Teil Nordrhein-Westfalens sowie Teile des Saarlands.

Zahl der Personen im Rentenalter steigt stark

Die Zahl der Menschen im Rentenalter (67-Jährige und Ältere) erhöht sich dem BBSR zufolge bis 2045 bundesweit um 2,2 Millionen (+13,6 Prozent). Besonders starkes Wachstum verzeichnen vor allem zahlreiche bayerische Kreise. In der Mehrzahl der Kreise in den neuen Bundesländern steigt zumindest der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe, auch wenn sich deren Zahl absolut verringert. Ursächlich für diese Entwicklung ist der aktuell bereits höhere Anteil älterer Menschen.

In Regionen mit stark rückläufigen Bevölkerungszahlen wird das Durchschnittsalter laut BBSR überdurchschnittlich stark ansteigen. Im Jahr 2045 werden die Menschen in den Landkreisen Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt), Altenburger Land (Thüringen), Greiz (Thüringen) und Spree-Neiße (Brandenburg) im Schnitt älter als 50 Jahre alt sein. Am anderen Ende der Liste stehen Universitätsstädte wie Frankfurt am Main, München oder Heidelberg. Die Bevölkerung wird in diesen kreisfreien Städten auch 2045 im Schnitt jünger als 41 Jahre alt sein. Die kreisfreie Stadt Leipzig weist unter den ostdeutschen Kreisen mit 42 Jahren den niedrigsten Wert auf, gefolgt von Berlin (42 Jahre) und Jena mit knapp 43 Jahren.

In den kreisfreien Städten wird laut Prognose die Zahl an Kindern und Jugendlichen bis 2045 zunehmen – in München, Landshut und Freiburg im Breisgau sogar um mehr als ein Fünftel. Das liegt daran, dass hier der Bevölkerungsanteil der jüngeren Frauen überdurchschnittlich hoch ist. Für Berlin und Leipzig rechnet das BBSR mit einem Anstieg von fast einem Fünftel.

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zuletzt editiert am 19. Juni 2024