Luftansicht des Quartiers Main Yard in Frankfurt am Main
Das Main Yard soll sich als offener Lebensraum in das Frankfurter Allerheiligenviertel integrieren. (Quelle: Nookta)

Projekte 2024-07-25T06:09:37.914Z Main Yard: Bunter Ort der Begegnung

Die Ort Group positioniert das Allerheiligenviertel in Frankfurt neu – ein Best Practice.

Das Frankfurter Allerheiligenviertel hat lange darauf gewartet, behutsam in ein neues urbanes Zeitalter überführt zu werden. Der historisch gewachsene, zentral gelegene und jahrzehntelang in Vergessenheit geratene Stadtteil ist neben dem Frankfurter Bahnhofsviertel einer der drei Rotlichtbezirke der Mainmetropole. Kunst und Kultur prägen Mikrostandorte oft über Jahre hinweg, was auch auf das Allerheiligenviertel zutrifft. Dies gilt es zu erhalten und in Vorbereitung für spätere Nutzungen vielfältige Räume zu schaffen, die den Gegebenheiten gerecht werden.

Das Ziel

Das Allerheiligenviertel soll zu neuem Leben erweckt werden. Dazu ist viel Engagement, Einfühlungsvermögen, Offenheit, aber auch Ehrlichkeit gegenüber allen Projektbeteiligten nötig, um die innerstädtischen, aber lange vernachlässigten und durch das Rotlichtmilieu geprägten Flächen behutsam zu wandeln, aufzuwerten und nutzbar zu machen.

bemalter Bauzaun mit Kopf in verschiedenen Farben
Bunt und positiv, so soll das Main Yard von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. (Quelle: Ort Group)

Die Herausforderung

Eine der großen Herausforderungen dieser Projektentwicklung bestand und besteht darin, diesen über Jahrzehnte in Verruf geratenen Kiez in das Frankfurter Stadtbild zu reintegrieren.  Auch der Umgang mit den Bestandsmietern der Wohnungen, die einer späteren Bebauung weichen müssen, stellt eine besondere Aufgabe in der Kommunikation dar.

Leute auf Liegestühlen vor alten Mauern
Zwischennutzungen machten das Gelände für Besucher erlebbar. (Quelle: Ort Group)

Die Umsetzung

Die Kommunikationsstrategie zur Veränderung des Images des Quartiers fußt darauf, Frankfurt, die Bewohner des Viertels, die unmittelbaren Nachbarn, die zuständigen Behörden sowie zukünftige Mieter und Gewerbetreibende und alle, die in irgendeiner Weise mit dem Main Yard in Kontakt kommen, mitzunehmen und die Vision eines neuen offenen Stadtviertels und dessen wiederbelebten Lebensqualitäten in ihnen zu erwecken.

Durch den persönlichen Kontakt zu allen lokalen Stakeholdern und einer transparenten und sorgsamen Kommunikation ist es über einen Zeitraum von knapp drei Jahren gelungen, sukzessive angrenzende Nachbarhäuser hinzuzukaufen und jedem einzelnen der anfänglich rund 100 Bestandsmieter mit bis zu 40 Jahre alten Mietverträgen zu einem neuen Zuhause zu verhelfen – von der Organisation des Umzugs ins Ausland bis zur Einrichtung der neuen Wohnung. Im direkten Gespräch Bedürfnisse dieser Menschen zu verstehen und sich derer anschließend anzunehmen, war auch im Hinblick auf eigene Interessen nicht immer einfach. Letztendlich war diese Vorgehensweise der Schlüssel zu einer harmonischen Projektentwicklung ohne Proteste, Prozesse und Auseinandersetzungen, bei denen am Ende beide Seiten verloren hätten.

Person in Sicherhheitswest und Bauhelm hält zwei Bücher zum Projekt Main Yard
Zwei Buchbände dokumentieren die Repositionierung des Stadtquartiers. (Quelle: Ort Group)

Das Ergebnis

Bereits in der Zeit zwischen dem Ankauf 2017 und den ersten Baumaßnahmen wurde das gesamte Main-Yard-Areal für unentgeltlich Zwischennutzungen geöffnet und die leerstehenden Flächen der Frankfurter Kreativszene zur Verfügung gestellt. Unter anderem nutzten Städelschülerinnen und -schüler die Ausstellungsflächen und ließen gemeinsam mit anderen Zwischennutzungskonzepten bereits zwei Jahre vor Baubeginn einen temporären Placemaking-Kosmos entstehen, zu denen auch Pop-up-Stores lokaler Gastronomen oder ein Nachtclub gehörten. So erlebten mehr als 200.000 Menschen das Main-Yard-Feeling live, noch bevor die ersten Bagger rollten.

Durch die gelebte Offenheit und entsprechende Kommunikation über soziale Medien konnte das Main Yard von Anfang an in seiner Zentralität als Begegnungs- und Lebensraum positiv belegt werden, sodass die Kunstbegeisterten und Nachtschwärmer zu nachhaltigen Multiplikatoren des Quartiersgeistes wurden, der sie oder Nahestehende zu potenziellen zukünftigen Mietern und Nutzern des Quartiers macht.

Daten und Fakten

Ankauf des Areals: 2017

Besucher:innen bei Zwischennutzungen: über 200.000

Beginn Hochbaumaßnahmen: 2023

Geplante Fertigstellung Main Yard: 2025

Geplante Nutzungen: etwa 300 Mietwohnungen, ein Hotel und ein Serviced Apartmenthaus, gastronomische Angebote und Einzelhandelsflächen

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zuletzt editiert am 25. Juli 2024